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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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nur.
    »Der eine ist tot.« Damit
wandte ich mich ab und ging die Treppe hinunter.
     
     
     

Elftes Kapitel
EIN MÖRDER
SCHICKT KONFEKT
     
    A ls ich am nächsten Morgen unser
Büro betrat, erwartete mich Bertha mit leuchtenden Augen. »Donald, Liebling, du
hast wirklich einen Haupttreffer gemacht. Du bist einfach großartig. Bertha
wußte genau, daß wir einen Goldfisch geangelt haben.«
    »Was ist nun schon wieder los?«
fragte ich und ließ mich in einen Stuhl fallen.
    »Harry Sharples«, erklärte sie.
»Du hast ihn dir geangelt, Donald. Er hat gerade angerufen. Stell dir vor, er
bietet fünfhundert Dollars in der Woche. Du sollst ständig bei ihm sein.«
    »Was heißt das, ständig bei ihm
sein?«
    »Er will dich als Leibwache.«
    »Für wie lange denn?«
    »Er garantiert sechs Wochen.«
    »Ohne mich! Kommt überhaupt
nicht in Frage.«
    Berthas Stuhl quietschte
empört, als sie überrascht hochfuhr.
    »Was sagst du da?«
    »Sharples kann von mir aus ins
Wasser gehen. Ich will nichts von ihm wissen.«
    »Was soll das heißen >Ich
will nichts von ihm wissenverrückt geworden, daß du dich wie eine Primadonna aufführst? Es geht um
fünfhundert Dollars in der Woche.«
    »Dann mach du es doch. Ich
werde dich nicht daran hindern.«
    »Ich?«
    »Ja, du.«
    »Aber er will nicht mich,
sondern dich.«
    »Laß den Stuß. Er will eine
Leibwache. Dazu tauge ich nicht, aber du müßtest das prachtvoll können.«
    Sie starrte mich wütend an.
    »Ich gehe jetzt wieder und sehe
mich ein bißchen um. Du weißt wohl auch noch nicht, was aus Bob Camerons Krähe
geworden ist?« fragte ich sie.
    »Das Federvieh ist mir wurscht.
Aber wenn du dir einbildest, du könntest einen Auftrag ablehnen, der uns über
zweitausend Dollars im Monat einbringt, irrst du dich. Bedenke doch, das sind
mehr als fünfundsechzig Dollars pro Tag!«
    »Ich werde es bedenken«,
antwortete ich ungerührt.
    Plötzlich änderte sie ihre
Taktik. »Donald, Liebling«, flötete sie, »du warst immer ein Spaßvogel. Du
willst Bertha nur auf den Arm nehmen, nicht wahr?«
    Ich gab keine Antwort.
    Mit einem verlogenen Lächeln
fuhr sie fort: »Ich sollte dich besser kennen. Bertha verläßt sich auch weiter
auf dich, Donald. Wenn es brenzlig wird, stehst du ja doch deinen Mann.«
    Auch darauf erwiderte ich
nichts.
    Nach einer Pause fing sie
wieder an. »Ich erinnere mich noch genau, wie du zu mir kamst und nach Arbeit
fragtest. Damals war es nicht leicht, einen Job zu finden, und du hattest
Hunger, Donald; fast verhungert warst du. Damals hätte dir ein winziger
Bruchteil von dem, was uns dieser Sharples jetzt einbringt, viel bedeutet, oder
nicht? Sei ehrlich, Donald!«
    »Sicher hätte er das.«
    Nun strahlte sie mich an. »Ich
werde nie vergessen, wie schwach und blaß du ausgesehen hast, so
heruntergekommen, und wie du dankbar für die Arbeit warst. Lieber Himmel, hast
du damals geschuftet. Ich konnte dir auftragen, was ich wollte, du hast es
erledigt. Du hast ein gutes Stück Aufbauarbeit für die Firma geleistet. Nach
und nach gab Bertha dir immer wichtigere Aufträge, und dann wurden wir
schließlich Teilhaber. Ist es nicht eine schöne Entwicklung, Donald?«
    »Einfach herrlich«, erwiderte
ich trocken.
    »Ich weiß, daß du mir dankbar
bist, es liegt dir nur nicht, viele Worte darum zu machen.«
    »Als ich bei dir anfing, war
dein Laden allerletzte Klasse, du bekamst nur den miserabelsten Kram. Du
mußtest jeden Auftrag annehmen, jede Dreckarbeit, für die andere Agenturen sich
zu schade waren. Für übelriechende, kleine Scheidungsfälle warst du deinen
Winkeladvokaten gerade gut genug. Du quältest dich mühsam durch und hattest
keine Vorstellung von dem, was dazu gehört, mehr als fünfhundert Dollars im
Monat zu verdienen...«
    »Das ist eine Lüge«, schrie
sie.
    »Erst nachdem ich zu dir kam,
ging es mit der Agentur aufwärts. Heute bezahlst du im Monat mehr
Einkommensteuer, als du damals im ganzen Jahr verdient hast. Sicher, ich bin
dir dankbar, aber ich bin dir nichts schuldig geblieben.«
    Sie drehte sich in ihrem
Drehstuhl erregt hin und her. Die grimmigen und scharfen Linien um ihren Mund
ließen ihre Empörung erkennen. »Wenn wir durch deine Schuld diese fünfhundert
Dollars in der Woche verlieren«, drohte sie, »löse ich die Teilhaberschaft mit
dir und bearbeite die Sache allein.«
    »Mir soll es recht sein«,
erwiderte ich, stand auf und ging. Bertha ließ mich bis an die äußere Tür
kommen.

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