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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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Erleichterung auf dem Boden zusammen. Ein Wärter ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Rücken.
    »Ich komme wieder, schon bald. Ich brauche nur erst etwas Zeit, um selbst alles zu begreifen«, sagte sie, drehte sich noch einmal zu ihm um und sah ihn dort am Boden, schwach und wehrlos wie ein verletztes Tier.
    Sie wandte sich ab und ging zur Tür hinaus.
    Ihre Beine waren noch immer schwach, doch innerlich hatte Bryony das Gefühl, dass sie kräftiger wurde. Sie blieb ein paar Minuten im dunklen Teil des Korridors stehen und presste denKopf gegen eine weiche Pinnwand aus Kork. Lächelnd wischte sie sich Tränen ab. Tränen der Erleichterung.
    Er glich in keiner Weise dem Ungeheuer, das sie sich ausgemalt hatte.
    Ein paar Augenblicke vergingen in Schweigen. Bryony hörte ihren eigenen Herzschlag und das Blut, das ihr durch den Körper rauschte. Plötzlich jedoch wurde die Stille gebrochen.
    »Mel? Mel, bist du das?«, erklang hinter ihr eine vertraute Stimme.
    Als Bryony sie hörte, wurde ihr Rücken starr. Sie nahm den Kopf von der Pinnwand weg und drehte ihn in die Richtung, aus der die Stimme kam.
    In Schwarz gekleidet, als ginge sie zur Kirche, stand Sharon vor ihr. In ihrer rechten Hand hielt sie ein steifes weißes Taschentuch. Sie wirkte müde, als hätte sie in der Nacht kein Auge zugetan. »Ach du je. Du bist es«, sagte sie, machte zwei Schritte auf Bryony zu und lächelte. Sie streckte die Arme aus und fasste Bryony an den schmalen Schultern.
    »Was   … was machst du denn hier?«, fragte Bryony. In ihrem Magen hatte sie ein seltsames Gefühl. Die Härchen auf ihren Armen standen wieder ab.
    »Ich bin gekommen, um zum ersten Mal meinen Sohn zu besuchen. Ich habe beschlossen, dass es Zeit ist, es zu versuchen   … Er hat hier einige schlimme Dinge durchgemacht, er hat jemanden verloren, und ich wusste, dass ich jetzt hierherkommen muss«, sagte Sharon atemlos und versuchte zu lächeln, obwohl die Situation sie ganz klar unter Stress setzte.
    Er hat jemanden verloren   ….
    »Wie heißt dein Sohn?«, fragte Bryony, und alles schien in Zeitlupe abzulaufen. Sie hörte ihren raschen Atem in ihrem Kopf.
    »Keon. Keon Hendry«, antwortete Sharon, und Tränen quollen ihr aus den Augen.
    Bryony durchfuhr eine gewaltige Schockwelle. Ihre Beine gaben fast nach, und sie musste sich an die Wand lehnen, um nicht zu Boden zu sinken; Sharons Hände rutschten ihr ab. Die Übelkeit überfiel sie wieder, und sie musste tief durchatmen. Hatte Max das eingefädelt? Hatte er dafür gesorgt, dass es geschah?
    Sharon sah sie verwirrt an.
    »Sharon   … Ich heiße gar nicht Mel   … ich heiße Bryony«, sagte sie, und ihre Augen flossen über, als das Begreifen vollständig war.
    Sharon riss die Augen auf, und die Farbe wich aus ihren Wangen. »Ich heiße Tynice Hendry   …«, sagte sie.
    Zehn lange Sekunden standen sie einander in dem dunklen Korridor gegenüber, die Blicke unlösbar verbunden. Tynice liefen Tränen die Wangen hinunter. Bryony zitterte unkontrollierbar.
    Plötzlich griff Tynice durch die Leere und zog Bryony eng an sich. Bryony versteifte sich und versuchte zu widerstehen. Sie legte Tynice eine Hand an die Schulter.
    Die Mauern stürzten ein. In ihren Ohren klingelte es schrill. Sie fragte sich, ob sie das Bewusstsein verlor.
    Doch Tynice hielt sie fest und verhinderte, dass sie zusammensackte. In verzweifeltem Ton wisperte sie ihr immer wieder ins Ohr: »Es tut mir so furchtbar leid.«

46
    »Ich möchte jetzt allein sein.«

    Samstag, 17. Oktober 2009
    Hotel Rosemont, St. Pancras, London-Mitte
    15 Uhr
    »Herzlichen Glückwunsch!«
    »Ach du lieber Gott, haben Sie mich erschreckt«, rief Rachel. Sie hatte gerade den Schlüssel in die Hotelzimmertür gesteckt. Ihr blieben nur ein paar Minuten, um die Sachen zusammenzusuchen, die sie für ihren Auftritt am Abend brauchte.
    »Entschuldigung!«, kreischte die Raumpflegerin. Sie tänzelte im Korridor auf und ab, der in so grellen Farben tapeziert war, dass er überaus desorientierend wirkte. Sie hatte einen osteuropäischen Akzent, aber Rachel konnte nicht sagen, woher genau sie kam.
    »Glückwünsche wofür?«, fragte Rachel völlig verwirrt.
    »Für das Baby!«, krähte die Raumpflegerin und zügelte sich unvermittelt, grinste aber noch immer von einem Ohr zum anderen. Polnisch. Sie hatte einen polnischen Akzent.
    Rachel zog eine Augenbraue hoch. Das war reichlich unverschämt   … »Ich habe kein Baby«, sagte sie tonlos, den

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