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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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erwiderte sie: »Im
Holzschuppen. Mr. Cameron konnte Pancho natürlich das bessere Nest bieten. Ich
kann das nicht. Meine Wirtin ist Krähen gegenüber leider etwas voreingenommen.
Darum muß Pancho sich bei mir mit dem Holzschuppen nebenan begnügen.«
    »Wieso ist die Krähe jetzt bei
Ihnen?«
    »Nun, Pancho und ich sind alte
Freunde. Er verbrachte immer den halben Tag bei mir.«
    Ich bat sie, mir mehr von dem
Vogel zu erzählen.
    »Mein Vater hieß Frank. Die
Krähe wurde nach ihm genannt. Pancho heißt auf spanisch Frank.«
    »Dann kannten Sie also auch Mr.
Cameron näher?«
    »Aber ja.«
    »Schon lange?«
    »Ich kannte ihn schon als
Kind.«
    »Kennen Sie Harry Sharples?«
    Sie nickte zustimmend.
    »Auch Shirley Bruce?«
    »Ja, ich kenne Miss Bruce. Aber
wir sind nicht... nun, ich sehe sie nicht oft. Wir sind einander nicht sehr
gewogen.«
    »Und Robert Hockley?«
    »Ja, ihn kenne ich auch.«
    »Das finde ich alles recht
interessant.«
    Sie schüttelte den Kopf und
sagte: »Ich fürchte, ich werde Sie enttäuschen. Es steckt keine besondere
Geschichte dahinter. Mein Vater war Verwalter einer Mine von Cora Hendricks.
Als Miss Hendricks starb, war ich noch ein Kind. Ich kann mich also nicht an
sie erinnern. Mein Vater wurde drei oder vier Jahre später bei einem Unglück im
Bergwerk getötet. Mr. Cameron und Mr. Sharples, die zusammen das Hendrickssche
Vermögen verwalten, hingen sehr an meinem Vater und waren von seinem Tod tief
betroffen. In gewisser Weise glauben sie, daß... nun, ich nehme an, ihm sind
die ersten Erfolge des Unternehmens zu verdanken. Große Einnahmen aus der
Goldmine wurden erst drei oder vier Jahre nach dem Tod von Miss Hendricks
erzielt.«
    »Die Krähe kennt Sie also?«
    »Aber ja. Wir sind gute
Freunde. Sehen Sie, Pancho fliegt gern herum, und da eine Krähe
Bewegungsfreiheit haben soll, hatte Mr. Cameron es oben in seinem Hause so
eingerichtet, daß sie kommen und gehen konnte, wie sie wollte. Ich konnte ihr
nur den alten Holzschuppen bieten. Dort habe ich einen Käfig für sie
aufgestellt und eine Scheibe aus dem Fenster entfernt. So kann Pancho zu mir
kommen, wann er will. Manchmal setzt er sich auf das Schuppendach und ruft nach
mir. Dann gehe ich hinaus und spreche mit ihm, und er setzt sich auf meine
Schulter und läßt sich mit kleinen Leckerbissen füttern. Wenn ich nicht zu Hause
bin, fliegt er hier in seinen Käfig und wartet auf mich oder fliegt auch zu Mr.
Cameron zurück. Aber seit drüben diese schreckliche Sache passiert ist, ist er
nur hier. Pancho fühlt sich nun sehr einsam. Wollen Sie ihn sehen?«
    »Ja, sehr gern.«
    Sie führte mich hinter das Haus
zu einem kleinen Schuppen, der nicht größer als drei Meter im Quadrat war und
in dem alte Koffer, Kisten, Feuerholz, ein paar abgefahrene Autoreifen und
einige Holzkloben herumlagen.
    »Heutzutage wird ja überall mit
Gas geheizt«, erklärte sie. »Meine Wirtin im Vorderhaus hat zwar einen Kamin,
aber ich glaube, sie benutzt ihn nie. Pancho muß in seinem Käfig sein. Komm
her, Pancho, wo bist du?«
    Jetzt erst bemerkte ich in
einer dunklen Ecke den Krähenkäfig. Er war ein genaues Gegenstück zu dem Käfig,
den ich in Camerons Haus gesehen hatte. Als sie lockte, rührte sich der Vogel,
aber ich konnte ihn in der dunklen Ecke nicht erkennen. Dann kam er aus dem
Käfig gehüpft und flatterte mit schlagenden Flügeln auf Miss Grafton zu, und
als er mich beäugte, hüpfte er plötzlich mit einem merkwürdigen Flattern zur
Seite.
    »Na, komm, Pancho«, lockte sie
wieder und streckte ihm einen Finger entgegen.
    Die Krähe verdrehte den Kopf,
um mich mit ihren Perlaugen zu betrachten: »Lügner«, krächzte sie und gab komische
Laute von sich.
    »Aber Pancho, das tut man doch
nicht. Das ist unartig. So benimmt sich doch eine gute Krähe nicht. Komm her zu
mir«, lockte Miss Grafton wieder.
    Vorsichtig hüpfte die Krähe auf
sie zu und blieb auf dem Brennholz vor ihr sitzen.
    »Nun komm doch. Mr. Lam will
sich mit dir anfreunden. Er möchte gern etwas über dich wissen. Komm her und
sprich freundlich mit ihm.«
    Die Krähe machte einen weiten
Hüpfer und landete mit einem raschen Flügelschlag auf ihrem ausgestreckten
Finger. Miss Grafton kraulte sie mit der anderen Hand unter der Kehle und sagte
beiläufig: »Pancho haßt es, wenn man ihm die Hand auf den Kopf legt. Damit kann
man ihn strafen. Man braucht nur die Hand auf seinen Kopf zu legen, dann
bekommt er geradezu Anfälle. Alle Vögel hassen es, eingesperrt zu sein.

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