Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
Vom Netzwerk:
ein rauschendes Fest. Ein wahres Festmahl wurde aus der Küche herangeschleppt, Teller um Teller mit köstlichen Gerichten, wobei die besten Stücke immer zuerst dem verlegenen Brautpaar serviert wurden. Der Champagner floss in Strömen. Sobald alle gegessen hatten, holten Stammgäste eine Fiedel, ein Akkordeon und eine Flöte hervor. Eifrige Hände schoben Tische und Stühle zur Seite, ehe sie Faith und Nicholas in die Mitte des Saals zerrten - und der Tanz begann. Schon bald übertönten Musik, Gesang und Gelächter den Sturm, der draußen immer noch tobte.
    Irgendwann beschloss Faith, dass es Zeit war, zu Bett zu gehen. Sie flüsterte Nicholas zu, dass sie müde sei und sich zurückziehen wolle. Ihre Stimme bebte ein wenig, und
    er ahnte, warum sie nervös war.
    „Gehen Sie nur", sagte er leise. „Und verriegeln Sie die Tür. Ich schlafe bei Stevens und Mac, keine Sorge."
    Sie sah ihn erleichtert an, dann stahl sie sich davon.
    Doch als Nicholas eine gute Stunde später ebenso diskret verschwinden wollte, hielt man ihn mit schallendem Gelächter und derben Scherzen fest. Anscheinend hatte der halbe Saal Faiths heimlichen Weggang mitbekommen. Es kam gar nicht infrage, Nick dasselbe zu gestatten. Das hier war schließlich einBrautpaar!
    Siebenundfünfzig glückliche und betrunkene Menschen begleiteten schließlich den Bräutigam nach oben zu seinem Hochzeitsgemach. Dutzende trugen ihn förmlich die Treppe hinauf und erteilten ihm dabei lautstark und ausgelassen zweideutige Ratschläge auf Französisch. Nick hoffte inständig, dass seine Braut sie nicht hören konnte.
    Dutzende überschwänglicher Fäuste hämmerten laut an Faiths Tür und riefen, die Braut solle herauskommen und ihren Bräutigam in Empfang nehmen. Und als sie schließlich in einem langen weißen Spitzennachthemd und eingewickelt in die Bettdecke öffnete und nervös nach draußen sah, wurde Nick mit begeistert geäußerten Glückwünschen und noch weiteren, sehr französischen Empfehlungen ins Zimmer gestoßen. Er schlug der johlenden Menge die Tür vor der Nase zu und legte etwas außer Atem den Riegel vor.

7. KAPITEL
    Wenn ein Plan zum Glücklich werden scheitert, wendet die menschliche Natur sich einem weiteren zu.
    Wenn die erste Berechnung falsch ist, stellen wir eine zweite besser an.
    Irgendwo finden wir schon Trost...
    Jane Austen
    Das Zimmer wirkte verlassen, nur die Bettvorhänge bewegten sich leicht und verrieten so, dass sich hinter ihnen eine nervöse Braut verbarg.
    „Es tut mir leid", sagte Nick. Er musste lauter sprechen, damit sie ihn bei dem Sturm und der anhaltend lautstarken Feier draußen vor der Tür hören konnte. Er zog die Vorhänge auseinander, und im gedämpften Licht der Öllampe sah er sie auf dem Bett sitzen, bis zu den Ohren eingewickelt in die Daunendecke. „Keine Angst", beruhigte er sie. „Ich warte nur ab, bis sie sich verzogen haben. Sobald es draußen wieder still wird, schleiche ich hinüber in das andere Schlafzimmer."
    Aber es wurde nicht still. Ein paar Männer hatten wohl beschlossen, die Feier auf der Treppe vor ihrem Zimmer fortzusetzen; unvermindert war das Klirren von Gläsern und Gelächter zu hören.
    Nick spähte zur Tür hinaus. „Würden Sie bitte gehen?", versuchte er es mit seinem
    nicht besonders guten Französisch. „Meine Braut kann nicht schlafen."
    Schallendes Gelächter und einige anzügliche Bemerkungen folgten. Nick versuchte es noch einmal, aber alles, was er sagte, schien sie nur königlich zu amüsieren. Gereizt zog er sich wieder zurück. Er konnte Männer dazu bringen, fast alles für ihn zu tun, aber nicht in einer anderen Sprache und nicht, wenn sie betrunken waren. Er hätte sie womöglich die Treppe hinunterwerfen können, aber es kam ihm undankbar vor, Leuten Gewalt anzutun, nur weil sie begeistert sein zukünftiges Glück feiern wollten. Er beschloss, weiter zu warten.
    Eine Stunde war vergangen. Nick wurde allmählich kalt. Er wünschte, er hätte Kohle nachgelegt, aber der Ofen war inzwischen aus. Vorsichtig zog er erneut die Bettvorhänge auseinander. „Sind Sie noch wach?", fragte er den Daunenhügel im Bett.
    Keine Antwort.
    Nick zog die Stiefel und seine Jacke aus, wickelte sich in die zweite Daunendecke und setzte sich auf die Bettkante. So hatte er es wenigstens warm und bequem, bis die Feiernden verschwanden.
    Eine weitere Stunde verstrich, ohne dass der Lärm auf der Treppe oder der Sturm nachgelassen hätten. Er würde wohl die Nacht über hierbleiben

Weitere Kostenlose Bücher