Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
Vom Netzwerk:
Opernglas, »sollte man meinen, dass sie ihre Lektion längst gelernt haben.«
    Vor der Mittagszeit nahm Phillippa an gesellschaftlichen Veranstaltungen, die im Freien vonstatten gingen, in der Regel nicht teil. Andererseits gab es aber auch nur sehr wenige gesellige Anlässe, die ausdrücklich dafür vorgesehen waren, Männer unverhohlen anzustarren, und zu diesen Anlässen gehörte die Militärparade. Patriotismus war der letzte Schrei. Ihre Gesellschafterin Mrs. Tottendale hatte nicht bewegt werden können, sie zu begleiten, aber Nora war immer dafür zu haben, die Qualitäten junger Männer abzuschätzen. Außerdem konnte Bitsy – Phillippas Zwergspitz – ein bisschen frische Luft gut gebrauchen.
    Die goldenen Epauletten auf den roten Wollmänteln brillierten in der Sonne, was Phillippas Blick aber nicht von dem umwerfend attraktiven Gentleman im dunkelgrünen Mantel ablenkte, der die Parade von der anderen Straßenseite aus beobachtete.
    »Hast du ihn entdeckt? Den Marquis of Broughton?« Nora verrenkte sich beinahe den Hals, als sie vergeblich versuchte, über die Menge zu schauen, die sich im Park versammelt hatte.
    »Dort rechts, auf der anderen Seite der Straße«, sagte Phillippa. Sie schaute ihn zwar nie direkt an, verlor ihn aber trotzdem nicht aus dem Blick. Schließlich hatte sie all diese schillernden Rotröcke vor Augen, die sie betrachten konnte. Bitsy zitterte zart in Phillippas Armen; der Hund war so nervös, dass sein Smaragdhalsband leicht bebte.
    Nora stellte sich auf die Zehenspitzen und lehnte sich über die Menge so weit in die Straße hinein, dass sie beinahe von einem ausscherenden Pfeifenspieler umgeworfen wurde. Schließlich entdeckte sie das Objekt, dem Phillippas eindringlich absichtsvolle Unaufmerksamkeit galt.
    »Oh! Der ist einfach zum Anbeißen!«
    »Ich weiß«, schnurrte Phillippa, ließ ein kleines Lächeln über ihren Mund spielen und verwöhnte Bitsy mit langen, sanften Streichelstrichen. »Wo hat er sich nur bis jetzt versteckt? Die vergangenen Saisons wären sehr viel interessanter gewesen, wenn er dabei gewesen wäre.«
    »Die vergangenen Saisons sind für dich nicht unbedingt langweilig gewesen«, widersprach Nora spöttisch. »Das musst du zugeben.«
    Es stimmte. Phillippa hatte ihre erste Saison als Witwe in vollen Zügen ausgekostet. Oh, das galt natürlich auch für die Saison, in der sie in die Gesellschaft eingeführt worden war – die dann aber mit Alistairs Tod ein abruptes Ende gefunden hatte. Und daher hatte Phillippa beschlossen, das Ende ihrer Trauerzeit als vollkommen neuen Anfang zu betrachten. Ihr war klar, dass sie wieder heiraten würde – die Vision eines ruhigen Landlebens mit einer Schar Kinder um sie herum schwebte so bedrohlich über ihr wie eine Gewitterwolke – , aber ihre erste Saison als Witwe war ein so überwältigender Erfolg gewesen, dass sie sich weigerte, sich niederzulassen, bevor sie sich nicht eine zweite gegönnt hatte. Sie war niemandem Rechenschaft schuldig. Ihr Vermögen gehörte ihr persönlich, denn es war ihr mit der Heirat überschrieben worden. Es war ein unglaublicher Luxus, solche Unabhängigkeit genießen zu können. Denn sie konnte flirten, ohne irgendein Nachspiel befürchten zu müssen, konnte tanzen bis in den frühen Morgen hinein.
    Oh, ihre Eltern – Viscount und Viscountess of Care – wiegten sich natürlich in der Hoffnung, dass sie eine gute Partie machen und sie mit Großkindern versorgen würde, welche sie verwöhnen und zu ihren Erben machen könnten. Aber Phillippa hatte sie darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie nichts anderes als den perfekten Mann wünschte, um überhaupt über eine Eheschließung auch nur nachzudenken: Reich musste er sein, mit Titel und tonangebend in den Salons. Und bis dieser Mann auftauchte, blieb ihren Eltern nichts anderes übrig, als die Hände zu ringen und sich einstweilen um ihr eigenes Leben zu kümmern. Das hieß für ihren Vater, auf seine Ländereien zurückzukehren und sich seinen Börsengeschäften zu widmen, und für ihre Mutter, nach Bath oder Brighton zurückzukehren, wo das Wasser so belebend war wie die Männer, wie sie zu sagen pflegte.
    Aber ihre Eltern waren auch sehr angetan, als sie erfuhren, dass der Marquis of Broughton auf dem Schauplatz aufgetaucht war und bislang Gnade vor Phillippas Augen gefunden hatte.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Broughton bis jetzt auf seinen Ländereien festgehalten worden ist«, Phillippa zog einen frechen Schmollmund. »Der

Weitere Kostenlose Bücher