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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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erste Landung unbemannt erfolgen. Dann mußte der automatische Spezialgeräteträger in Aktion treten und einen solchen Unterstand vorbereiten.
    Dieses Spezialfahrzeug war ein etwa halbmeterhoher Kasten, der sich auf Ketten bewegte, aber auch mit Hilfe von vierzehn nach allen Seiten ausfahrbaren Teleskopbeinen andere Fortbewegungsarten wie Springen, Klettern und Rollen beherrschte – wenigstens bei der geringen Schwerkraft auf den Planetoiden. Er trug eine ganze Reihe von Meßgeräten und Werkzeugen, die nach Bedarf ausgewechselt werden konnten, und arbeitete sowohl direkt- und ferngesteuert als auch nach Programm.
    Für diesmal aber konnte dieses Fahrzeug auf der WEGA bleiben, denn auf dem Radarbild wurde in der Nähe eines Rechtecks eine ziemlich senkrechte Felswand entdeckt, die sich für die Anlegung eines Unterstandes eignen würde.
    Kapitän Wladimir Schtscherbin steuerte die für die erste Landung vorgesehene Operativrakete OR 1 selbst. Mit stark gedrosseltem Antrieb, stabilisiert durch die Steuerdüsen, ließ er die Raketen sanft niedersinken, eingewiesen von Bord der WEGA durch seine Frau Kathleen. Die glühenden Auspuffgase wirbelten eine schnell wachsende Staubwolke auf. Er ließ die Teleskopbeine ausfahren, es gab einen kleinen Ruck, dann schaltete sich der Antrieb ab.
    Im diffusen Licht der Seitenscheinwerfer sahen sie die Umgebung. Unter ihnen stand noch die Staubwolke, aber dahinter wurde der Boden sichtbar: grau, etwas abschüssig, im Winkel von ungefähr 10° geneigt gegen die Rakete, mit glatten Streifen, unterbrochen von einzelnen schroffen, vielleicht kniehohen Gesteinszacken.
    Wladimir riß sich von dem Bild los und blickte auf das Armaturenpult. Sorgfältig las er eine Skala nach der anderen ab. Dann sagte er: „Die schweren Schutzanzüge anlegen. Wir beginnen mit dem ersten Arbeitsabschnitt.“
    Ljuba Hernandez – wie sie seit ihrer Hochzeit hieß – und Jiři Kotr, der Geologe, schraubten den Helm ihres leichten Anzuges ab, streiften die schweren, unförmigen Raumanzüge über die eng anliegenden leichten Schutzanzüge, die sie in der Operativ-Rakete trugen, und setzten einander die schweren Helme auf, die hier allerdings kaum hundert Gramm wogen.
    Wladimir setzte sich wieder in den Pilotensitz, schaltete die Funksprechverbindung zur WEGA ein und wartete.
    „Raum frei von Fremdkörpern. Keine Gefahr.“ Kathleen meldete es von der WEGA und setzte als persönlichen Wunsch hinzu: „Hals- und Beinbruch!“ Sie hatte es so eingerichtet, daß sie in der Zeit, wo ihr Mann auf dem Planetoiden landete, Funkdienst hatte.
    Ljuba Hernandez, die inzwischen mit dem Geologen in die Schleuse gestiegen war, meldete sich über Helmfunk: „Die Pumpen arbeiten. Ich hake Sicherungsleinen und Transporttrosse ein… Wir öffnen die Schleuse. Ich springe hinaus. Ich stehe. Der Staub blendet, ich schalte den Helmscheinwerfer aus. Jetzt ist es besser, Sicht etwa 3 Meter. Ich bin am Rand der Staubwolke. Jetzt bin ich im Freien.“
    Wladimir sah von oben, aus der Kanzel der OR 1 herab, auf die unbeweglich scheinende Staubwolke. Jetzt trat Ljuba, im Schutzanzug unförmig, heraus und sah sich um.
    Sie stand auf der abschüssigen Seite und versuchte nun langsam vorwärts zu gehen. Langsam – das hieß unter diesen Bedingungen, wo sie mit Schutzanzug nur etwa 10 Kilopond wog, in Sprüngen von drei bis vier Meter Länge.
    „Gehen Sie noch langsamer“, befahl Wladimir. „Sie nähern sich einem Streifen mit Gesteinszacken!“
    „Verstanden“, antwortete Ljuba. Trotzdem erreichte sie schnell den Rand des beleuchteten Kreises.
    Wladimir richtete den Scheinwerfer höher. In etwa 500 Meter Entfernung wurde die Klippe sichtbar, die sie auf dem Radarbild schon gesehen hatten.
    Ljuba ging weiter auf die Klippe zu. „Der Boden ist glatt, aber es geht steiler abwärts. Bitte die Sicherungsleine straffer – danke, so geht es. Hier ist ein Abhang, etwa vier Meter tief, unten unebener Boden. Ich springe.“
    Wladimir sah, wie die Gestalt verschwand.
    Nach einigen Minuten war Ljuba am Ziel, der Klippe, angekommen. „Die Höhe beträgt etwa zehn Meter. Ich springe.“
    Er sah, wie die Gestalt Ljubas zur Spitze des Felsens hinaufschnellte.
    „Es ist keine Klippe, sondern die Front eines Massivs. Von hier oben führt ein Grat weiter, der sich allmählich verbreitert. Für unser Vorhaben gut geeignet. Ich befestige das Transportseil!“
    Wladimir sah sie hantieren.
    Dann schwebte sie wieder hinunter. „Erster Arbeitsgang

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