Ein sueßer Kuss als Antwort
geheiratet.“
„Keineswegs.“ Beth lächelte versonnen. „William habe ich geheiratet, weil er vernünftig und zuverlässig ist … aber auch einfühlsam und idealistisch.“
„Da kann ich dir nur zustimmen. William ist ein Schatz. Nicht so ein grober Klotz wie Lord Stainton. Was weißt du noch über ihn?“
„Nun, seine physischen und intellektuellen Vorzüge sind unübersehbar. Er hat den Titel von seinem Bruder geerbt, der vor ein paar Monaten gestorben ist. Er lebt ziemlich zurückgezogen. Man sieht ihn nicht oft bei gesellschaftlichen Anlässen. Obschon ich ihn hin und wieder bei kleineren Gesellschaften getroffen habe. Allerdings brodelt die Gerüchteküche, seit er sich vor einem Jahr von seiner Frau Maxine, der Tochter des Earl von Clevedon, getrennt hat. Die Scheidung verursachte damals einen Riesenskandal im ton .“
Eve starrte Beth schockiert an. „Scheidung? Er hat sich von seiner Frau scheiden lassen – von der Mutter dieser zwei reizenden Kinder? Warum denn, um Gottes willen?“
„Ich kenne natürlich nicht alle Einzelheiten. Ich weiß nur, dass es seit dem Tag der Eheschließung nichts als Schwierigkeiten gegeben hat. Eins der Probleme war, dass die beispiellose Schönheit seiner Frau zahlreiche Verehrer auf den Plan rief. Aber ein Mann wie Lord Stainton kann eheliche Untreue natürlich nicht tolerieren.“
„Sie hatte eine Affäre?“
„Anscheinend nicht nur eine. Man sagt, dass sie nach der Geburt ihrer zweiten Tochter eine Indiskretion nach der anderen beging. Unter anderem auch eine äußerst intensive mit Stephen, Lucas Staintons eigenem Bruder, mit dem sie dann sogar auf dem Landsitz der Familie zusammenlebte.“
„Sie hat ihre Kinder im Stich gelassen?“ Dass eine Frau und Mutter dies übers Herz bringen konnte, überstieg Eves Vorstellungsvermögen.
„Ja. Und man sagt, dass die Scheidung eine extrem kostspielige Angelegenheit war. Sie hat Lord Stainton praktisch ruiniert. Was die Situation noch verschlimmerte, ist die Tatsache, dass sein Bruder ein hemmungsloser Spieler war, der das Familienvermögen schon lange vor seinem Tod durchgebracht hatte.“
„Und Lord Stainton muss jetzt zusehen, dass er finanziell wieder auf die Beine kommt. Wird er gesellschaftlich gemieden?“
„Ganz im Gegenteil. Das alles verleiht ihm eine gewisse geheimnisvolle Aura, die nur zu seiner Anziehung beiträgt. Der ton reißt sich förmlich um ihn. Niemand wagt es, ihn zu schneiden. Er könnte wieder heiraten, aber die Mütter, die Ausschau nach passenden Ehemännern für ihre Töchter halten, erachten einen verarmten, geschiedenen Baron natürlich nicht gerade für eine geeignete Partie. Jede Gastgeberin, die auf sich hält, versucht jedoch, ihn zu ihren Soireen einzuladen, was er aber meist ablehnt.“
„Er verkauft gerade sein Haus in London und zieht auf seinen Landsitz.“
„Ja, ich weiß. Nach Laurel Court. Übrigens ein wundervolles Anwesen. Allerdings auch stark renovierungsbedürftig. Es liegt ganz in der Nähe des Familiensitzes von Williams Eltern in Oxfordshire. Hoffentlich erzielt Lord Stainton für das Haus in der Upper Brook Street einen guten Preis, damit er wenigstens einen Teil der Schulden bezahlen kann. Wer weiß, wie es sonst weitergehen soll. Wenn er den Landsitz behalten will, wird ihm vielleicht sogar nichts anderes übrig bleiben, als eine reiche Erbin zu heiraten. Und warum auch nicht? Er wäre nicht der erste und auch nicht der letzte Adlige, der sich auf eine Geldheirat einlässt.“
„Aber wäre das nicht eine sehr drastische Entscheidung, Beth?“
„Für dich vielleicht. Du bist an amerikanische Verhältnisse gewöhnt. Aber in England ist eine Eheschließung aus pekuniären Gründen gesellschaftlich akzeptiert. Nun ist Lord Staintons hervorstechendster Charakterzug allerdings sein Stolz. Es würde ihn sehr hart ankommen, eine solche Maßnahme zu ergreifen. Aber da wir schon von ihm reden, ich glaube, dass wir ihn heute Abend bei Lady Ellesmere antreffen werden. Er ist ein enger Freund der Familie.“
„Lord Stainton wird anwesend sein?“, rief Eve entsetzt aus.
Beth lachte. „Keine Angst. Vielleicht kommt er ja gar nicht.“
„Und wenn doch?“
„Mach dir keine Sorgen. Wahrscheinlich hat er sich inzwischen beruhigt und betrachtet die ganze Episode im Nachhinein mit Humor.“
„Wenn dem so sein sollte, würde mich das sehr wundern. Glaub mir, Beth, er dürfte unsere Begegnung nach wie vor alles andere als amüsant finden. Ich glaube wirklich,
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