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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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dieser Zeit in meinem Kopfkino ein paar Dinge erlebt, von denen ich mir sicher bin, dass sie mich entscheidend beeinflusst haben, ins Leben zurückzukehren. Oder – wenn wir im Bild bleiben wollen – das Radio wieder anzumachen. Was war passiert? Wen oder was habe ich gesehen?

Wiedersehen auf der Wiese
    Ich habe meinen Vater gesehen, der schon vor dreißig Jahren gestorben war. Damit können wir dann auch ausschließen, dass mein Vater wiedergeboren wurde, sonst hätte ich ihn ja nicht treffen können.
    Wir standen zusammen auf einer saftigen, grünen Wiese. Diese Wiese und diesen Ort werde ich nie vergessen, und wenn ich wüsste, wo dieser Ort so ähnlich auf dieser Welt zu finden ist, dann würde ich mich auf die Suche machen, bis ich ihn gefunden hätte. Das Grün der Wiese war nicht einfach grün, es war so unwirklich grün wie in einer von diesen ollen Butterwerbungen, wo man immer denkt, dass es solche Wiesen auch nur dank digitaler Nachbearbeitung gibt. Aber dieser Ort war irgendwo im Niemandsland, und obwohl ich im Koma war und alles wohl nur geträumt habe, könnte ich schwören, dass alles echt und real war. Verrückt, ich weiß.
    Egal. Ich stand also auf dieser wilden Wiese inmitten all dieser wunderbaren Blumen und sah einen Himmel so hellblau, wie man ihn sich nur in Barbies pastellfarbener Bonbon-Welt vorstellt. Oder besser gesagt, wo ihr guter Freund, der letzte Lavendeltarzan Ken, wahrscheinlich auf Barbies Geheiß hin den Himmel extra in diesem wahnsinnig kitschigen Blau hat anmalen müssen, weil er sonst von ihr verstoßen worden wäre, ins Land der usseligen He-Männer. Tolle Vorstellung, oder? Natürlich werden Sie jetzt vor lauter Klischee zusammenzucken und sagen: »Pass auf, jetzt kommt gleich die Sache mit dem komischen, gleißend warmen Licht …« Quatsch mit Soße, liebe Freunde, das war ja kein David-Hamilton-Film, wo Sechzehnjährige im Tüllhemdnebel knutschen! Es war einfach ein wunderbar warmer Sommertag! Kaiserwetter an einem unvergleichlich schönen Ort, der Friede und 1000 Kilo reines Glück vermittelte. Wann immer ich an diese Bilder zurückdenke, packt mich eine wunderbare Sehnsucht, und ein heftig dicker Glücksstrahl durchflutet meinen geschundenen Körper und gibt mir diesen beruhigenden Seelenfrieden für ein paar wohlige Minuten. Und immer wieder, wenn ich an diesen Traum denke, dann frage ich mich, ob mit dem Tod wirklich alles zu Ende ist? Oder reist unsere Seele dann wirklich zu diesen Wiesen der Glückseligkeit? Wo wir die treffen, die wir schon lange begraben haben. Ist es wirklich wie in dieser wunderbaren Elegie »Adonais« des englischen Romantik-Poeten Percy Shelley, wo es heißt:
    »Peace, peace! He is not dead, he doth not sleep,
    He hath awaken’d from the dream of life!»
    Friede, Friede! Er ist nicht tot, er schläft nicht,
    Er ist erwacht vom Traum des Lebens!
    Ja, vielleicht ist es genau DAS ! Das Leben ist ein Traum, und wenn wir sterben, erwachen wir an einem anderen Ort und leben weiter? Warum nicht? Dort, wo ich war, war es jedenfalls wunderbar. Und das Beste war: Nicht nur mein Vater befand sich an diesem Weltklasseort, es kam noch besser: Um uns herum tollte ausgelassen meine über alles geliebte und leider vor Jahren verstorbene weiße Schäferhündin Frau Doktor! Ich war außer mir vor Freude, sie so glücklich zu sehen, von meinem Vater ganz zu schweigen! Aber zu meiner völligen Überraschung war mein Vater gar nicht glücklich über unser Wiedersehen! Er schaute mich an und fragte mich ganz erstaunt: »Was willst du denn hier? Das geht aber nicht!« Ich weiß sogar noch, dass ich daraufhin gesagt habe: »Ich würde sehr gerne bei euch bleiben, aber ich habe einen Sohn, der mich braucht und Mama würde durchdrehen!« Er sagte nur: »Ich weiß, ich weiß!« Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mir sagen wollte: »Du bist zu früh, deine Zeit ist noch nicht gekommen!« Und je mehr ich darüber nachdenke, bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass es genau so war. Mein Vater hat mich schlicht und einfach zurückgeschickt. Angesichts der Tatsache, dass er für meinen Geschmack auch viel zu früh von uns gegangen war, macht das sogar noch mehr Sinn. Jedenfalls fühle ich das so, lieber Papa. Und für alle, die sich fragen, warum die Gabriele Köster so eine verrückte Krawallschachtel ist, kommt jetzt mal eine sehr wichtige Antwort: wegen meinem Papa! Ich glaube, es wird mal Zeit, dass ich mal was von meinem Papa erzähle, denn er ist ein sehr

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