Ein starkes Team
selbst ein paar Geschichten, die ich heute nicht unbedingt erzählen möchte."
In den letzten zwei Monaten seit seiner Rückkehr von Houston nach New York war der Herbst ins Land gezogen. Er hatte seinen Job als Kopfgeldjäger an den Nagel gehängt und zusammen mit Hannah Seekers eröffnet.
Außerdem hatte er gelernt, was es bedeutete, ein Kleinkind in seinem Leben zu haben - zum Beispiel Trost bei kleinen Verletzungen zu spenden und zu verhindern, dass es seinem neuen Hündchen nachlief oder aus der Toilette zu trinken versuchte.
Und dann war da natürlich Hannah. Er hatte es nicht für möglich gehalten, sie noch mehr lieben zu können. Wie sehr hatte er sich geirrt!
Jeden Morgen, noch bevor er die Augen öffnete, ge noss er ihren weichen Körper an seinem. Und mit jedem Atemzug liebte er die Frau mehr, die ihn vor dem Abgrund errettet und gelehrt hatte, wieder zu leben. Und sosehr sie auch schuften mussten, um ihre neue Firma aus den roten Zahlen zu bringen, unternahmen sie am Abend all die familiären Dinge mit ihrer Tochter, die das Haus in ein wahres Zuhause verwandelten. An den Fenstern hingen Abziehbilder und an der Tür ein selbst gebastelter Herbstkranz, und der Kühlschrank war mit Malversuchen der inzwischen zehn Monate alten Bonny bedeckt.
Unwillkürlich zerrte Chad erneut an seinem Kragen. Warum machte ihn die Vorstellung, alles offiziell zu machen, dennoch nervös?
„Weißt du, Jack, ich habe eine Theorie für den Widerwillen der Männer ..."
Er verstummte, als er feststellte, dass der ehemalige Kopfgeldjäger und inzwischen geschätzte Angestellte von Seekers in die Kirche zurückgekehrt war und ihn allein gelassen hatte.
Chad vermutete, dass es weniger Angst vor der Verpflichtung oder seiner Vergangenheit war, die ihn nervös machte, sondern vielmehr die Aussicht auf Veränderung. Er blickte zur Uhr. Noch zehn Minuten. Er griff in seine Tasche und holte den King hervor, den er für Hannah ausgesucht hatte. Er betrachtete den schlichten Platinreif und fragte sich, ob sie ihn zu unscheinbar finden würde.
Das Portal öffnete sich hinter ihm. Ein Kinderlachen ließ sein Herz höher schlagen, als er sich umdrehte. Da stand Hannah, von Kopf bis Fuß in zarte Spitze gehüllt. Ihm stockte der Atem. Sie sah schöner denn je aus.
Bonny zappelte in ihren Armen und reckte sich ihm entgege n. Er nahm sie und sah Tränen an ihren Wimpern hängen. Offensichtlich hatte sie sich in der Kirche nicht sehr brav benommen. Augenblicklich zerrte sie an seiner Fliege und schnürte ihm beinahe die Luft ab.
„Eigentlich bringt es Unglück, die Braut vor der Hochzeit zu sehen", sage Hannah mit einem vagen Lächeln.
„Ich glaube, wir hatten für unser ganzes Leben schon genug Unglück."
Er betrachtete ihre Gestalt, und ihm stockte der Atem aus einem Grund, der nichts mit Bonnys Versuch, ihn zu erwür gen, zu tun hatte. „Du hast doch wohl nicht vor, mich sitzen zu lassen, oder?"
Ihr Lächeln wurde strahlend. „Ich bin doch nicht verrückt."
„Gut."
Sie neigte den Kopf zur Seite, so dass ihr der zarte Schleier beinahe vom Kopf fiel. „Bist du sicher, dass du es wirklich willst? Noch ist es nicht zu spät für einen Rückzieher. Ich möchte nicht, dass du dich verpflichtet fühlst, mich zu heiraten."
Er streichelte ihre Wange. „Baby, es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche, als dich zu heiraten."
In diesem Moment verflog all seine Nervosität. Er fühlte sich zuversichtlich und sicher und war so verliebt in die beiden Frauen in seinem Leben, dass sein Herz zu zerspringen drohte.
Hannah schmiegte sich an ihn und küsste ihn sanft. „Ich bin schwanger", verkündete sie unvermittelt. Sie mied seinen Blick und holte tief Luft. „Ich habe heute Morgen drei Schwangerschaftstests gekauft. Alle sind positiv ausgefallen." Unsicher blickte sie ihn an. „Willst du gar nichts dazu sagen?"
„Doch, natürlich", murmelte er. „Ich liebe dich." Er küsste sie inniglich, bis ihre Unsicherheit verflog und sie den Kuss erwiderte.
Erst als Bonny lauthals kreischte, wurde Chad wieder bewusst, wo sie sich befanden und was ihnen bevorstand. Er nahm seine Braut bei der Hand, drückte seine Tochter etwas fester an sich und betrat die Kirche, um öffentlich kundzutun, was er im Herzen längst wusste: Dass er und Hannah und Bonny und das erwartete Kind eine Familie im wahrsten Sinne des Wortes waren.
- ENDE
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