Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
Dann hörte ich, wie ihr Drehstuhl ein besonders ruckartiges Quietschen
von sich gab, und schon stand Bertha neben mir.
    »Donald, wir wollen uns nicht
streiten.«
    »Du hast ja angefangen.«
    Bertha kam durch das Vorzimmer.
Elsie Brand, die merkte, daß die Situation kritisch war, unterbrach ihre
Arbeit.
    »Warum willst du nicht für ihn
arbeiten, Donald?« fragte Bertha.
    »Ich weiß nicht, was er von mir
erwartet.«
    »Er will dich als Leibwache. Er
glaubt, er sei in Gefahr. Meinst du, daß er wirklich bedroht ist?«
    »Er verwaltet als Treuhänder
rund zweihunderttausend Dollars. Solange er lebt, kann er sie verteilen, wie es
ihm Spaß macht. Wenn auch ihm etwas zustößt, ist die Treuhänderschaft beendet.
Dem anderen Treuhänder wurde ein Tranchiermesser mitten in den Rücken gestoßen.
Rechne dir selbst aus, ob du ihn zu normalen Prämien aufnehmen würdest, wenn du
verantwortlich für eine Lebensversicherung wärst.«
    »Donald, das sagst du zwar
alles, aber du glaubst es selber nicht.«
    »Aber Sharples glaubt es.«
    »Was hast du gegen ihn? Was
hast du an ihm auszusetzen?«
    »Ich habe heute keine Lust zur
üblichen Arbeit. Ich möchte ein paar Studien machen.«
    »Was willst du denn studieren?«
    »Die Lebensweise von Krähen«,
sagte ich und schloß die Tür. Ich warf einen letzten Blick auf Bertha; ihr
Gesicht war dunkelrot angelaufen, ihr Blutdruck mußte hart an der Grenze zu
einem Schlaganfall liegen. An der Art, wie Elsie Brand auf die Tasten ihrer
Schreibmaschine hämmerte, sobald die Tür geschlossen war, erkannte ich, daß
Bertha sich auf Elsie stürzte, um ihre ganze Wut an dem Mädchen auszulassen.
    Ich öffnete die Tür wieder.
    Bertha stand vor Elsie und
starrte auf sie herab. Sie keifte gerade: »... und außerdem wünsche ich nicht,
daß Sie hier herumschnüffeln und bei geschäftlichen Besprechungen zuhören. Sie
sind hier, um zu tippen. Sie haben genug Arbeit, die Ihre Zeit ausfüllt, und
wenn nicht, werde ich dafür sorgen, daß Sie mehr bekommen. Und nun machen Sie
sich an Ihre Arbeit und bleiben Sie dabei, bis...«
    »Noch etwas, Bertha«,
unterbrach ich. »Ich habe entschieden, daß Elsie eine Hilfe bekommt. Die zweite
Kraft kann deine Sekretärin werden. Elsie wird dann nur noch für mich arbeiten.
Ruf die Arbeitsvermittlung an und sieh zu, was wir kriegen können. Ich habe
auch mit dem Hausverwalter gesprochen, daß wir den angrenzenden Raum für mich
als Arbeitszimmer übernehmen. Er wird eine Verbindungstür zu uns machen
lassen.«
    Bertha drehte sich um und kam
auf mich los. »Ah, du... du...«
    »Na, weiter«, sagte ich.
    Berthas Lippen verzogen sich
langsam zu einem harten Lächeln.
    »Was, zum Teufel, glaubst du
eigentlich, wer du bist?« Ihre Stimme überschlug sich fast.
    »Der Mann mit der
Goldfischangel. Zähle deine Köder, und dann kannst du dir ja ausrechnen, auf
wieviel du Anspruch hast.« Danach schloß ich die Tür wieder hinter mir.
    Diesmal hörte ich nicht mehr,
daß Elsie auf die Tasten ihrer Schreibmaschine hämmerte.
     
    *
     
    Ich machte mich auf die Suche
nach Dona Grafton, bei der auch ein Käfig für die Krähe stand. Schließlich fand
ich ihre Wohnung im Hof hinter einem unscheinbaren Bungalow. Es war ein kleines
Holzhäuschen, das aus Kistendeckeln zusammengenagelt zu sein schien. Eine
Zeitlang war es Mode gewesen, derartige Hinterhäuser mit geringsten Kosten zu
bauen und dafür zwanzig bis dreißig Dollars monatlich als Miete
herauszuschlagen.
    Auf mein Klopfen öffnete eine
junge Frau die Tür. Ihre Figur war schlank und sportlich, wie sie die
Hersteller von Badeanzügen und Skikostümen gern in ihren Katalogen abbilden.
Ihr Haar war dunkel, wenn auch nicht so rabenschwarz wie das von Shirley Bruce,
ihre Haut hatte jene glasklare Feinheit, die man im allgemeinen nur bei
Blondinen findet.
    Sie war so zutraulich wie ein
verspielter Hund. Auf meine Frage: »Sind Sie Miss Dona Grafton?« antwortete sie
lächelnd: »Ich nehme an, Sie sind auch Zeitungsreporter und wollen etwas über
die Krähe wissen.«
    »Die Krähe interessiert mich
tatsächlich. Ich bin zwar kein Zeitungsreporter, aber würden Sie mir etwas über
den Vogel erzählen?«
    »Gern. Kommen Sie bitte
herein.«
    Sie führte mich in ein winziges
Wohnzimmer, und ich kam mir vor, als befände ich mich in einem etwas groß
geratenen Puppenhaus. Sie deutete auf einen Stuhl, setzte sich selbst und
fragte: »Was möchten Sie denn gern wissen?«
    »Wo hält sich die Krähe jetzt
auf?«
    Lachend

Weitere Kostenlose Bücher