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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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öffnete. In Gaspareaus kleinem Haus war kein Licht, und keiner der Hunde war draußen, und die Reihe der Hütten schien so verlassen wie immer. Er fuhr unter die Weiden und starrte schnell zur letzten Hütte hinüber, in der er irgendeine Bewegung und Verfärbung hinter einem der zerfetzten Fliegengitter zu sehen glaubte, obwohl sich dann nichts zeigte.
    Mr. Lambs Traveler war am Ende des Anlegers festgebunden, und der All-State-Motor war immer noch am Heckwerk befestigt, und das Boot dümpelte im Regen. Er zog seine Jacke an, stopfte seine Kleider hinter den Sitz und stieg aus.
    Er horchte auf das Keuchen von W.s Plymouth, konnte aber bloß das Rauschen des Regens hören und die Wasserperlen, die von den Ahornblättern tropften.
    Er ging hinunter, musterte den Boden des Travelers und entschied, daß er losfahren mußte, ohne das Wasser auszuschöpfen. Er band die Fangleine los, kletterte ins Boot und stieß sich vom Anleger ab auf den See hinaus. Das Boot begann, im Wind rückwärts zu treiben, und er balancierte im Heck, gab dem Motor einen Ruck und ließ ihn absaufen. Er schaute zurück auf die Reihe der Hütten, zog noch einmal an der Starterschnur, und der Motor heulte auf, stieß eine Benzinwolke aus, schaufelte Seegrund hoch und hob sich ein Stück aus dem Wasser, bevor er den Choke erwischen und die Motorhaube herunterdrücken konnte.
    Er drehte und nahm den Weg auf den See hinaus, auf dem sich Landrieu zwischen den Untiefen hindurch dem Ufer genähert hatte und der soviel mehr Raum zwischen ihm und W. bot, falls W. auftauchte, während er schon halb über den See war, und beschloß, sofort loszulegen und auf ihn zu schießen.
    Er warf noch einen Blick zurück und rechnete damit, durch die Weiden hindurch bis zur Dammhöhe sehen zu können, und sah statt dessen jemanden, der nicht W. W. war und auch nicht Gaspareau und der überhaupt niemand zu sein schien, den er je in seinem Leben gesehen hatte. Er ließ die Untiefen hinter sich, steuerte auf die Mitte des Sees hinaus und drehte den Choke auf. Es hatte wieder begonnen, in Strömen zu regnen, und das Boot glitt über die winzigen weißen Wellen davon, die auf das Ufer zurollten, das vierhundert Meter entfernt war.
    Er musterte die Gestalt auf dem Anleger. Der Mann war groß, schmal gebaut und trug nur T-Shirt und Hose und nichts, was ihn gegen das Wetter schützte. Er hielt ein langes schlankes Gewehr, das er gerade an seiner Schulter anlegte, mit einem dicken, wulstförmigen Zielfernrohr, das am Schaft angeschraubt war. Er starrte den Mann an und fragte sich, was der da wohl tat und wer er war, und plötzlich ging ihm auf, daß es der Junge von dem Verkaufsstand an der Straße war, der Junge, den Gaspareau für den Wächterjob zum alten Mann hinübergeschickt hatte. Es schien ganz offensichtlich, daß er hiergeblieben war, um das Lager zu bewachen, und daß er in diesem Augenblick wahrscheinlich glaubte, er hätte das Boot gestohlen, um überzusetzen, da die Insel so verlassen war, wie das Lager zu sein schien, und jedem offenstand, der hinübergelangen konnte, um da Chaos anzurichten.
    Der Junge stand lange da, das Gewehr an der Schulter, und sah durch das Zielfernrohr, während das Boot weiter und weiter auf den See hinausglitt. Er sah finster zu dem Jungen hinüber und überlegte, welche Maßnahmen er ergreifen konnte, ohne wieder drehen und zurückfahren zu müssen und das Risiko einzugehen, von W. gestellt zu werden, bevor er klarstellen konnte, daß er nichts entwendete, und wieder auf den See hinauskommen konnte.
    Das Boot hatte ein Viertel der Strecke auf dem See zurückgelegt, und der Junge wurde kleiner, was ihn aufatmen ließ. Obwohl er ihn noch ganz deutlich sehen konnte, wie er durchs Zielfernrohr blickte, immer wieder den Lauf senkte und mit bloßen Augen auf den See hinausschaute, als ob er einschätzen wollte, wie weit das, was er gerade im Fernrohr gesehen hatte, in Wirklichkeit entfernt war.
    Er schaute zum Damm hinauf, konnte aber nichts ausmachen, und er fühlte sich wieder beklommen.
    Auf einmal drehte er mit dem Boot seitwärts ab, so daß es mit der Spitze auf die lange Biegung des Sees zeigte, stellte den Motor ab und bot dem Jungen die Breitseite. Er richtete sich auf, drehte sich zum Anleger hin und breitete die Arme aus, damit ihn der Junge im Prisma seines Fernrohrs klar sehen konnte, sein Gesicht sehen und ihn als den Angestellten des alten Mannes wiedererkennen konnte, der hinüberfuhr, um sich seiner Arbeit zu widmen.
    Aber

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