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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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Stich in der Magengrube. Im Grunde hatte sie ja doch gehofft … Ach, was. Sollte Hubert doch zum Teufel gehen! Sollten alle Männer zum Teufel gehen! Sahen in ihr nur den praktischen Trenchcoat! Und bemerkten nicht das Sonntagsausgehkleid darunter. Typisch!
    Als sie kurze Zeit später ihr kleines Auto parkte, sah sie, dass bei Lilli Licht brannte.
    »Lilli?« Judith klopfte gegen eine Scheibe.
    »Kannst du dir nicht angewöhnen zu klingeln?«, fragte Lilli missbilligend.
    »Aber Lilli. Wenn du eh’ hinter der Gardine stehst und neugierig bist.«
    »Ich stehe nicht und bin neugierig. Ich habe den Mond bewundert. Heute Nacht ist Vollmond.«
    »Du hast plötzlich romantische Anwandlungen? Das glaubst du doch selbst nicht. Ich sah Nachbar Petersen gerade aus seiner Stammkneipe wanken. Könnte das vielleicht der Grund sein für deine Mondsüchtigkeit?«
    »Ich mache mir gar nichts aus Herrn Petersen«, antwortete Lilli eisig. »Und wieso sollte ich nicht das Recht haben, romantisch zu sein.«
    »Das Recht hast du ja.« Judith lachte. »Aber nicht die Gabe dazu. Du bist die realistischste Person, die ich kenne, und ich kenne eine Menge Leute. Der Mond ist dir ziemlich schnuppe. Es sei denn, du könntest damit irgendwelche Herzensbekenntnisse aus armen Junggesellen herauslocken. Dann muss er natürlich schnell mal herhalten, der gute Mond. Stimmt’s?«
    »Komm endlich rein.«
    Judith folgte ihrer Mutter, die genauso aufrecht ging wie Hubert.
    »Lilli? Hast du auch Nachricht erhalten?«
    »Als ich heute Abend nach Hause kam, fand ich den Brief.«
    »Wir haben’s geschafft! Ist das nicht herrlich?«
    »Du hast es geschafft«, meinte Lilli unbehaglich. »Du weißt, ich bin nicht oft mit Hubert einer Meinung. Aber dieses Mal, glaube ich, hat er recht.«
    »Lilli! Du bist die Großmutter! Wie redest du denn?«
    »Ich habe getan, was du wolltest. Ich habe die Vormundschaft beantragt, ich habe versucht, den Behörden zu beweisen, dass ich weder senil noch hinfällig und daher durchaus in der Lage bin, vernünftige Entscheidungen zu treffen, und betont, dass wir zusammen in einem Haus leben und es den Kindern an nichts fehlen wird, obwohl du unverheiratet bist. Und ich habe verschwiegen, dass ich eigentlich keinerlei großmütterliche Gefühle verspüre. Aber nun ist Schluss. Ich will mein Leben noch ein bisschen genießen. Und nicht drei Kinder erziehen.«
    »Du erziehst sie nicht, sondern ich. Du wirst nur gefragt bei wichtigen Entscheidungen.«
    »Aber ich lebe im Haus. Es wird jede Menge Unruhe geben. Und glaube ja nicht, ich spiele Babysitter, wenn du mal mit Hubert verreisen willst. Ich bin dem nicht gewachsen, ich habe eine zarte Gesundheit.«
    »Du hast doch eine Gesundheit wie ein Pferd und wirst uns noch alle überleben. Und wegen der Reisen mit Hubert brauchst du dir keine Sorgen machen. Hubert hat zum Rückzug geblasen, so elegant und verlegen wie ein Tanzstundenjüngling, der bemerkt, dass seine Angebetete Schuhgröße 48 hat.«
    »Du meinst, aus eurer Hochzeit wird nichts?«
    »Von Heirat war sowieso nie die Rede. Aber jetzt, mit den Kindern … Nein, Hubert sucht eher etwas für Madeira und die Salzburger Festspiele. Keine Popmusik, Jeans und zerschundene Knie.« Judith lachte. »Egal, Mutter. Stell’ dir vor: Eine Menge junger Leute wird ins Haus kommen, Oliver wird im Kirschbaum sitzen, Stefanie mit ihren Freundinnen im Garten toben … Ach, ich freue mich schrecklich. Gleich morgen werde ich mit den Kindern telefonieren.«
    »Ich nicht. Ich freue mich nicht, damit du es nur weißt.« Lilli zog eine Grimasse.
    »Weil du eben keine Phantasie hast. Das ist es.« Judith küsste ihre Mutter auf die Stirn und klopfte beim Hinausgehen nochmals vergnügt gegen die Scheibe. »Keine Phantasie und null Bock auf Arbeit, du störrisches Großmütterlein, stimmt’s?«, rief sie übermütig.
    Auch in Ulm hing der Mond prall und gelb am Himmel und wetteiferte mit den Straßenlaternen, die die dunklen Zimmer erleuchteten, in denen bereits alle schliefen. Fast alle.
    »Bist du noch wach?«, fragte Steffi. Sie saß auf der Bettcouch im Gästezimmer von Anna und Konrad und starrte auf Claudia, deren blonde Locken auf dem weißen Kissen lagen und die sehr jung und verführerisch wirkte.
    »Nein. Ich denke nach.«
    »München?«
    »Ja.«
    »Magst du Judith?«
    »Na ja. Sie ist ganz nett. Aber furchtbar spießig. Wenn man bedenkt, dass sie sogar zwei Jahre jünger ist, wie Mutter war …«
    »Und der Typ erst, den sie da kannte.

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