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Kronjuwel (German Edition)

Kronjuwel (German Edition)

Titel: Kronjuwel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Mann
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Prolog
    Es war ein unbeschreiblicher Abend.
    Der heftige Regen war weitergezogen und hinterließ ein Bild von atemberaubender Schönheit. Durch hauchdünne Risse in der dichten Wolkendecke strömte warmes, orangefarbenes Licht der untergehenden Sonne herab und reflektierte sich auf den regennassen Straßen und Hausdächern. Auf den vorbeifahrenden Autos schienen die feinen Regentropfen, die in Schlieren an den Oberflächen herab glitten, mit den einfallenden Lichtstrahlen zu tanzen, als freuten sie sich gemeinsam über das vorübergezogene Unwetter.
    Der leichte Wind, der noch immer ging, brachte die Palmen im Park auf der anderen Straßenseite in Bewegung, doch nicht heftig und ruckartig, sondern vielmehr weich und liebevoll folgten die Bäume den ablandigen Böen. Das große Haus aus rötlichen Backsteinen an der Ecke zweier Straßen lag beinahe unheimlich still da. Es war einmal eine Kirche gewesen, ein Bauwerk, in dem Menschen Zuflucht vor den Sorgen ihres Alltags gesucht hatten. Durch die hohen Fenster aus buntem Glas an der zur Straße zeigenden Seite des Gebäudes fiel das letzte Licht des Tages in das Innere des jetzt zur Luxuswohnung umgewandelten Kirchenschiffs. Drinnen brannte kein Licht, sodass nur die Lichtkegel, die durch die Fenster hereingelassen wurden, den alten Holzboden an einigen Stellen beleuchteten. Es war völlig ruhig, nicht einmal ein tropfender Wasserhahn in der Küchenzeile oder das leise Summen des ausnahmsweise mal ausgeschalteten Computers störte die perfekte Stille. In unregelmäßigen Abständen fuhren Autos draußen vorbei und rauschten durch die Pfützen auf der Fahrbahn, doch nur gedämpft klangen die Geräusche in das Innere des ehemaligen Gotteshauses.
    Dann, jäh wie ein Blitz, wurde die Ruhe von dem kratzenden Geräusch eines Schlüssels unterbrochen, der fahrig in das Schloss gesteckt wurde. Satt drehte sich der Schlüssel zwei mal ganz herum, dann öffnete sich die große, schwere Eingangstür aus dunklem Holz. Als sie aufgestoßen wurde, ließ sie einen weiteren, immer breiter werdenden Lichtkegel in das dunkle Innere der Wohnung eindringen. Regennass stand Noah in der Tür und stolperte vorwärts in die Mitte des einzigen großen Wohnraumes, der nicht wie in herkömmlichen Wohnungen durch Wände vom Rest der Wohnfläche getrennt war, und fiel zu Boden. Die Tür fiel nicht ganz ins Schloss als er heftig auf dem Bauch landete und sich mit den Unterarmen abstützte. Vollkommen geräuschlos rannen Tränen sein Gesicht herunter. Er drehte sich mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht auf den Rücken und blieb dort flach mit ausgestreckten Beinen und Armen liegen.
    Sein Blick wanderte planlos über die hohe, weiße Decke und die Holzbalken, die diese stützten und verspannten. Dann, nachdem er einige Augenblicke so verharrt war, griff er mit der rechten Hand in die Innentasche seines Regenmantels und zog sein Telefon heraus. Immer noch flach daliegend hob er es vor sein Gesicht und tippte mehrmals auf den Bildschirm, bevor er es sich an sein Ohr hielt. Das leise Tuten in der Leitung war selbst einige Meter von ihm entfernt noch zu hören, so leise war es um ihn herum.
    »Derrick Masters«, meldete sich endlich eine Stimme am anderen Ende der Leitung und Noah atmete mit geschlossenen Augen auf.
    »Sie ist tot«, sagte er ohne Umschweife und wartete keine Reaktion seines Gesprächspartners ab bevor er fortfuhr, »Sie hat sich umgebracht.«
    Es folgte eine betretene Pause.
    »Es... es tut mir so leid«, gab Derrick endlich nach einer gefühlten Ewigkeit zurück.
    »Es ist meine Schuld, Derrick«, sagte Noah, als hätte er ihn gar nicht gehört, »Meine Schuld.«
    »Unsinn«, klang es forsch durch den Hörer, »Ganz im Gegenteil. Wenn du nicht gewesen wärst...«
    »Wenn ich nicht gewesen wäre! Wer weiß, ob es soweit hätte kommen müssen, wenn ich nicht gewesen wäre«, fiel Noah ihm ins Wort.
    Es folgte eine erneute Pause, in der keiner etwas sagte. Immer noch strömten Tränen aus Noahs Augenwinkeln und liefen über seine Schläfen auf den warmen Holzboden, auf dem er lag.
    »Was willst du jetzt tun?«, brach Derrick erneut das Schweigen.
    Noah atmete schwer aus.
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte er, doch dann fügte er hinzu, »Aber ich weiß, dass Aussteigen allein nicht mehr reicht. Es müssen einige dafür bezahlen, was geschehen ist.«
    »Gehörst du auch dazu?«, fragte Derrick und klang dabei als wolle er die Antwort gar nicht hören.
    »Du musst mir einen Gefallen tun,

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