Ein stuermischer Retter
Ehemann. Er trank seinen Wein und schien von ihrem Unbehagen gar nichts mitzubekommen.
„Auf weitere Siege über Drachen dieses Schlages, Mrs Blacklock!" Er hob sein Glas und wartete. „Wollen Sie wirklich nichts trinken?"
„Nein, danke, ich werde nachher eine Tasse Tee zu mir nehmen. Danke, dass Sie Lady Brinckat und ihre Tochter meinetwegen so in ihre Schranken verwiesen haben", sagte sie scheu. „Ich bin in so etwas wohl nicht sehr gut. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihren Beistand." Und das war sie wirklich, mehr als sie sagen konnte.
Er sah sie eindringlich an. „Sie brauchen mir nicht zu danken", erwiderte er ruhig.
„Sie sind meine Frau, Faith, ich werde Ihnen jederzeit beistehen." Faiths Augen fingen vor Rührung zu brennen an, doch ehe peinliche Tränen zu fließen anfangen konnten, fügte er hinzu: „Außerdem war es mir ein Vergnügen. Ich kann aufgeblasene, rechthaberische alte Schachteln wie diese nicht ausstehen. Ihre Tochter war genauso schlimm. Ich vermute, Sie sind den beiden schon einmal über den Weg gelaufen?"
„Ja, neulich in der Stadt. Ich merkte, dass sie Engländerinnen waren und bat sie, mir zu helfen." Diese Demütigung schmerzte sie immer noch, und sie kämpfte dagegen an. „Aber sie hielten mich für eine ... eine ..."
Er schnaubte verächtlich. „Ich kann es mir denken. Zur Liste ihrer schlechten Eigenschaften ließe sich nun also auch noch Dummheit hinzufügen. Und trotzdem waren Sie bereit, ein Zimmer mit ihnen zu teilen?"
„Nun ja, das war, bevor sie so schrecklich zu mir waren. Ich dachte, ich könnte es ihnen vielleicht erklären - ich kann ja verstehen, dass sie falsche Schlüsse ziehen mussten ... " Sie verstummte, als er ironisch schmunzelte. „Sie hatten keinen Platz zum Schlafen", fügte sie hinzu, „und ich weiß, wie es ist, keine Bleibe zu haben."
„Sie sind sehr nachsichtig, Mrs Blacklock. Doch seien Sie gewarnt - ich bin es nicht!"
Er leerte sein Glas.
Da, schon wieder. Mrs Blacklock. Als wäre sie tatsächlich seine Ehefrau. Er hatte ihr versichert, dass es nur eine Scheinehe sein würde, aber vom Gesetz her waren sie verheiratet. Und Ehemänner hatten Rechte. Und es gab nur ein Bett. Sie schluckte. Draußen tobte der Sturm. Im Zimmer stand ein kleiner Kohleofen, in dem bereits ein Feuer vorbereitet war. Faith fand Zunder, zündete das Anmachholz an und war froh, dass sie etwas zu tun hatte. Sie wollte versuchen, nicht an das Bett zu denken, bis es Schlafenszeit war. Sie wusste, es war feige, das hinauszuschieben. Aber im Moment war die Stimmung zwischen ihnen so angenehm und entspannt, dass sie sie genießen wollte, solange es ging.
Eine Weile saßen sie schweigend da und hörten dem Toben des Orkans zu.
„Möchten Sie eine Partie Schach spielen?", fragte er.
Faith verzog leicht das Gesicht und dachte an ihre Kindheit zurück, als Großvater, ans Krankenbett gefesselt, sie alle gezwungen hatte, das Schachspiel zu lernen, um ihm damit die Zeit zu vertreiben. Sie hatte jedoch viel zu große Angst vor seinem Zorn gehabt, um sich richtig darauf konzentrieren zu können. „Ich kenne die Züge, aber ich spiele nicht besonders gut. Doch wenn Sie es wünschen ... "
„Nein, nein, schon gut." Er stand auf und ging im Zimmer auf und ab.
Er schien den kleinen Raum mit seiner Präsenz vollkommen auszufüllen. Es war schrecklich irritierend - der heulende Sturm draußen und stummes Auf-und-ab-Gehen drinnen. Um die wachsende Spannung zu lockern, sagte sie das Erstbeste, was ihr in den Sinn kam. „Stevens hat mir erzählt, Ihr Vater hätte Sie gezwungen, zur Armee zu gehen."
Er blieb stehen und zuckte die Achseln. „Ich war noch sehr jung, und mein Vater hatte mich besser eingeschätzt als ich mich selbst. Die Armee entsprach meinem Naturell, mehr als ich das damals beurteilen konnte."
In seinen Worten schwangen, trotz aller Akzeptanz, auch Verbitterung und ein Anflug von Selbstverachtung mit. Faith erinnerte sich an Stevens' Bemerkung, wie die Armee - oder war es der Krieg gewesen? - ihn beeinflusst hatte. Es veränderte ihn. Tötete etwas in ihm ab.
„Inwiefern entsprach sie Ihnen?", fragte sie behutsam nach.
Er drehte sich abrupt um und ging zur Tür. „Wenn Sie nichts dagegen haben, sehe ich lieber mal nach Wulf und den Pferden. Beowulf spielt bei Donner verrückt, und Mac kümmert sich nicht annähernd so um ihn wie er sollte. Er will einfach nicht wahrhaben, dass sein verdammter Hund Angst hat. Er wollte ihn in einen leeren Stall sperren,
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