Ein sueßes Versprechen
Mittagessen in den Speisesalon zurück. Sie ließen sich Zeit, erzählten sich Geschichten über seltsame Mahlzeiten an merkwürdigen Orten. Die Geschichten, die Rafe und Hassan beisteuern konnten, übertrumpften alles, was Loretta oder Rose zu bieten hatten. Beide Frauen hingen an ihren Lippen, wechselten einen Blick und verlangten dann, mehr zu hören.
Leichter Nieselregen hing über dem Fluss, auch wenn die Strömung weiter schnell war, wie Julius es vorhergesagt hatte, und der kräftige Wind die Segel der Loreley Regina blähte.
Das Grau vor dem Fenster beachteten sie nicht weiter und zogen sich in den Salon zurück. Sie tauschten den Reiseführer gegen ein Kartenspiel ein und begannen Whist zu spielen. Dann kam ein Besatzungsmitglied und steckte den Kopf zur Tür herein und überbrachte ihnen die Nachricht von Julius, dass die Aussicht, die sich jetzt gleich bieten würde, sehenswert sei.
Mit dem Reiseführer ausgestattet begaben sie sich zu viert auf die Brücke und verbrachten den Rest des Nachmittags damit, die malerischen Dörfer zu betrachten, an denen sie vorbeikamen. Die Engstelle mit den hohen Felsen zu beiden Seiten des Rheins lag nun weit hinter ihnen, die Berge waren zurückgewichen, sodass der Fluss sich sein Bett durch fruchtbares Ackerland gegraben hatte.
Sie kamen an Linz am Rhein vorbei und an der Stadt Remagen mit dem Schrein des heiligen Apollinaris, überschattet von einer letzten hoch aufragenden Burg, als Julius das Steuerruder einem seiner Mannschaftsmitglieder überließ, um mit Rafe zu sprechen.
»Sie haben gesagt, Sie fürchteten, Ihre Feinde würden in Bonn Wachen postiert haben?«
Rafe nickte.
Julius verzog das Gesicht.
»Wir müssen dort Halt machen – uns werden die Vorräte knapp. Aber wir kommen rasch genug voran, um hier über Nacht vor Anker zu liegen. Wir sind weit genug von der Stadt entfernt, außerhalb der Gefahrenzone sozusagen, aber nah genug, um morgen früh gleich nach Tagesanbruch in der Stadt anzukommen und kurz darauf wieder abzulegen. Wir werden nicht lange brauchen.«
Rafe zögerte, dann nickte er.
»Wenn es sein muss, bleibt uns nichts anderes übrig. Und besser jetzt, als später auf der Reise. Je näher wir an Rotterdam sind, desto wahrscheinlicher werden wir Sektenanhängern in größerer Zahl begegnen.«
»Nach dem Zwischenstopp morgen werden wir in keiner Stadt mehr anlegen müssen, bis wir Rotterdam erreichen. Wenn der Wind weiter so bleibt, und in dieser Jahreszeit gibt es keinen Grund, warum er das nicht sollte, werden wir dort eintreffen, wie Sie es gewünscht haben, am neunzehnten des Monats.«
Rafe lächelte.
»Gut gemacht. Morgen früh bleiben wir unter Deck, bis Bonn ein gutes Stück hinter uns liegt.«
An diesem Abend speisten sie in aller Ruhe, dabei sprachen sie über Bonn und die Gefahren, die dort drohen mochten. Um die Spannung zu lockern – oder sie wenigstens zurückzuhalten –, spielten sie eine Stunde lang Whist, gaben das dann auf und zogen sich zurück.
Rose folgte Loretta in die große Kabine und blieb dann stehen.
Loretta sah hinter sich, bemerkte, dass Rose die Hände rang, und zog eine Braue in die Höhe.
»Ich möchte Ihnen mitteilen«, platzte die Zofe heraus, »dass Hassan und ich … nun, wir möchten Ernst machen. Nachdem all das überstanden ist natürlich erst, und nachdem Sie und Mr. Rafe geheiratet haben, aber …« Sie wurde rot und machte eine vage Handbewegung zur Tür. »Nur, falls Sie es bemerkt haben … dachte ich, sage ich etwas.«
Loretta lächelte begeistert.
»Das ist wunderbar, Rose – und danke, dass du es mir gesagt hast. Nicht dass ich mir irgendetwas gedacht hätte – unter den gegebenen Umständen liegt die Entscheidung ganz bei dir, was du willst – aber … ach, ich freue mich aufrichtig für dich.« Sie kam zurück und schloss Rose in ihre Arme. »Ganz viel Glück euch beiden. Er hat großes Glück, solch einen Schatz wie dich gefunden zu haben.« Sie machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Wenn du dir ganz sicher bist, dass er der Richtige ist?«
»Oh, das bin ich – das bin ich auf jeden Fall.« Rose erwiderte die Umarmung. »Und Ihnen und Mr. Rafe auch viel Glück.«
»Danke.« Loretta wich einen Schritt zurück, zog ihr Kleid glatt, dann deutete sie zur Tür. »Du kannst jetzt gehen. Ich werde dich heute Nacht nicht mehr benötigen.«
Roses Zügen hellten sich auf.
»Wirklich?«
»Ja, wirklich. Und jetzt geh schon«, scheuchte Loretta sie.
Überglücklich lächelnd,
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