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Ein süßes Abenteuer

Ein süßes Abenteuer

Titel: Ein süßes Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAULA MARSHALL
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Richtige zu tun.“
    Endlich erhob er sich, denn in den engen Hosen, die die Mode zurzeit vorschrieb, konnte man nicht lange knien. „Ich dachte, die meisten jungen Damen wünschen sich einen verlässlichen Ehemann“, entgegnete er.
    „Das stimmt, aber du benimmst dich dermaßen korrekt, dass man sich mit dir schier langweilt“, erklärte sie mit herzlich wenig Taktgefühl. „Und das könnte ich nicht ertragen. Bald wirst du irgendein nettes, sittsames Mädchen kennenlernen, das besser zu dir passt als ich. Wir werden doch hoffentlich Freunde bleiben? Falls ich je Hilfe benötigen sollte, würdest du mir jederzeit mit klugem Rat beistehen, das weiß ich genau.“
    Beinahe hätte er ihr entgegengeschleudert: „Im Gegenteil, in dem Fall solltest du lieber einen guten Anwalt aufsuchen.“ Stattdessen gab er, wie gewöhnlich, eine unverfängliche, banale Antwort. „Ich bedaure, dass du meinen Antrag ablehnst, Harriet, aber ich werde dir natürlich immer wohl-gesonnen bleiben.“
    „Dann nimmst du mir meine Entscheidung also nicht übel. Wie lieb von dir!“
    In diesem Augenblick regte sich plötzlich Nevilles Leidenschaft, die er sonst immer erfolgreich unterdrückte. Um ein Haar hätte er Harriet an sich gerissen, einen heftigen Kuss auf ihre Lippen gepresst und sie hinterher angefahren: „Fandest du das aufregend genug? Oder soll ich weitermachen?“
    Selbstverständlich tat er nichts dergleichen. Seit er denken konnte, hütete er sich, dem Beispiel seines Vaters zu folgen, eines trunksüchtigen Wüstlings, der in den Armen einer Kokotte gestorben war. Dass seine Familie nach seinem Tod nicht in Not geriet, verdankte sie nur der Tatsache, dass Nevilles Großvater mütterlicherseits bei der Heirat seiner Tochter ihr Erbe vor dem Zugriff ihres Gatten geschützt hatte.
    Glücklicherweise verbrachte seine Mutter den Sommer bei ihrer verwitweten Schwester in Surrey. Ansonsten würde sie ihm nun wegen Harriets Abfuhr endlose Vorwürfe machen. In Wahrheit sehnte er sich nicht übermäßig danach, das Mädchen zu heiraten, aber für seine Mutter spielte das keine Rolle.
    Soso, Harriet wünscht sich also eine aufregende Ehe, dachte er, während er unverrichteter Dinge das Haus der Beauchamps verließ. Es geschähe ihr ganz recht, wenn sie sich am Ende mit einem Mann wie meinem Vater, Sir Carlton Fortescue, vermählt, der sie ins Elend stürzt.
    Und nun, noch am selben Abend, musste er auf Lady Leominsters Ball mit anhören, wie zwei liederliche Burschen sich ganz ähnlich wie Harriet über ihn äußerten.
    Wirkte er auf andere tatsächlich so langweilig? Was gab es denn an korrektem Betragen auszusetzen? Konnte man überhaupt gleichzeitig tugendhaft und aufregend sein? Angenommen, er lockerte die Zügel ein wenig? Würde er sich dann wohler fühlen?
    Eine leere Hoffnung. Er konnte nicht über seinen Schatten springen. Nach mehreren Generationen von durch und durch verdorbenen Fortescues bemühte er sich als Erster, ein anständiges Leben zu führen, damit man nicht im ganzen Land über seine Eskapaden tratschte. Mit Mitte zwanzig war er ins Parlament eingetreten, wo er seine Pflichten stets tüchtig und ehrenhaft erfüllt hatte. So viel konnten die meisten seiner Freunde nicht von sich behaupten.
    Er kehrte noch einmal in den Ballsaal zurück, um sich von Lady Leominster zu verabschieden. Am besten begab er sich nach Hause und vergaß den ganzen Vorfall.
    Doch während er auf die Gastgeberin zuging, fasste ihn irgendjemand bei der Schulter und rief: „Genau nach dir hatte ich gesucht! Nach dem Ball wollen ein paar Freunde und ich ins Coal Hole gehen. Komm doch mit! Amüsiere dich ausnahmsweise einmal, Neville. Aber gestatte mir zuerst, dich mit der Dowager Duchess of Medbourne bekannt zu machen. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen behauptet sie, sie könne es kaum erwarten, dich kennenzulernen.“
    Vor Neville stand George, Lord Alford, mit dem man ihn gerade eben verglichen hatte – zu seinen Ungunsten. In der Tat besaß George sämtliche Vorzüge, die ihm selbst fehlten. Er sah auffallend gut aus, kleidete sich hochelegant und verstand es, jeden Augenblick seines Lebens zu genießen, ob nun mit leichtfertigen Frauenzimmern oder auf der Rennbahn, in zwielichtigen Spielhöllen oder bei Wettrennen in seinem Zweispänner. Wenn er sich für Wetten interessieren würde, was er nicht tat, hätte Neville wetten können, dass George sein Vermögen in rasendem Tempo durchbrachte. Genauso schnell, wie seine besten

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