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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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deine
feinen Ausdrücke unbekannt«, meinte ich trocken.
    Bertha fand das gar nicht
komisch, sondern antwortete ganz ernsthaft: »Das ist doch seine Schuld. Wenn so
ein Kerl schon Englisch lernt, kann man wohl erwarten, daß er auch Flüche
kennt, oder nicht? Dabei habe ich ihm noch gar nichts für
>Fortgeschrittene< angeboten, sondern sagte dem Mistkerl doch nur...«
    »Schon gut, schon gut«,
unterbrach ich sie. »Ich habe schon verstanden. Ich glaube, ich weiß, was wir
tun müssen. Warte auf mich.«
    Ich hängte ein und ging zu
unserem Tisch zurück. Maranilla war auch wieder da. Er hatte seinen Stuhl näher
an Jurado herangezogen, und beide waren mit leiser Stimme in eine Unterhaltung
vertieft. Sie blickten auf und lächelten mir entgegen, als ich Platz nahm.
    »Meine Herren, ich habe eine
Bitte. Sie mag ungewöhnlich erscheinen, aber ich glaube, es ist wichtig.«
    »Und das wäre?« fragte
Maranilla.
    »Ich würde großen Wert darauf
legen, wenn Sie die Polizei in der Stadt bei der Mine beauftragen würden, den
Verwalter Felipe Murindo gut zu bewachen.«
    »Murindo bewachen?« fragte
Jurado.
    »Ja. Ich möchte die Gewißheit
haben, daß er sicher ist.«
    Die beiden Männer wechselten
einen Blick.
    Dann fragte Jurado ruhig:
»Wollen Sie damit sagen, daß er sich in Gefahr befindet?«
    »Mir ist der Verdacht gekommen,
daß ich vielleicht etwas übersehen habe. Es besteht die Möglichkeit, daß
Murindo den Schlüssel zu dem Motiv des Mordes in der Hand hält.«
    Wieder tauschten die beiden
einen Blick, und diesmal war es Jurado, der zuerst sprach. »Ich fürchte, daß
Sie mit Ihrer Bitte leider zu spät kommen, Señor Lam.«
    »Was soll das heißen?«
    »Rodolfo Maranilla hat gerade
telefonisch eine Nachricht erhalten, die Felipe Murindo betraf.«
    Ich hätte mir für meine
Voreiligkeit selbst gegen das Schienbein treten können. Ich hätte meinen Mund
halten sollen, bis Maranilla gesprochen hatte. Wenn ich auch nicht annehmen
konnte, daß sich der Telefonanruf auf Murindo bezog, so hätte ich doch mit
dieser Möglichkeit rechnen müssen. Aber jetzt war es zu spät.
    »Was ist geschehen?« fragte
ich.
    »Gegen fünf Uhr heute
nachmittag ereignete sich in der Mine eine Explosion. Der große Dynamitvorrat
der Mine im Pulverschuppen dicht neben der Wohnung des Verwalters ist in die
Luft geflogen.«
    »Und Murindo?«
    Maranilla zog die Schultern
hoch. »Er ist tot. Er wurde in kleine Stücke zerrissen.«
     
     
     

Zwanzigstes Kapitel
JURADO SCHNIPPT
MIT DEM FINGER
     
    E ine Weile saßen wir schweigend
da und schlürften unsere Drinks. Als ich schließlich mein Glas leer hatte,
schob ich es in die Mitte des Tisches und sagte: »Meine Herren, es war ein sehr
angenehmer Abend und ein großes Vergnügen, aber...«
    »Bleiben Sie sitzen«, sagte
Jurado barsch.
    Maranilla lächelte
liebenswürdig: »Aber, aber, lieber Señor Lam, Sie müssen zugeben, daß es nicht
sehr schmeichelhaft für uns ist, so unterschätzt zu werden.«
    »Ich fürchte, ich verstehe Sie
nicht«, erwiderte ich.
    »Schließlich kommt dieser
Unfall in der Mine bestimmten Leuten sehr gelegen«, erklärte Maranilla.
    »Gewiß, aber...«
    »In Anbetracht Ihrer Erläuterungen
können Sie kaum von uns erwarten, daß wir so dumm sind, Sie gehen zu lassen,
ehe Sie uns nicht eine ausführliche Erklärung für Ihre Bitte gegeben haben.«
    »Lassen Sie mich darüber
nachdenken. Ich möchte erst mit meiner Teilhaberin reden.«
    »Und ehe wir Sie wiedersehen,
passiert Ihnen auch etwas«, meinte Jurado so beiläufig, als rede er von einem
geplanten Flug in die Hauptstadt.
    Das war deutlich genug. Sie
würden mich nicht fortlassen, ehe ich ihnen alles erzählt hatte, was ich wußte.
Ich berichtete also ausführlich über unsere Unterhaltung mit Murindo, deren
Inhalt mir immer noch unbekannt war, und Berthas Verhaftung und den Verlust
meiner Notizen.
    »Das hätten Sie uns früher
sagen sollen«, sagte Maranilla, als ich fertig war.
    »Er war über die Idee eines
Dolmetschers so entsetzt, daß — daß... Nun, meine Herren, Sie waren die
einzigen, die als Dolmetscher erreichbar waren, deshalb dachte ich, daß... hm...«
    Ich versuchte, mir mit einem
Lachen zu helfen. »Meine Lage ist etwas peinlich.«
    »Durchaus«, meinte Maranilla
trocken. »Schließlich war es nicht sehr freundlich von Ihnen, Beweismaterial zu
unterdrücken, nachdem wir Sie aus Kollegialität weitgehend unterstützt haben«,
fügte er vorwurfsvoll hinzu.
    »Aber nein«, widersprach ich,
»es

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