Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
ollen Köster durchmachen müssen! Permanent die kläffenden Viecher, die usseligen Paparazzis und jetzt natürlich auch noch das volle Tatütata-Programm. Ohne Drama geht es nicht bei der Frau Köster. Zugegeben, da ist ein bisschen was dran, das lässt sich nicht so einfach wegbügeln. Damals habe ich Gott sei Dank nichts dergleichen gedacht. Mir ging es einfach nur schlecht, und ich habe zwar gewisse Wortfetzen gehört, aber das war alles schon sehr weit weg. Wie in Watte gepackt und kaum noch verständlich, es war, als ob das gar nicht mehr zu meinem Film gehörte. Ich befand mich wohl schon auf der Fähre über den Hades, aber noch galt die alte Chris-de-Burgh-Parole: »Don’t pay the Ferryman!« Während der Fahrt wurde dann gecheckt, ob eine Spezialklinik für Schlaganfälle noch Kapazitäten frei hatte. Dort wurde ich dann auch erst mal hingebracht. Ab diesem Zeitpunkt enden auch meine eigenen realen Erinnerungen. Der zweite Dachschaden versuchte mit aller Gewalt mich per Express-Einschreiben zum lieben Gott zu befördern. Ob der Herr Fährmann wusste, wen er da an Bord hatte? So leicht ließ ich mich nicht von einem schangeligen Dreibein ins Jenseits rudern. Das wollten wir doch mal sehen, wer hier das letzte Wort hatte!
Was ich ab jetzt von der Einlieferung und den medizinischen Maßnahmen erzähle, basiert im Wesentlichen auf dem, was mir die Ärzte und meine Familie hinterher gesagt haben: Mit einiger Verspätung im Klinikum angekommen, gingen erst mal etliche Untersuchungen los: CT ’s und MRT ’s und das komplette Programm. Das Gehirn war sehr angeschwollen, das ist gefährlich, denn wenn es auf das Stammhirn drückt, ist Ende im Gelände. Duster im Keller. Deshalb hatte man mir einen Teil des Schädels entfernt, damit das Gehirn mehr Platz hatte. Das Gehirn wollte aber nicht abschwellen (schließlich ist es mein Hirn und ich kann sehr stur sein), deshalb hatte man nach einer weiteren Untersuchung meinen ganzen Körper heruntergekühlt. Meine Familie stand in Schal und Mantel an meinem Bett, alle Fenster auf, Anfang Januar, saukalt. In der Nacht stellten die Ärzte nach einer weiteren Untersuchung fest, dass ich noch eine Hirnblutung hatte. Also wurden wieder die Messer gewetzt für eine weitere Operation. Das sagte man mir mit den Worten: »Jetzt regen Sie sich bitte nicht auf! Wir müssen Ihnen einen Teil der Schädeldecke entfernen!«
Im Komaliegen hab’ ich mir ruhiger vorgestellt
Ich habe dreieinhalb Wochen im Koma gelegen, und trotzdem schwöre ich Stein und Bein, dass ich einige Sachen im Unterbewusstsein mitbekommen habe. Zum Beispiel erinnere ich mich noch sehr gut an die Säge- und Bohrgeräusche, als man mir die Schädelplatte entfernte. Das glauben Sie nicht? Sie meinen, das würde ich mir im Nachhinein einbilden? Dann stellen Sie sich doch mal einen Tag lang ohne Ohrstöpsel bei Obi an die Holzsäge, bis Ihnen der Lärm und die Vibrationen der Säge durch Mark und Gebein brettern! Oder stellen Sie sich vor, der Zahnarzt lässt die Wurzelbehandlung ausfallen und setzt die Zahn-Hilti stattdessen direkt an der Schläfe an – so komatös können Sie gar nicht sein, um dieses grauenhafte Knirschen und Rattern und Heulen der schrillen Säge aus dem Bewusstsein zu stornieren! Auch das Herunterkühlen des Körpers für das künstliche Koma habe ich als Frostgefühl »wahrgenommen«! Das Interessanteste aber waren nicht die körperlichen Empfindungen während des Komas, sondern meine spirituellen und visuellen Erlebnisse! Ich glaube fest, dass es viele Faktoren waren, die mich dazu bewegt haben, nicht zu sterben beziehungsweise wieder aus dem Koma aufzuwachen. Mein Sohn Donald und meine Mutter Maria sind bestimmt sehr wichtig für meine Umkehr vom Weg ins Jenseits gewesen. Beide haben wohl unzählige Stunden an meinem Bett gesessen, gebetet und geweint: »Liebe Gaby, du darfst nicht gehen, wir brauchen dich doch noch so sehr.« Alleine die Vorstellung, dass meine Mutter, die wirklich unglaublich temperamentvoll und nicht unbedingt für ihre Wortkargheit bekannt ist, (will sagen, sie spricht eigentlich permanent ohnepunktundkomma) es für fast drei Wochen komplett die Sprache verschlagen hat (wie gute Freunde mir versichert haben!). Weil sie so unter Schock stand, dass sie nicht mehr sprechen konnte, ist eigentlich unfassbar für mich! Meine Mutter sagt heute selber, dass es ihr nicht nur die Sprache verschlagen hatte, sondern sie auch nichts essen konnte, nicht richtig denken, nicht
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