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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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vierundachtzig exakt neun ergab – also dreimal die Drei. Oskar lächelte. Besser konnten die Voraussetzungen doch gar nicht sein!
    »He, Oskar, was machst du?«, rief seine Mutter aus der Wohnküche. »Räumst du deine Sachen ein?«
    »Gleich«, sagte Oskar.
    »Was möchtest du zu Mittag essen?«
    »Weiß nicht.«
    »Im Kühlschrank steht eine Schüssel mit Kartoffelsalat und im Regal sehe ich Würstchen, Nudelsuppe, eine Dose Ravioli, Bohnen mit Speck und Erdbeermarmelade«, zählte Henriette Habermick auf.
    Pizza, dachte Oskar. Pizza wäre toll. Aber darauf würden sie bestimmt eine ganze Weile verzichten müssen.
    »Ich schlage vor, wir essen den Kartoffelsalat«, rief seine Mutter. »Offenbar hat Herr Heinrichen ihn extra für uns zubereitet und ich möchte ihn nicht kränken.«
    »Ist okay«, sagte Oskar leise. Er griff nach seinem Rucksack und zog den Reißverschluss auf.
    Das Backbuch schob er unter sein Kopfkissen, den Bären legte er direkt daneben an die Wand unters Fenster und den Gummistiefel stellte er hinter dem Vorhang auf dem Sims ab.
    »Hast du was gesagt?«, fragte Henriette Habermick.
    »Ja, dass es okay ist!«, rief Oskar.
    Die Tüte mit den Mokkabohnen knisterte leise, als er sie aus dem Rucksack nahm. Oskar beschloss, Herrn Heinrichen eine Torte zu backen. Gleich morgen. Zwei Schichten Biskuitteig sollte sie haben, dazwischen Mokkacreme und obendrauf Sahnetürmchen mit Mokkabohnen als Verzierung. Vielleicht würde das Glück bringen. Mokkacremetorte mit extra vielen Bohnen obendrauf war ja auch Papas Lieblingstorte.
    »Wir dürfen uns die Gartenmöbel aus dem Schuppen holen!«, rief seine Mutter. »Kommst du und hilfst mir dabei?«

    Als Oskar abends neben seiner Mutter im Bett lag, fühlten sich seine Arme und Beine schlaff und ausgeleiert an, und sein Kopf war schwer und warm wie ein riesiger Topf voller dampfenden Griesbreis. Dieses jämmerliche Mauseloch mit den dunkel getünchten Wänden und der runden Papierfunzel unter der Decke war einfach schlecht für ihn.
    »Gute Nacht, mein Schatz«, sagte Henriette Habermick. »Morgen ist Sonntag, da machen wir es uns richtig gemütlich. Und am Montag geht es dann in die neue Schule.«
    Oskar hatte die Augen bereits geschlossen und gab ein leises Schnorcheln von sich.
    »Oh, du bist schon eingeschlafen«, sagte seine Mutter leise.
    Die Matratze wogte leicht auf und ab und kurz darauf erlosch das Deckenlicht.
    Oskar tastete nach dem Bären und zog ihn zu sich heran. Wir müssen aufeinander aufpassen, dachte er, während er seine Nase in dem verfilzten Plüschstoff vergrub. Wenn es so weitergeht, werde ich am Montag überhaupt keine Kraft mehr haben, in die Schule zu gehen.
    Wieder wogte die Matratze auf und ab. Henriette Habermicks Bettdecke raschelte, als ob sie mit feinen Metallfedern gefüllt wäre.
    Oskar hörte seine Mutter leise seufzen. Bestimmt war auch sie nicht glücklich mit dieser Situation, vielleicht bereute sie es inzwischen sogar, aus der alten Wohnung ausgezogen zu sein. Und wenn schon, dachte er. Zurückgehen würde sie trotzdem nicht. Dazu war sie viel zu stolz.
    Oskar würde sich wohl oder übel mit seiner Lage abfinden müssen. Und – Teufel noch mal – er war bereit, das zu tun.
    Gleich morgen würde er sich um die Torte für Herrn Heinrichen kümmern – und hoffen, dass Mathilda herüberkam. Das wehe Gefühl in seinem Herzen versuchte er zu ignorieren. Er musste einfach daran glauben, dass Papa den Zettel an der Schreibtischlampe rechtzeitig fand.
    Oskar lauschte auf das gleichmäßige Atemgeräusch seiner Mutter, wünschte seinem Gummistiefel eine gute Nacht und gähnte. Hoffentlich schlief er bald ein.

    Es war kalt und es war hart unter seinem Rücken. Sein Kopf schmerzte und irgendwas drückte gegen seinen Fuß. Oskar schreckte hoch.
    Um ihn herum war es stockfinster. Zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten gab es plötzlich Dinge, die noch dunkler waren als stockfinster, und sie traten geradezu unheimlich aus dieser Finsternis hervor. Es waren Dinge, die kreuz und quer durcheinanderstanden, die Oskar noch nie gesehen hatte und die sich ganz sicher nicht in dem winzigen Mauseloch befanden, in dem er sich eben noch zum Schlafen hingelegt hatte.
    Angst kroch seinen Rücken hinauf und seine Nackenhaare sträubten sich.
    Was war passiert?
    Wo war er gelandet?
    Wer hatte ihn hierher gebracht?
    Und vor allem: Wo war sein Bär?
    Vorsichtig zog Oskar seine Füße an. Er hob sich auf die Knie und riss die Augen weit

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