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Ein Tag, zwei Leben (German Edition)

Ein Tag, zwei Leben (German Edition)

Titel: Ein Tag, zwei Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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, flüsterte mein Gehirn.
    Es war ein Störfall.
    Hin und wieder passierte das und jedes Mal brachte es mich aus dem Konzept.
    Mein Fuß fand keinen festen Halt, sondern verfehlte die Stufe und blieb an der Kante hängen. Ich stürzte nach vorne, überschlug mich und machte mich auf dem ganzen Weg nach unten zu einem kompletten Idioten. Buchstäblich Hals über Kopf zeigte ich mindestens ein paar Dutzend Leuten so ziemlich alles, was ich zu bieten hatte.
    Als die großartige Freundin, die sie ist, schüttete sich Capri, noch bevor ich zum Halt kam, vor Lachen aus. Kein verschämtes, leises Kichern hinter vorgehaltener Hand, bevor sie sich wieder zusammenriss. Nein, sie hätte sich vor Lachen fast in die Hose gemacht, als sie sich neben mir zu Boden gleiten ließ, während ich damit beschäftigt war, meinen Arm festzuhalten, der sich anfühlte, als könnte er jeden Moment von meiner Schulter abfallen.
    Schließlich rappelte ich mich auf, vor allem wegen der Pendler, die grunzende Geräusche von sich gaben, weil sie um uns herumgehen mussten. Capri lachte immer noch; ab und zu hörte sie kurz auf, doch dann rief sie sich offenbar den Moment wieder ins Gedächtnis und lachte sich erneut schlapp.
    Himmel. In diesem Moment wünschte ich, ich wäre in meinem anderen Leben. Das war nicht die Art von Ereignis, die in diesem Leben passieren sollte.
    » Ich glaube, ich muss in die Notaufnahme«, sagte ich zu Capri, der jetzt erst allmählich klar wurde, dass ich mich wirklich verletzt hatte.
    » Oh, Mist. Sorry, Sabine, ich dachte, du wärst okay.«
    Ich zuckte mit den Achseln, eine Bewegung, die ich sofort bereute. » Wahrscheinlich nur verstaucht.«
    Zum Glück war die Notaufnahme nicht weit entfernt und wir konnten zu Fuß gehen. Bei der Vorstellung, mich mit meinem maroden Arm in eine U-Bahn quetschen zu müssen, grauste es mir regelrecht. Capri schickte Angus, mit dem sie so etwas wie zusammen war, eine SMS , um ihm mitzuteilen, dass wir uns nicht wie sonst nach der Schule auf einen Kaffee treffen würden. Hätte da nicht mein Arm vor Schmerz pulsiert, wäre ich beinahe erleichtert gewesen. Capri und Angus versuchten schon seit einem Monat, mich mit Davis zu verkuppeln. Netter Typ, aber der Funken sprang einfach nicht über.
    » Aber lustig war es schon«, beharrte Capri beim Gehen und kicherte immer noch ab und zu, wenn sie sich das Ganze noch mal durch den Kopf gehen ließ. Sie konnte manchmal ein Miststück sein, aber tief in ihrem Inneren war sie in Ordnung. Und sie war in diesem Leben die einzige Freundin, die ich mir hatte erhalten können, vor allem deshalb, weil es ihr nichts ausmachte, dass ich – in ihren Worten – die halbe Zeit irgendwo anders zu sein schien.
    Ich warf ihr ein Lächeln zu. » Zum Glück habe ich heiße Unterwäsche an!«
    Was natürlich nicht stimmte. Und dank der Tatsache, dass ich meinen Hintern in den Himmel gestreckt hatte, wussten das auch sie und mehr als nur eine Handvoll Bostoner Pendler.
    Capri lachte so heftig, dass sie anfing zu japsen. » Klar. Blümchendrucke erfahren gerade ein Comeback.«
    Und dann tat mein Arm weh, weil ich ebenfalls lachte. Auch wenn ich Angst hatte, dass irgendein Mistkerl bereits Bilder von meinem geblümten Hintern mit dem iPhone auf YouTube eingestellt hatte.
    Gebrochen.
    Wenigstens nur das Handgelenk. Aber ich würde die nächsten sechs Wochen aussehen wie ein Katastrophengebiet mit all den Verbänden. Capri hat schon ein komisches, misslungenes fledermausartiges Dings auf den Gips gezeichnet. Sie machte zurzeit ganz auf Goth. Oben an ihren halben Dreadlocks waren ihre schönen blonden Haare schwarz gefärbt und sie stand auch die heißesten Tage in bodenlangen Röcken durch.
    Ich blieb gern bei meinem toughen Look. Ich war da nicht so fanatisch wie Capri, sondern begnügte mich damit, akribisch dafür zu sorgen, dass ich nicht so aussah, als könne man mir blöd kommen. Das war wichtig, vor allem in Roxbury, das immer noch in die Kategorie der » dringend zu sanierenden Gegenden« in Bosten fällt. Und obwohl Mom und Dad es bevorzugen würden, wenn meine Röcke zehn Zentimeter länger wären, brachte sie mein Look nicht völlig zum Ausflippen.
    Als ich nach Hause kam, war es schon nach neun Uhr abends. Sobald ich die Haustür aufschloss, hörte ich, wie Maddie von ihrem Zimmer auf die Treppe zuhüpfte. Kaum hatte ich die Tür hinter mir zugezogen, kam sie auch schon heruntergepoltert, immer drei Stufen auf einmal nehmend.
    » Binie! Binie!« Sie wollte

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