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Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Titel: Ein Spiel, das die Götter sich leisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selim Özdogan
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wieder ins Zimmer kam, der Fernseher war aus, dafür dudelten Oldies aus dem Radio. Sie stand am Fenster, die Sonne ging gerade unter. Ich stellte mich hinter sie und atmete den Duft ihrer feuchten Haare ein. Er erinnerte mich ein wenig an Aprikosen. Und an einen Abend, an dem sich eine Frau neben mich an die Theke gestellt hatte, ganz verschwitzt vom Tanzen. Ein paar Strähnen waren aus ihrem Pferdeschwanz geschlüpft, weil sie auch ein wenig durch die Luft wirbeln wollten, und nun klebten sie an ihrem Nacken. Ich hatte in all dem Bierdunst und Rauch ihre Haare gerochen und ein kleines Gebet gen Himmel geschickt. Es wurde erhört, sie brauchte ziemlich lange, um zu verschnaufen.
    Als wir wieder die Lobby betraten, waren die Taubstummen verschwunden, und die Besetzung an der Rezeption hatte gewechselt. Ein junger Mann beschrieb uns den Weg zu einem billigen Restaurant ganz in der Nähe, in dem fast nur Einheimische essen würden. So sah es auch aus, die wenigen Gäste wirkten kaum wie Touristen, der Kellner konnte kein Englisch. Es sah nicht nach Nepp aus, doch es dauerte ewig, bis das Essen kam, das nicht sonderlich gut schmeckte, ich wollte nicht glauben, daß irgendwo unter dieser Panade tatsächlich Fleisch war. Hinterher waren wir satt, aber nicht zufrieden.
    Es war nicht weit bis zum Fluß, der die Stadt teilte, unterwegs kauften wir uns noch ein Eis. Die Luft war lau, Touristen gingen die Promenade auf und ab, gaben Geld aus an den Ständen, Souvenirs, Popcorn, Zuckerwatte.
    – Es ist schön, in einer fremden Stadt zu sein, sagte Oriana, es hat so etwas Geheimnisvolles. Man weiß noch nicht, was einen erwartet.
    – Ja, und es ist abenteuerlich, wenn man ankommt und nicht weiß, wo man die Nacht verbringen wird.
    Wir küßten uns, ohne uns zu umarmen, das Eis noch in den Händen.
    Später, als wir wortlos zum Hotel zurückschlenderten, fragte ich mich, ob sie wohl zusammen mit mir einen Porno sehen wollte und ob sie überhaupt schon mal einen gesehen hätte. Ich erinnerte mich gerne an meinen allerersten Porno, den ich mir von einem Mitschüler geliehen hatte, ich war sechzehn. In dem Film läßt ein Ehemann ein Tonband oder eine Platte laufen mit Anweisungen, was er tun soll. Zuerst küssen, dann die Brüste der Frau streicheln, die Innenseiten der Oberschenkel und so weiter. Er befolgt alles haarklein und fragt hinterher seine Frau, ob sie gekommen wäre. Sie weiß es nicht genau, sie glaubt nicht. Der Mann ist ein miserabler Liebhaber, der es ohne diese Platte nicht kann, und seine Frau verläßt ihn, um dann beim Trampen an jemand zu geraten, der es ihr richtig besorgt. Sie spritzt, als es ihr kommt. Der Autofahrer, erstaunt über die große Menge Flüssigkeit, nimmt die Frau mit, bringt sie noch öfter zum Höhepunkt und stellt aus ihren Ejakulaten ein Parfum her, das augenblicklich geil macht. Es wird gezeigt, was alles passiert, wenn jemand es aufträgt. Der verlassene Ehemann wird mit viel Übung im Laufe des Films ein guter Liebhaber, und am Ende ist das Paar wieder glücklich vereint, wenn ich mich richtig erinnerte.
    Solche Pornos gab es nicht mehr, zumindest hatte ich in den letzten Jahren keine gesehen. Die Filme hatten keine Handlung, es wurden keine Situationen dargestellt, aus denen sich Sex ergab. Man sah nur Geschlechtsteile in Großaufnahme, steriles Gerammel von Bodybuildern mit großen Schwänzen und Frauen mit Silikonimplantaten. Als Text wäre das so etwas wie: Er steckte ihr seinen blaugeäderten, dicken, steifen Schwanz in die triefende, blankrasierte Möse, erst von hinten, dann von oben, dann von der Seite, Fleisch klatscht auf Fleisch, lautes Stöhnen, er pumpt, stößt immer heftiger, und schließlich zieht er ihn heraus und spritzt ihr ins Gesicht. Anal, blasen, pissen, pimpern, man konnte doch nicht zu diesen Worten wichsen, genausowenig wie zu den Bildern, die sie da fabrizierten.
    Die Regisseure hatten keine Ahnung, wie sexy eine angezogene Frau aussehen konnte und wie erregend das Private war. Manchmal hatte ich Amateurvideos erwischt, Männer mit Bäuchen und Erektionsproblemen, Frauen mit Übergewicht und behaarten Achseln, aber am meisten hatte es mich angemacht, wenn ich den Eindruck hatte, wirklich ein Voyeur zu sein, einen Fick zu beobachten, bei dem der Mann wußte, was die Frau wollte, und die Frau die Griffe und Worte draufhatte, auf die der Mann abfuhr. Ein paar dieser Bilder waren noch in meinem Gedächtnis, doch die Suche nach neuen war mir irgendwann zu

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