Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
war kein Beweismaterial. Jedenfalls keins, nach dem Sie suchten.«
    Maranilla schüttelte den Kopf
und schob seinen Stuhl zurück. »Nun gut«, sagte er, »ich will tun, was ich
kann. Aber es wird nicht ganz leicht sein. Ihre Partnerin hätte die Rückgabe
der Papiere fordern sollen oder darauf dringen, daß sie ordnungsgemäß
beschlagnahmt wurden und sie eine Quittung dafür erhielt.«
    »Sie haben meine Partnerin
kennengelernt und können sich wohl vorstellen, daß sie nicht ruhig geblieben
ist oder sich mehr als unvermeidlich gefallen ließ. Zweifellos hat sie alles
gefordert, was sie nur fordern konnte. Aber die Polizisten verstanden kein
Englisch. Jedenfalls nicht, wenn Bertha Cool etwas wollte. Sie konnten nur
genug, um ihr zu sagen, was sie wollten.«
    »Wenn man in Spanisch
sprechende Länder reist, ist es gut, wenn man Spanisch kann oder wenigstens
einen Dolmetscher bei sich hat.«
    »Das habe ich auch gemerkt.
Dennoch glaube ich, daß Murindo uns nicht so viel gesagt hätte, wenn ein
Dolmetscher dabeigewesen wäre.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, worum
es sich handelte?«
    »Nein. Leider nicht.«
    »Können Sie sich auch an keines
seiner Worte erinnern?«
    »Ich erinnere mich an madre .«
    »Das ist das spanische Wort für
Mutter. Erinnern Sie sich an weiteres?«
    Ich schüttelte nachdenklich den
Kopf. »Einen Moment. Ja, ein anderes Wort war kr-iah .«
    » Kri-ah ?«
    »Ja. Die Betonung lag, glaube
ich, auf der ersten Silbe. Ich erinnere mich, daß ich es niederschrieb.«
    » Cria bedeutet Zucht.
Oder auch einen Wurf Jungtiere«, erklärte Jurado.
    »Ich habe natürlich nur
phonetisch niedergeschrieben, was Murindo sagte, und bin nicht sicher, daß ich
ihn immer richtig verstanden habe. Aber ich erinnere mich daran, daß ich kri-ah geschrieben habe.«
    Jurado und Maranilla wechselten
einen Blick. Plötzlich leuchtete Maranillas Gesicht auf. »Halt«, sagte er. »War kri-ah mit einem anderen Wort verbunden? War es vielleicht nur der Teil
eines Ausdruckes, und hieß dieser Ausdruck ama de cria ?«
    »Richtig. Jetzt, da Sie es
aussprechen, erinnere ich mich genau. Es war ama de cria .«
    Jurado runzelte nachdenklich
die Stirn. Ich blickte von ihm zu Maranilla, der mir erklärte: » Ama de cria ist die Bezeichnung für Amme.«
    »Das hat mit Smaragdschmuggel
nicht sehr viel zutun«, meinte Jurado fast zu sich selbst.
    »Meine Herren, vielleicht
werden Sie bei der Aufklärung des Unfalls nach Felipe Murindo Nachforschungen
anstellen und sich insbesondere um seine Angehörigen kümmern.«
    »Warum?« fragte Maranilla.
    »Es ist merkwürdig, daß der
Mann, der mit der Verwaltung der Mine betraut wurde, weder lesen noch schreiben
konnte. Er konnte nicht einmal die gedruckten Worte in einem
spanisch-englischen Lexikon lesen. Meiner Meinung nach muß er an dem
Smaragdschmuggel beteiligt gewesen sein. Er muß derjenige gewesen sein, der die
Steine geschürft und an Cameron abgeliefert hat. Infolgedessen muß er auch das
Smaragdvorkommen entdeckt haben.«
    »Warum glauben Sie das?« fragte
Maranilla.
    Ich lächelte. »Weil der Mann,
der die Smaragde entdeckte, niemals seine Stellung aufgegeben hätte oder gar
entlassen worden wäre. Darum erscheint es mir seltsam, daß die zwei
Nachlaßverwalter, die häufig monatelang abwesend waren und natürlich wissen
wollten, was in der Mine vor sich ging, mit der verantwortlichen Position des
Verwalters einen Mann betrauten, der weder lesen noch schreiben konnte.«
    »Das klingt zwar sehr
überzeugend, aber das Gesamtbild wird dadurch noch unübersichtlicher.«
    Plötzlich schnippte Ramón
Jurado mit den Fingern und verriet damit unwillkürlich sein Triumphgefühl, weil
ihm eine Erleuchtung gekommen war.
    Maranilla schenkte Jurado kaum
Beachtung, und es war ihm kein Zögern anzumerken, als er plötzlich das Thema
wechselte und fast in der gleichen Tonlage weitersprach. »Wir wissen Ihre
Unterstützung sehr zu schätzen, Señor Lam. Es steht Ihnen natürlich jederzeit
frei, zu gehen, wenn Sie noch eine Verabredung mit Ihrer Partnerin haben. Wir
wollen Sie nicht länger aufhalten.«
    Sie erhoben sich beide sofort
und schüttelten mir ernst und liebenswürdig die Hand. Ich verließ sie und ging
zu meinem Hotel. Auf dem Weg durch die warme Nacht beschäftigte mich nur ein
Gedanke: warum hatte Ramón Jurado mit den Fingern geschnippt? Ich hätte es zu
gern gewußt.
     
     
     

Einundzwanzigstes
Kapitel
MITTENDRIN IN DER
TINTE
     
    B ertha Cool hatte ihr Bad hinter
sich. Sie trug

Weitere Kostenlose Bücher