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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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dieser Geschichte zu tun und wissen nicht, wer
Shirley ist?«
    »Wer ist sie denn?«
    »Die liebe, kleine Shirley«,
sagte er spöttisch, »das Waisenkind, das Cora Hendricks aus den Staaten mit
zurückbrachte. Soweit ich es herausbringen konnte, war Cora Hendricks sieben
oder acht Monate fort gewesen. Dann kam sie mit dem kleinen Baby zurück, der
Tochter entfernter Verwandter, die beide plötzlich gestorben waren, wie es
hieß. Wenn Sie wollen, können Sie das glauben — oder auch nicht.«
    »Sie meinen, Cora Hendricks
bekam ein Baby, als sie in den Staaten war?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Wer soll denn Shirleys Vater
gewesen sein?«
    »Ja«, meinte er, »wer ist dann
wohl Shirleys Vater?«
    »Wissen Sie es?«
    »Ich weiß nur, daß ich zuviel
dummes Zeug rede«, antwortete er. »Zufällig haben Sie mich an meiner
verwundbaren Stelle getroffen. Wie war denn das mit Cameron?«
    »Cameron wurde in seinem Haus
erstochen. Als man ihn fand, flog in dem Zimmer eine Krähe herum.«
    »Ja, die Krähe kenne ich.«
    »Und ein Smaragdkollier lag auf
seinem Tisch«, sagte ich und beobachtete ihn scharf. »Wissen Sie etwas von dem
Smaragdkollier?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nun gut. Aber eines müssen Sie
zugeben. Die beiden sind gute Geschäftsleute. Trotz aller Kosten für die
Nachlaßverwaltung ist das Vermögen gewachsen.«
    Er sah mich eigentümlich an.
Dann stand er auf und ging zur anderen Seite des Zimmers, wo ein Telefon an der
Wand hing. Er nahm den Hörer ab, wählte eine Nummer, und als sich der andere
Teilnehmer meldete, sagte er: »Hier ist Bob Hockley, Jim. Ich habe gerade einen
Tip bekommen, daß Robert Cameron heute irgendwann erledigt wurde. Es wäre gut,
wenn du nachprüftest, ob das stimmt. Wenn es wahr ist, dann laß uns
feststellen, wieviel Geld Bob Cameron besaß, als er die Treuhänderschaft
übernahm, und wieviel, als er ins Jenseits befördert wurde. Wir sollten auch
versuchen, zu überprüfen, wie hoch sein Privatkonto ist. Vielleicht stellt sich
dabei heraus, woher Shirley Bruce ihre Einkünfte hat.«
    Er schwieg eine Weile, während
aus dem Hörer nur unverständliche Geräusche kamen. Dann sagte er: »Bei mir ist
gerade jemand, der mir den Tip gegeben hat. Er meint, daß die Polente die ganze
Geschichte durchwühlen wird, um ein Motiv zu finden... Sicher... Natürlich bin
ich vorsichtig... Warum soll ich so tun, als ob ich für den alten Geier was
übrig hätte? Persönlich bin ich froh, daß es ihn erwischt hat... Schon gut, ich
bin vorsichtig... Prüf es rasch nach und ruf mich dann an.« Er legte den Hörer
auf und blickte mich dann an, als ob er mich noch nie gesehen hätte. »Sie
können verdammt gut zuhören«, sagte er, »ich glaube, ich habe zuviel geredet.
Machen Sie, daß Sie hier verduften.«
    »Nicht so hastig. Vielleicht
können wir...«
    »Haben Sie nicht verstanden?
Verschwinden Sie, und zwar augenblicklich! «
    Er kam auf mich zugehumpelt.
    »Mir soll’s recht sein«, sagte
ich beruhigend. »Deswegen keine Feindschaft. Ich wollte Sie nur informieren.«
    »Vielleicht kann man Ihnen doch
trauen«, sagte er immer noch voller Mißtrauen. »Wenn mein Anwalt angerufen hat,
werde ich mehr wissen. Haben Sie nicht eine Geschäftskarte?«
    Ich gab ihm eine meiner Karten.
»Es wäre mir lieb, wenn die Polizei nicht erfährt, daß ich bei Ihnen war.«
    »Ich verspreche Ihnen gar
nichts«, antwortete er schroff und las die Karte. »Welcher sind Sie, Cool oder
Lam?«
    »Ich bin Lam, Cool ist eine
Frau.«
    »Vielleicht kann man Ihnen doch
trauen«, wiederholte er. »Dann unterhalte ich mich vielleicht noch mal mit
Ihnen. Sie sagten, Sie hätten in der Angelegenheit einen Auftrag gehabt. Wer
hat Sie beauftragt? Es war doch nicht etwa Sharples? Oder... ?«
    Ich drückte mich aus der Tür
und grinste.
    »Wenn ich dahinterkomme, daß es
Sharples war, breche ich Ihnen das Genick. Darauf können Sie sich verlassen«,
rief er und kam mir auf den Korridor nachgehumpelt.
    An der obersten Stufe der
Treppe blieb ich stehen.
    »Vielleicht hat Ihr Anwalt doch
etwas in den Bestimmungen der Vormundschaft übersehen?«
    »Mein Anwalt hat nicht das
geringste übersehen.«
    »Im Falle des Todes beider
Treuhänder oder der Beendigung der Treuhänderschaft aus einem anderen Grunde
muß das Vermögen vorschriftsmäßig zur Hälfte geteilt werden.«
    Er starrte mich finster an,
aber auf seinem Gesicht zeigte sich nicht die geringste Spur, die etwas
verriet. »Sie wissen viel, aber Sie reden auch viel«, sagte er

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