Ein schwarzer Vogel
einen leichten Morgenrock und Pantoffel. Der doppelte
Whisky-Soda, der neben ihr stand, hatte sicher einiges zur Hebung ihrer Laune
beigetragen.
Sie begrüßte mich mit der
Frage: »Was kann nur mit den Notizen geschehen sein?«
»Und was ist mit Felipe Murindo
geschehen?« fragte ich kurz zurück.
»Ist er verhaftet worden?«
»Neben seiner Wohnung ist eine
Tonne Dynamit in die Luft geflogen. Es war natürlich ein Unfall. Aber Felipe
Murindo wurde dabei in winzige Fetzen zerrissen. Wenn wir das Papier nicht
wiederbekommen, erfahren wir nie, was er uns erzählen wollte.«
»Nun gut«, sagte Bertha
entschlossen. »Ich werde mich an unseren Konsul wenden. Ich nehme es nicht so
einfach hin, daß man amerikanische Bürger in dieser Weise behandelt.«
»Du wirst dich weder an den
Konsul noch an irgend jemand anders wenden«, erklärte ich nachdrücklich.
»Und warum nicht?« fragte sie
streitsüchtig.
»So leicht ist mit den Leuten
hier nicht fertig zu werden. Das hättest du aus dem Ton der Beamten heraushören
müssen. Durch ihre Höflichkeit darf man sich nicht täuschen lassen. Die Burschen
können verdammt hart sein, besonders gegenüber Leuten, die etwas mit Smaragden
zu tun haben.«
»Ich bitte den Herrn sehr um
Entschuldigung«, antwortete Bertha höhnisch. »Ich bin noch fremd hier.
Natürlich kennen sich Leute wie du, die schon sooo lange hier im Lande sind,
besser aus.«
»Nun benimm dich zur
Abwechslung wieder einmal normal und höre mir gut zu. Die Situation ist
folgende: Cameron wurde ermordet, ohne daß bisher das Motiv eindeutig geklärt
werden konnte. Bekannt ist, daß Sharples, Cameron und Shirley Bruce in eine
Schmuggelaffäre verwickelt sind, bei der Smaragde von Kolumbien nach den
Vereinigten Staaten gebracht und dort illegal verkauft wurden. Sie müssen dabei
einen ganz hübschen Schnitt gemacht haben, denn bei einem derartigen Geschäft
muß ein ziemlicher Batzen abfallen.«
»Was wird denn die
amerikanische Regierung wegen der Schmuggelaffäre unternehmen?« fragte Bertha
wieder nüchtern.
»Bestimmt eine ganze Menge.
Natürlich ist es nicht leicht, Sharples etwas nachzuweisen. Die kolumbianischen
Behörden haben zwar ungeschliffene Smaragde, die hier geschürft wurden, bei
Sharples gefunden aber er hat noch nicht versucht, sie in die Vereinigten
Staaten einzuschmuggeln.«
»Und was werden sie gegen
Camerons Schmuggelei unternehmen?»
»Die meisten Reisen nach
Südamerika hat Cameron unternommen. Der Außendienst war sein Ressort. Nun
werden sie versuchen, alles auf ihn abzuschieben.«
»Kann Shirley Bruce belangt
werden?«
»Ihr dürfte kaum etwas zu
beweisen sein. Vielleicht hat sie von dem Schmuggel nichts gewußt. Es ist
natürlich wahrscheinlich, daß Sharples sie beauftragt hat, die Geschichte von
dem alten Erbstück zu erzählen. Vielleicht wußte sie aber nicht einmal, warum.«
»Aber sie war doch mit am
Gewinn beteiligt?«
»Darum werden sich die Behörden
ohne Zweifel kümmern, wenn nicht die Polizei, dann bestimmt das Finanzamt.«
»Und wie beurteilst du unsere
Lage?«
»Wir stehen genau da, wo ich
immer sein wollte. Mit einem Meter Abstand von Sharples.«
»Woher wußtest du, daß er Dreck
am Stecken hat?«
»Gewußt habe ich es nicht, aber
ich ahnte es. Ich war überzeugt, daß Sharples über das Kollier genau im Bilde
war, als er zu uns kam.«
»Köpfchen hast du ja, du
Satansbraten«, gab Bertha widerwillig zu.
»Von Camerons Tod können
verschiedene Leute profitieren. Auf Dona Grafton wurde ein Mordanschlag
versucht, wenn auch Juanita das vergiftete Konfekt aß. Alle Anhaltspunkte, die
sich bei dem Giftmordversuch ergeben haben, weisen auf Robert Hockley hin.
Jetzt wurde hier Felipe Murindo ermordet, und zur Zeit seines Todes befanden
sich nur zwei Personen in Kolumbien, die mit dem Tod Camerons in Verbindung
gebracht werden können: Hockley und Sharples. Wenn zwischen diesen beiden
Morden ein Zusammenhang besteht, wird das Feld für die weiteren Nachforschungen
stark eingeengt. Dennoch gibt es ein großes Aber.«
»Sharples und Hockley sind
beide im Gefängnis. Sie können Murindo unmöglich umgebracht haben«, warf Bertha
ein.
»Du hältst die Explosion also
nicht für einen Unglücksfall?«
»Nein. Dazu kam sie zu
gelegen.«
»Schon ehe ich hierherkam, war
ich überzeugt, daß die Smaragde in der Doppelklee-Mine geschürft
werden«, sagte ich. »Dafür wollte ich Beweise haben, um Sharples zu einem
Geständnis zu zwingen. Es war unser Pech, daß die
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