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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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sein?« fragte er leise.
    »Ich bin nicht wütend«, sagte sie. »Du bist doch ein Niemand.«
    »Das stimmt.« Er horchte auf seinen Atem, der zwischen seinen Fingern hindurchströmte.
    »Du verbirgst mir doch nichts – oder, Robert?«
    »Nein«, sagte er.
    Ihr Lächeln wurde freundlicher, und unter ihrem Kinn bildete sich eine kleine Falte.
    »Wieso bist du eigentlich mit mir hier hoch gekommen? Ich bin doch eine verheiratete Frau«, sagte sie. »Bist du etwa nicht verheiratet?«
    »Bin ich wohl«, sagte er.
    »Hast du denn kein Gefühl für Recht und Unrecht?«
    »Hab ich wohl nicht«, sagte er.
    »Das hier ist Ehebruch, mein Junge«, sagte sie und lächelte begeistert. »Und wer bezahlt die Rechnung?«
    »Der, der als zweiter aufwacht, denke ich«, sagte er.
    Sie drängte sich zu ihm hinüber und spreizte ein wenig die Beine. »Du wirst mich sitzenlassen, oder, Robert?« Sie rieb die Waden an seinen Knien, und ihre Hose schob sich über die Knöchel hoch.
    »Dein Wie-heißt-er-noch wird dich schon abholen«, sagte er.
    »Mit Sicherheit«, sagte sie. »Und paß du bloß auf, daß er dich hier nicht findet, sonst fliegen nämlich die Fetzen.«
    Sie lächelte immer noch, und er hatte den Impuls, durch die Tür zu marschieren und nicht mehr anzuhalten, bis er die Grenze nach Texas erreicht hatte.
    »Der wird hier außer dir niemanden finden«, sagte er.
    Sie stieß sich von den Ellbogen hoch und setzte sich auf ihn. Ihre Hose war an den Knien zusammengeknüllt und ihre Augen waren weit geöffnet. Er faßte ihre Waden an, zwängte seine Hände unter den Stoff und spürte die angespannten Muskeln ihrer Schenkel. Sie lag auf der Bettdecke, atmete gleichmäßig und bewegte den Kopf hin und her.
    »Mich wird er hier nicht finden«, sagte er. Seine Kehle war ausgetrocknet.
    Ein Summen kam aus ihrer Kehle, und sie wandte den Kopf und starrte auf die Metallpfosten, die am Fuß des Bettes aufragten.
    Er knöpfte ihre Hose auf und schob sie auf ihre Schenkel hinunter. Ihre Haut war bläulich. Sie zog die Luft mit einem Zischen durch die Zähne ein, als bekäme sie Schmerzen. Er legte ihre Hose über den Stuhlrücken und schob die Hände an ihren Beinen hoch. Sie bog ihren Nacken nach hinten und drückte die Ellbogen in die Matratze.
    »Robert?« fragte sie mit ausgebreiteten Armen und geballten Fäusten.
    »Was?«
    »Findest du, daß ich wie dreißig aussehe – ich meine, wenn du mich so anschaust?«
    Das Linoleum wellte sich. Er versuchte gleichzeitig, aufs Bett zu kommen und auf das zu achten, was sie sagte.
    »Nein, Süße«, sagte er sanft.
    Sie zog die Beine an, schob seine Hand sanft weg, drückte das Gesicht in die Bettdecke und lächelte.
    »Wo ich jetzt bin, siehst du nicht mal aus wie zwanzig«, sagte er.
    »Ich bin überhaupt nicht mehr wütend auf dich«, sagte sie, und ihre Stimme blieb in der Kehle stecken.
    »Das ist nett von dir«, sagte er. »Das ist wirklich nett.«

7
    Um sieben Uhr war es im Osten schon grau geworden. Die Waschbären lagen am Maschendraht und starrten in die Sonne, die nach und nach sank. Leo hockte still da, beäugte den Hasen, der, als der Tag abkühlte, eingedöst und noch nicht wieder wach geworden war. Der Wind blies leicht gegen den Strich seines Fells und legte sein weißes, weiches Unterfell frei.
    Er lag neben der Frau im bräunlichen Licht und fühlte, wie der Wind durch den Raum zog, die Vorhänge bewegte und an der Haut seiner Arme zupfte. Die Tür schlug zu, und er hörte, wie das Mädchen in den Hof hinausging und gurrend mit den Waschbären sprach. Die Frau zitterte, und er schaute sie an und erwartete, daß sich ihre Augen öffneten, aber sie lag still da und atmete so schwach, als wäre sie kaum noch am Leben. Er roch den Salbei in der Luft, ein schwaches brennendes Aroma in seinen Nasenlöchern, und hörte die Klauen der Waschbären, die am Draht zu dem Mädchen hinunterkletterten.
    »Mit dir mag ich die Welt lieber«, hatte sie gesagt, und er konnte sich das nicht erklären, lag da, mit seinem Kinn im Kissen, und hörte zu.
    »Fühlst du dich denn nicht immer so?«
    »Nein.« Ihre Lippen waren dicht an seinem Ohr. »Ich lege mich mit den Leuten an, bringe sie in Schwierigkeiten.«
    »Sorgt er denn nicht dafür, daß du dich gut fühlst?«
    »Larry, ja. Manchmal.«
    »Und wieso willst du jetzt mit mir rumsauen?«
    Sie drehte sich auf die Seite und verschränkte die Arme unter ihrem Kinn. »Ich traue ihm nicht«, sagte sie, als hätte sie das immer schon gewußt, aber sich

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