Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
fünfzehn Quadratkilometer Fläche mit Metall bespritzt – das mußten rund 150 Kubikmeter Metall sein: Welch eine Menge, wenn man diese Tatsache mit der naheliegenden Vorstellung verband, daß es von einem Raumschiff aus aufgetragen war. Und natürlich war es überhaupt nicht möglich, diese ganze Fläche etwa vom Staub freizulegen. Sie konnten nur Stichproben machen, sie untersuchten besonders die Ecken des Sechsecks, prüften es mit dem Echolot, ob sich unter der Oberfläche Hohlräume verbargen – nichts. Sie untersuchten auch das Gebiet im Mittelpunkt des Sechsecks – ebenfalls mit negativem Ergebnis.
    Schon wurden Stimmen laut, die forderten, die Untersuchungen auf andere Gebiete des Planetoiden auszudehnen – etwa auf den Pol, der ja auch ein ausgezeichneter Punkt ist –, aber der Kommandant bestand darauf, auch noch die anderen beiden Sechsecke zu untersuchen, von denen das eine etwa hundertfünfzig, das andere dreihundert Kilometer entfernt war.
    Aber auch diese Untersuchungen ergaben nichts als den schon bekannten Metallbelag.
    Tage voll angestrengter Arbeit lagen hinter ihnen, als sich die leitenden Mitarbeiter der WEGA zu einer ersten Auswertung im Dienstraum des Kommandanten zusammenfanden. Auf einigen Gesichtern war die Enttäuschung über das magere Ergebnis recht gut zu lesen.
    „Sie werden vielleicht“, begann der Kommandant lächelnd, „im stillen meine Starrköpfigkeit bedauert haben, weil ja nach Untersuchung des ersten Sechsecks damit zu rechnen war, daß die anderen das gleiche Ergebnis liefern würden. Aber wir wissen es jetzt jedenfalls genau.“
    Jemand lachte ärgerlich auf.
    „Ärgern Sie sich nicht, lieber Freund“, riet der Kommandant, „denn logisch gesehen ist die Negation einer Aussage genauso inhaltsreich wie die Aussage selbst. Es kommt also nur darauf an herauszufinden, welche Aussage hier negiert wird. Mit anderen Worten: Abgesehen davon, daß diese Sechsecke das Produkt einer hochentwickelten Technik sind – was wohl außer Frage stehen dürfte –, wissen wir noch zweierlei mit einiger Sicherheit: So ein Sechseck hat keine Bedeutung für die Fläche, die von ihm umschlossen wird, und für seine unmittelbare Umgebung. Das ist das eine. Und es kann auch kaum Teil einer ehemaligen technischen Anlage sein, weil sich dann irgendwelche andere Spuren wohl noch finden lassen müßten. Einen Sinn aber, der den technischen Aufwand rechtfertigt, muß es haben. Wenn es also keinen technisch-produktiven Sinn hat – ich weiß, diese Schlußfolgerungen jetzt sind etwas kühn, nehmen Sie sie bitte als Arbeitshypothese –, wenn es also keinen technisch-produktiven Sinn hat, bleibt nur die Möglichkeit, daß es einen technisch-informativen Sinn hat. Und da ist es wohl – von Größe und Anlage her – am nächstliegenden, diesen Sinn in der Funktion zu suchen, die das Rechteck auch in unserm Fall ausgeübt hat: die Funktion einer Markierung für kosmische Flugkörper.
    Übrigens interpretiere ich damit schon die Gedanken unseres Freundes Miguel Hernandez, dem ich nun aber das Wort geben möchte, damit ich ihm nicht alle seine Ausführungen vorwegnehme.“
    Miguel räusperte sich und begann etwas burschikos: „Während ihr auf dem Planeten Staub gewischt habt, sind wir hier oben nicht untätig gewesen. Wir haben einen ersten, einigermaßen brauchbaren Atlanten unseres Planeten geschaffen.“ Er reichte jedem Teilnehmer einen Band mit Karten. „Wenn ihr jetzt die erste Karte aufschlagt, seht ihr, daß die Äquatorzone ein einziges Kraterfeld darstellt. Da die Drehachse des Planeten fast senkrecht auf seiner Bahn und auf der Feldebene steht, könnte das eine Folge des vermuteten Zusammenstoßes zweier Planeten sein. Doch das sei dahingestellt. Wichtiger ist folgendes – schlagt bitte die Karte fünf auf. Hier habt ihr eine Darstellung des Gebietes, in dem die drei Sechsecke liegen. Ihr seht, daß es zum Teil in die zerstörten Äquatorzonen hineinreicht. Es ist hier übrigens auch recht deutlich zu sehen, daß die drei Sechsecke ein rechtwinkliges Dreieck bilden, dessen Hypothenuse doppelt so lang ist wie die kürzere Kathete.
    So, und nun folgt mir bitte auf einen Gedankengang, der sicherlich in vielen Punkten gewagt erscheinen mag, aber doch, wie der Kommandant schon sagte, wenigstens so etwas wie eine Arbeitshypothese darstellen könnte. Also: Angenommen, die Sechsecke sollen wirklich der Information von Raumschiffen dienen – worüber sollen sie dann informieren? Nur um den

Weitere Kostenlose Bücher