Ein süßes Abenteuer
verdienten Strafe zuzuführen”, versicherte er seinem Besucher zum Abschied. “Und über mein Honorar wollen wir erst am Ende sprechen, wenn ich ihn gerächt habe. Sobald ich irgendetwas weiß, werde ich es Ihnen mitteilen. Kommen Sie in Zukunft nicht mehr hierher, vielleicht werden Sie verfolgt.”
Unmittelbar nach William Dobbins’ Aufbruch eilte Jackson auf die Straße und winkte eine Droschke herbei, um zu Sir Neville zu fahren. Sie mussten so schnell wie möglich eine Wache auf die Beine stellen, die die Duchess rund um die Uhr beschützte. Auf den Straßen herrschte ein großes Gedränge, da eine von Knighton und seinen Anhängern aufgewiegelte Menge einen Protestmarsch abhielt.
Als er endlich in Chelsea ankam, teilte Lem ihm mit, er wolle gerade die Kutsche aus der Remise holen, um Sir Neville nach Medbourne House zu bringen. Die Duchess habe versprochen, seinen Herrn an diesem Morgen zu besuchen, sei jedoch nicht erschienen. Inzwischen mache sich Sir Neville große Sorgen um sie.
Angesichts der neuesten Entwicklungen beunruhigte diese Nachricht Jackson sehr. Hatte er nicht einmal erklärt, in seinem Metier käme es häufig vor, dass sich lange Zeit überhaupt nichts tat, bis sich plötzlich die Ereignisse überschlugen? Ob im guten oder im schlechten Sinne konnte man im Voraus nie wissen.
Bald kam Neville ausgehbereit aus seinem Zimmer. “Ah, Jackson! Das trifft sich gut. Wir müssen dringend in Medbourne House nach dem Rechten sehen.”
“Unbedingt. Heute Morgen habe ich mit Dobbins’ Bruder gesprochen, und seine Informationen deuten darauf hin, dass die Duchess unter Umständen in Lebensgefahr schwebt.”
“Nicht zu fassen!”, rief Neville, nachdem er alle Einzelheiten gehört hatte. “Bei Gott, wenn Latimer ihr auch nur ein Haar krümmt, bringe ich ihn um!”
“Zunächst einmal”, warf Jackson in trockenem Ton ein, “müssen wir uns vergewissern, ob sie tatsächlich in Schwierigkeiten steckt oder ob sie bloß durch die Unruhen auf den Straßen aufgehalten wurde. Gehen wir.”
Während der gesamten Fahrt konnte Neville aus Angst um seine Liebste seine Ungeduld kaum bezähmen. Kaum hielt seine Kutsche vor Medbourne House, sprang er hinaus und hastete die Eingangsstufen hinauf. “Ist die Duchess zu Hause?”, fragte er den Butler, der ihm die Tür öffnete.
“Ich bedaure, Sir Neville”, sagte Lubbock steif. “Ihre Gnaden ist heute früh um halb zehn in Begleitung eines Stallburschen ausgefahren. Wohin sie wollte, kann ich nicht sagen, aber sie kündigte an, sie würde etwa anderthalb Stunden fortbleiben. Nun warten wir schon die ganze Zeit vergebens auf sie. Ich werde Sie unverzüglich zu Mrs. Marchmont bringen.”
Ehe er seine Absicht durchführen konnte, flog die Salontür auf und Isabella, die die Ankunft des fremden Fahrzeugs durch das Fenster beobachtet hatte, eilte blass und völlig aufgelöst in die Eingangshalle.
“Bitte kommen Sie in den Salon, Sir Neville”, rief sie. “Wissen Sie, wo um alles in der Welt Diana steckt? Ich finde es höchst rücksichtslos von ihr, einfach so mir nichts, dir nichts zu verschwinden.”
Ihre Aufregung bewies, dass sie trotz ihrer ständigen Nörgelei echte Zuneigung für Diana empfand. Ausnahmsweise verzichtete sie sogar auf sämtliche Förmlichkeiten, mit denen sie Neville unter normalen Umständen empfangen hätte.
Im Salon bat er sie zuallererst, Platz zu nehmen. “Hoffen wir das Beste”, sagte er sanft. “Allerdings muss ich Ihnen mitteilen, dass sie mich heute Vormittag um zehn Uhr besuchen wollte – jedoch nicht gekommen ist.”
Während Isabella verzweifelt die Hände rang, meldete sich plötzlich Jackson zu Wort. “Sie wussten wohl nicht über diese Verabredung Bescheid?”, erkundigte er sich betont freundlich, um sie nicht noch weiter aus der Fassung zu bringen.
“Nein”, antwortete sie. “Wahrscheinlich wollte sie es mir nicht sagen, weil ich es – bitte verzeihen Sie, Sir Neville – nicht gebilligt hätte. Warum fragen Sie, Mr. …?”, fügte sie zu, wobei sie vielsagend die Augenbrauen hochzog.
“Falls irgendjemand in diesem Haushalt weiß, welche Richtung sie eingeschlagen hat, dürfte uns das bei der Suche helfen. Lässt sie sich jedes Mal von einem Stallburschen kutschieren?”
“Nein, eben nicht! Oft fährt sie ganz allein durch die Gegend, auch das fand ich schon immer sehr unklug von ihr. Deswegen hat es mich gefreut, dass sie es heute nicht tat.”
Jackson warf Neville einen raschen Blick zu. “Dann
Weitere Kostenlose Bücher