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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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um!“
    Ljuba und Miguel schoben sich in die Kammer hinein und richteten sich auf.
    „Was habt ihr für einen Eindruck“, fragte Wladimir Schtscherbin von draußen, „ordnen sich die Kristalle an den Wänden?“
    „Es läßt sich keine Ordnung erkennen“, antwortete Ljuba, nachdem sie sich umgesehen hatte, „es gibt stärkere und schwächere, ganz unregelmäßig verteilt. Man könnte fast an einen Sternenhimmel denken, aber an einen vollkommen fremden. Auch so etwas wie eine Milchstraße gibt es.“
    „Die Kugel ist ein Globus dieses Planetoiden!“ fiel Miguel ihr aufgeregt ins Wort. „Ich erkenne genau die größten Gebirgszüge, ich habe sie noch vom Kartographieren her in Erinnerung.“ Er ging um die Kugel herum. „Hier ist die Stelle, wo wir uns befinden, und hier ist auch ein kleines Sechseck eingraviert!“
    „Gibt es in der Nähe dieses Sechsecks Lichtfunken, also Kristalle?“ fragte Wladimir.
    „Ja, Moment… Dieses Tal muß sich in nordöstlicher Richtung weiterziehen, und hier, gleich ein Stück weiter, steckt ein weißer Kristall!“
    „Danke. Macht bitte Aufnahmen von der Kammer und der Kugel und kommt dann wieder heraus!“
    Nachdem die beiden wieder herausgekommen waren, setzte die Landungsgruppe ihren Weg durch die Schlucht fort. Aber schon nach einigen Hundert Metern schien sie zu Ende zu sein. Eine steile Geröllhalde schloß sie ab.
    „Das kann doch nicht sein“, rief Miguel, „die Schlucht war deutlich eingezeichnet, sie muß weitergehen!“
    „Am besten wird sein, wir kehren zum Raumschiff zurück, orientieren uns nach den Aufnahmen von dem Höhlenglobus und suchen uns einen Punkt, der besser zugänglich ist“, schlug Ljuba vor.
    Während die anderen beratschlagten, hatte Jiři Kotr, der Geologe, sich niedergekniet und begutachtete das Geröll.
    Wladimir trat neben ihn. „Was Besonderes?“
    „Das ist zum größten Teil Tiefengestein“, antwortete der Geologe, „wie kommt das hierher?“ Er stand auf. „Ich muß mal dahinauf!“ sagte er und zeigte nach oben.
    Im Licht der Helmscheinwerfer sahen die Wände, die die Schlucht begrenzten, unendlich hoch aus.
    „Springen kommt nicht in Frage“, warnte Wladimir, „wir können uns keinen noch so kleinen Riß im Schutzanzug leisten!“
    Hier wußte Ljuba Rat. Sie suchte mit dem stärksten Scheinwerfer des Spezialgeräteträgers die Ränder der Schlucht ab. Bald hatte sie eine Stelle gefunden, wo der Felsen tief eingekerbt schien. Dann ließ sie das Fahrzeug die unteren Teleskopbeine voll ausfahren, und der Rumpf des Geräteträgers hob sich dadurch in eine Höhe von acht Meter. Mit Hilfe der Funkfernsteuerung richtete sie den Scheinwerfer neu ein und fuhr dann eins der oberen Beine aus – es reichte bis an die Kerbe in der Felswand.
    „Bitte!“ sagte sie einladend.
    Der Geologe zog sich als erster an dieser seltsamen Leiter hinauf, die unter den herrschenden Schwerkraftverhältnissen allen Ansprüchen genügte.
    „Ich glaube, hier kommen wir weiter“, erklärte der Geologe, nachdem er ein Stück vorausgegangen war und sich umgesehen hatte. Die anderen folgten auf dem gleichen Wege, und Miguel, der letzte, hob das Fahrzeug herauf.
    Die Geröllhalde, die den Weg durch die Schlucht versperrt hatte, erwies sich als Teil einer langgestreckten Aufschüttung von Geröllmassen, die sich da fast im rechten Winkel zur Schlucht hinzog, so weit man im Scheinwerferlicht sehen konnte. Alle hielten die Annahme des Geologen für sehr wahrscheinlich, daß hier ein Bruchstück von der vermuteten Katastrophe der zwei Planetoiden nach einem Aufprall seine Masse in Flugrichtung gestreut haben müsse.
    Dafür sprach auch die Tatsache, daß sie nach drei oder vier Kilometer die Schlucht wiederfanden und ihren Weg auf der Sohle ungehindert fortsetzen konnten. Trotz gelegentlicher Unebenheiten kamen sie hier weit schneller voran, weil die Felsenwände wenigstens etwas vom Licht der Scheinwerfer reflektierten und so die Orientierung erleichtert wurde.
    Nach etwa einer Stunde tat sich vor ihnen ein weiter Talkessel auf. Im Scheinwerferlicht konnten sie das gegenüberliegende Ende des Kessels nicht erkennen, aber das Radarbild des Geräteträgers zeigte den Rand des Gebirges, und es zeigte noch etwas anderes: an der linken Seite in einiger Entfernung das erwartete Sechseck.
    Wenige Minuten später standen sie unter dem Sechseck vor einer glatten, glänzenden, grünlich schimmernden Wand, die offenbar eine große, in den Felsen hineinreichende Grotte

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