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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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aber wenn er das nicht getan hat, wird der Hund die Pferde gleich mit verrückt machen."
    „Nein, ich habe nichts dagegen", log sie. Nein, es war keine Lüge. Sie hatte wirklich nichts dagegen, dass er nach dem Tier sah. Wogegen sie etwas hatte, war das Gefühl, dass er ihr wieder eine Tür vor der Nase zugeschlagen hatte.
    „Ich komme um sieben zurück und hole Sie zum Abendmahl ab."
    Es ist töricht, dass es mir etwas ausmacht, dachte sie, nachdem er gegangen war.
    Verheiratet hin oder her, sie waren im Grunde immer noch Fremde. Es ging sie nichts an, was er davon hielt, dass sein Vater ihn zur Armee geschickt hatte. Er hatte ein Recht auf seine Privatsphäre.
    Schließlich hatte sie ihm auch nicht alles über sich erzählt.
    Sie erschauerte, als der Sturm und der Regen an den Mauern des Gebäudes rüttelten. Sie legte Kohle im Ofen nach und setzte sich an den kleinen Tisch, um an ihre Familie zu schreiben. Zuerst an ihre Zwillingsschwester Hope, danach an Prudence, Großonkel Oswald und Tante Gussie.
    Viele Hunde gerieten bei Donner in Panik, aber nicht Beowulf. Donner oder Schüsse machten ihm nichts aus. Nach dem Hund zu sehen, war eine blanke Ausrede gewesen. Er hielt es in dem kleinen Zimmer mit dem großen, hohen Bett nicht mehr aus - mit dem Sturm draußen und dem Mädchen mit der weichen Stimme und der weichen Haut drinnen.
    Zur Hölle mit diesen englischen Furien. Er hätte sie beide erwürgen können, und das nicht nur wegen der Art, wie sie Faith behandelt hatten. Ohne diese zwei wäre er nicht dazu gezwungen, sich ein Zimmer mit seiner Braut teilen zu müssen. Wenn er sich jetzt dafür entschied, bei seinen Männern zu nächtigen, warf das nur ein schlechtes Licht auf Faith.
    Er hatte ihr eine Scheinehe versprochen, und daher war er moralisch verpflichtet, sie nicht zu berühren. Auch wenn ihre sanfte, freundliche Stimme ein Verlangen in ihm weckte, von dem er geglaubt hatte, gar nicht mehr dazu fähig zu sein.
    Und ihr Duft brachte ihn um den Verstand.
    Je eher dieser verfluchte Sturm vorüber war, er sie nach England schicken und selbst weiter nach Süden ziehen konnte, desto glücklicher würde er sein.
    Er und Mac machten sich auf den Weg zu den Stallungen. Stevens hatte sich schon vor geraumer Zeit in die Küche vorgewagt, um die verwitwete Schwester des Wirts kennenzulernen, eine Köchin, der ein beträchtlicher Ruf vorauseilte. Er hatte die zunächst ablehnende Haltung dieser Dame mit der Bitte überwunden, der Ursache für die himmlischen Düfte aus der Küche auf den Grund gehen zu dürfen, und war anschließend von Madame selbst erschöpfend ausgefragt worden. Seine Antworten, obwohl die eines Engländers, waren wohl nicht gänzlich unbrauchbar gewesen, und so wurde ihm schließlich gnädig gestattet, Madame zu assistieren. Er durfte Hilfsarbeiten für sie verrichten, und nebenbei lernte er, wie sie ihre ganz besondere Spezialität - Moules à la crème - zubereitete.
    Nicholas kehrte schließlich zu dem kleinen Zimmer zurück und klopfte an. „In einer Viertelstunde wird das Mahl serviert. Soll ich Ihnen ein Tablett aufs Zimmer bringen lassen, oder möchten Sie es lieber unten in dem Gastraum zu sich nehmen?"
    Sie öffnete die Tür. „Ich komme herunter."
    Durch all die gestrandeten Gäste gerieten die Kapazitäten des Lokals an Grenzen. Der Speisesaal war überfüllt, aber der Wirt hatte ihn in zwei Hälften aufgeteilt, eine für die Oberschicht und eine für das gemeine Volk - als hätte die Französische
    Revolution nie stattgefunden. Das gemeine Volk bediente sich selbst; die anderen wurden bedient und zahlten für dieses Privileg. Als Nick und seine Braut sich einen Weg zu ihrem Tisch im gehobenen Bereich bahnten, sahen sie, dass Stevens mit dem Bedienen beauftragt worden war. Er hastete mit einem großen, vollbeladenen Tablett an ihnen vorbei und zwinkerte Faith zu. Er wirkte verschwitzt, aber glücklich. Nicholas schüttelte resigniert den Kopf, während er Faith den Stuhl zurechtrückte.
    „Er ist ein hoffnungsloser Fall. Konnte noch nie müßig herumstehen. Stevens liebt es, gebraucht zu werden."
    Faith lächelte. Ging das nicht jedem so?
    Lady Brinckat und ihre Tochter hatten bereits einen Tisch zugewiesen bekommen. Der Wirt flüsterte Nicholas zu, jemand anderes hätte ihnen sein Zimmer zur Verfügung gestellt.
    Als Stevens an den beiden Damen vorbeiging, hörte Faith das Mädchen sagen: „Mama, sieh dir nur sein Gesicht an! Wie abgrundtief hässlich und abstoßend!"
    Faith

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