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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Planetoiden zu markieren, wären sie wohl kaum nötig gewesen, und selbst wenn, hätte man sie doch so verteilt, daß bei Anflug aus jeder Richtung wenigstens eins zu beobachten wäre.
    Nein, wenn man schon eine Information annimmt, dann muß man auch annehmen, daß die Sechsecke über etwas Bestimmtes informieren sollen, daß sie zum Beispiel Markierungszeichen für einen ganz bestimmten Punkt auf der Oberfläche des Planetoiden sein sollen. Nun betrachten wir noch einmal die Karte. Allen denkenden Wesen muß ein Gefühl für Symmetrie eigen sein – ich meine nicht nur die geometrische Symmetrie, sondern überhaupt das Gefühl für Entsprechungen. Warum zum Beispiel werden Sechsecke ausgelegt, und die Figur, die sie bilden, ist ein Dreieck? Nehmen wir an, die Sechsecke wären ursprünglich sechs an der Zahl gewesen und hätten wiederum ein Sechseck gebildet. Ich habe natürlich keine Ahnung, warum überhaupt Sechsecke und nicht Fünf- oder Sieben- oder Zwölfecke, aber drei Sechsecke sind ja nun mal Tatsache. Ergänzen wir also in Gedanken die drei vorgefundenen Sechsecke zu einem großen Sechseck, so finden wir, daß an den Stellen, wo ebenfalls Sechsecke zu erwarten wären, Kraterlandschaft vorherrscht. Wenn diese Figuren tatsächlich vordem dagewesen sein sollten, werden wir wohl heute keine Spur mehr davon finden, denn die dünne Metallschicht dürfte in der Hitze des Aufpralls verdampft sein. Aber wir können nun den Punkt rekonstruieren, um den dieses Sechseck gelegt wurde, den Mittelpunkt also, und wir sehen, daß die Landschaft dort ziemlich unversehrt zu sein scheint. Ich denke, dort sollten wir unsere Forschung fortsetzen. Wenn überhaupt etwas zu finden ist auf diesem Planetoiden, müßte es dort zu finden sein.“
    Er unterbrach. Alle starrten wie gebannt auf die Karte. Sein Blick begegnete dem aufmunternden Lächeln des Kommandanten Wladimir Schtscherbin. Eben wollte er fortfahren, da blickte auch Ljuba auf.
    „Und da hast du uns eine Woche lang auf den Sechsecken herumhüpfen lassen“, sagte sie mit nicht völlig gespielter Entrüstung.
    „Erstens“, verteidigte sich Miguel, „bin ich auch nicht so schlau geboren, wie ich jetzt bin, und zweitens gibt es auch noch einen anderen Grund dafür.“
    „Und der wäre?“ fragte Ljuba. Auch die anderen sahen interessiert auf Miguel.
    Der blickte den Kommandanten an.
    Der Kommandant nickte leicht.
    „Wir wissen noch gar nichts“, fuhr Miguel fort, „über den Inhalt der Information. Nehmen wir an, unsere bisherigen Überlegungen sind richtig. Die Sechsecke machen auf ein Gebiet im Zentrum des großen Sechsecks aufmerksam. Warum? Sie können ebensogut auf ein Ziel wie auf eine Gefahr hinweisen. Sie können ebensogut Richtungsanzeiger wie Warnschilder sein. Wir haben noch keine Verbindung zu fremden Zivilisationen – wenn man den Umstand ausnimmt, daß wir vor dem Feld gewarnt worden sind. Wissen wir denn, ob es nicht einen interstellaren Zusammenschluß denkender Wesen gibt, mit Nachrichtenverbindungen und vielleicht auch mit einem geometrischen Code, in dem Sechseck soviel heißt wie Gefahr? Das alles liegt im Bereich des Möglichen, und es war deshalb nötig, vor allem erst einmal die Peripherie so gründlich wie möglich zu untersuchen.
    Wir können jetzt auch nicht einfach mit der OR im Zentrum landen. Abgesehen davon, daß sich dort ein Gebirgszug erhebt, der sehr zerklüftet ist, müssen wir auch erst genauer wissen, was uns dort erwartet. Wir haben deshalb vor einer Stunde von der Basis 1 aus unser Spezialfahrzeug in Marsch gesetzt, das ihr vorgestern dort stationiert habt.“ Er schaltete die Übertragung ein. „Kat, können wir mal sehen, wie weit wir sind?“
    „Es hat geklappt“, antwortete die Stimme von Kathleen. „Wir sind jetzt am Fuß des Gebirges…“
    „Das heißt“, unterbrach Miguel sie, „du natürlich nicht, du sitzt in der Funkzentrale.“
    „Ja, freilich“, fuhr Kat fort, „also das Fahrzeug ist jetzt am Fuß des Gebirges. Ich gebe euch sein Radarbild auf den Schirm, rechts am Rand seht ihr die Skalen für Radioaktivität, für Bodentemperatur und für elektrische und magnetische Feldstärke. Bisher alles normal.“
    Alle Augen wandten sich dem Bildschirm zu, auf dem das angekündigte Radarbild erschienen war. Da man hier gewohnt war, die seltsamen Schattierungen des Radarbildes ins Normal-Optische umzudenken, konnten alle erkennen, daß der Spezialgeräteträger jetzt in eine Schlucht hineinfuhr, nun einer Biegung

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