Ein schwarzer Vogel
kolumbianischen Behörden auf der gleichen Spur
waren und mir
dabei ins Gehege kamen. Aber mir ist ein anderer Gedanke gekommen, der langsam
Form annimmt.«
Berthas Augen begannen gierig
zu leuchten. »Fällt für uns dabei etwas ab, Donald? Das wäre großartig!«
»Wir könnten daran ganz schön
verdienen.«
»Dann nur ‘ran«, ermunterte
Bertha mich. »Hat es mit dem Mord an Cameron zu tun?«
»Natürlich. Der Mord ist ja für
alles weitere der Ausgangspunkt.«
»Ich gebe nicht gern zu, daß
ich blöd bin, aber welche Bedeutung die Handschuhe und der Pistolenschuß haben,
und daß Cameron den Schuß gewissermaßen als letzten Versuch abgab, habe ich
nicht verstanden. Was hast du damit nur gemeint?«
»Robert Cameron hat geschossen
und sein Ziel verfehlt.«
»Woher willst du das wissen?«
»Es kann gar nicht anders
gewesen sein.«
»Du meinst also, er wollte
durch das Loch hindurchschießen, die Kugel streifte aber den Rand?«
»Er hat nicht auf das Loch
geschossen, Bertha. Hast du das nicht verstanden, als ich mit Maranilla und
Jurado darüber sprach?«
Bertha fuhr wütend auf. »Wie
hätte ein Mensch euer Drumherumgerede verstehen sollen? Ich nicht! Was hast du
also gemeint?«
»Robert Cameron hatte
Handschuhe an, als er schoß.«
»Auf den Mörder?«
»Nicht auf den Mörder, Bertha,
auf die Krähe.«
»Auf die Krähe? Du bist
vollkommen verrückt geworden. Pancho war sein Liebling. Warum hätte er auf den
Vogel schießen sollen?«
»Weil Krähen nicht zählen
können.«
Bertha starrte mich
verständnislos an und suchte wütend nach Worten.
In diesem Augenblick klingelte
das Telefon. Bertha ergriff den Hörer, meldete sich mit »Hallo« und schrie
dann: »Sprechen Sie englisch. Wer ist denn...«
»Oh«, sagte sie plötzlich mit
einer bei ihr fremden Unterwürfigkeit und hörte zu. Dann sagte sie: »Danke, ja,
ich werde es Mr. Lam mitteilen«, und legte den Hörer auf.
Ihre Wut war völlig verflogen.
»Wer war das?« fragte ich.
»Maranilla. Er wollte uns
mitteilen, daß Hockley und Sharples heute nachmittag, kurz nach meiner Abfahrt
nach Medellin, aus dem Gefängnis entkommen sind. Die Umstände weisen darauf
hin, daß sie die Wachen bestochen haben. Die Beamtin, die mich durchsuchte,
behauptet, daß das Papier, das mir abgenommen wurde, in einem Umschlag auf dem
Schreibtisch des Polizeikommandanten lag. Sharples und Hockley befanden sich zu
dieser Zeit noch im Gefängnis. Bald danach verschwanden die beiden und das
Papier gleichfalls.«
»Das würde einiges erklären.«
»Ferner teilte Maranilla mit,
daß er mit unserer Erlaubnis Wachen vor die Türen unserer Zimmer stellen läßt.
Er hält diese besondere Vorsichtsmaßnahme im Augenblick für angebracht.«
»Wie rücksichtsvoll von ihm«,
meinte ich ungerührt.
Aber Bertha nahm es nicht so
gelassen. Ihr war der Schreck in die Glieder gefahren.
»Das ist typisch für dich«,
regte sie sich auf. »Du faßt jede Sache gleichzeitig von zwei verschiedenen
Enden an mit dem Ergebnis, daß wir dann mittendrin in der Tinte sitzen.«
»Vor ein paar Minuten hast du
unsere Lage noch ganz anders angesehen, Bertha.«
»Da ging es auch um Geld. Aber
jetzt geht es um Dynamit.«
Zweiundzwanzigstes
Kapitel
BITTE, REISEN SIE
WOHL
K urz nach dem Frühstück am
nächsten Morgen suchte mich Maranilla auf. Er war verbindlich, aber
unnachgiebig. Es sei sehr bedauerlich, daß Hockley und Sharples entfliehen
konnten, meinte er. Einzelheiten seien ihm noch nicht bekannt, aber der Bericht
des für sie in erster Linie verantwortlichen Beamten sei zweideutig. Offenbar
habe er sich der Nachlässigkeit schuldig gemacht.
»Machten Hockley und Sharples
gemeinsame Sache?« fragte ich, um ihn zum Thema zurückzubringen.
»Das wissen wir nicht«, gestand
Maranilla. »Jedenfalls sind beide entkommen. Da der eine einen Fluchtweg fand,
wäre es von dem anderen töricht gewesen, zu bleiben.«
»Die beiden sind also
verschwunden.«
»So ist es. Sie werden
verstehen, daß wir unter diesen Umständen um Ihre Sicherheit besorgt sind. Wir
sind schließlich für Sie verantwortlich.«
Ich nickte und wartete, was er
weiter sagen würde.
»Diese Verantwortung möchten
wir nicht unnötig lange übernehmen.«
Ich verharrte schweigend.
»Ihre Arbeit ist hier beendet«,
fuhr Maranilla überredend fort, »und ich nehme an, daß Ihre Partnerin, die
bezaubernde Señora Cool, nur zu gern in ihr Büro zurückkehren wird. Schließlich
könnte die Art ihres
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