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Mörderische Weihnachten

Mörderische Weihnachten

Titel: Mörderische Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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{c}Die Untat{/c}
    »Mummy, Mummy, kann ich schon kommen?« Martin Adamic konnte es kaum erwarten. Die Bescherung stand dicht bevor, und der elfjährige Junge war nervös. In diesem Jahr sollte er etwas bekommen, endlich, denn in den letzten beiden war er leer ausgegangen. Nicht einmal auf einen Tannenbaum hatte er schauen können.
    Zitternd stand er im Flur. Er hatte Angst vor seiner Mutter, weil er sie kannte. Sie konnte manchmal sehr schlimm sein, wenn sie sich gestört fühlte oder wenn sie wieder getrunken hatte.
    »Warte noch!« Ihre Stimme klang schrill wie immer, aber nicht so abweisend, wie Martin befürchtet hatte. Sie schien auch nichts getrunken zu haben.
    »Ja, ist schon recht, Mummy.« Martin zog sich zurück. Sogar ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen. Normalerweise gab es in seinem Elternhaus nichts zu lachen, denn hier regierten die Furcht und eine unbekannte Drohung. Unter ihr litt auch die Mutter. — Mochte sie sein, wie sie wollte. Frank Adamic, der Vater, war schlimmer. Er hätte sich Schläger, Schinder, Zyniker und Teufelsfreund schimpfen sollen. Menschen verachtete er. Sogar seine Familie.
    Martin würde die Drohungen, die er schon gegen ihn und seine Mutter ausgestoßen hatte, niemals vergessen. Sie waren so fürchterlich. Frank Adamic hatte mit dem Teufel gedroht und seiner Familie versprochen, sie dorthin zu schicken.
    Und an diesem Tag wollte er kommen.
    Vielleicht wartete die Mutter deshalb noch. Eine Uhrzeit gab Frank Adamic nie an. Er stand irgendwann plötzlich in der Tür, schaute aus kalten, bösen Augen die Mitglieder seiner Familie an und fing an, sie zu terrorisieren.
    Und immer sprach er von der Hölle. Die Hölle war allgegenwärtig, ebenso der Teufel.
    »Irgendwann wirst du beide kennenlernen«, hatte er seinem Sohn Martin versprochen. Vor diesem Tag fürchtete sich der Junge schon jetzt. Jeden Abend quälten ihn die gleichen Gedanken. Auch jetzt, wo er wieder zurück in sein Zimmer ging, über dessen Ausmaße andere Kinder sicherlich gelacht hätten, weil es nicht mehr als ein Verschlag war. Manche Hundehütte war größer als diese Bude und auch wärmer, denn der alte Ofen funktionierte längst nicht mehr. Eine Zentralheizung besaß das Haus nicht. Die beiden Mieter mußten mit Steinkohle heizen. Nebenan wohnten die Linvonstones, ein älteres Ehepaar, das den Winter über meist in wärmeren Regionen verbrachte, auch Weihnachten, so gehörte das alte Zechenhaus der Familie Adamic allein. Erst im März würden die Nachbarn zurückkehren.
    Martin nahm auf dem alten Bett Platz. Sein Vater hatte es vom Schrottplatz geholt. Die Matratze war feucht, sicherlich schimmelte sie bereits innen.
    Ein wackliger Schrank, einige Spielzeugautos, ein defektes Radio und ein Fenster, das zum Hinterhof hinführte, so daß selbst im Sommer kaum Licht das Zimmer erhellte.
    Martin fror. Er trug über dem Hemd eine Strickjacke, die viel zu dünn war. Seine Lehrerin, die selbst einen Sohn in Martins Alter besaß, hatte sie ihm geschenkt. Er hing an ihr, denn es gab nur wenige Menschen, die ihm etwas schenkten, seine Eltern eingeschlossen. Der Mutter konnte er deswegen keinen Vorwurf machen. Das Geld, das sie hin und wieder von ihrem Mann bekam, reichte gerade aus, um die Miete zu bezahlen. Ansonsten herrschte in der Kasse meist gähnende Leere. Das sollte sich an diesem Tag ändern.
    Es war der Heilige Abend, Weihnachten, das Fest der Liebe, das die Menschen zur Farce degradiert hatten, denn es bestand nur mehr aus Hast und Eile.
    Martin wußte nicht, was ihm die Mutter gekauft hatte. Es sollte eine Überraschung werden. Dem Jungen war es gleich, was er bekam, Hauptsache, die Mutter schenkte ihm etwas.
    Wie ein Kind, das Stubenarrest bekommen hatte, hockte er im dunklen Zimmer. Er zitterte, seine Hände waren kalt. Manchmal bewegte er seine Finger. So hatte er oft gesessen und geweint, und niemand war gekommen, um ihn zu trösten. Heute weinte er nicht.
    Es war ja Weihnachten. Vieles würde anders werden. Er konnte sich diesmal auf seine Mutter verlassen.
    Martin war ein blasser Junge. Die Spuren seines wenig erfreulichen Lebens zeichneten sich in seinem Gesicht ab. Es besaß einen harten Zug, gleichzeitig lagen auch ein ängstlicher und lauernder Ausdruck in seinen Augen, weil Martin es gelernt hatte, niemandem zu vertrauen. Erwachsene waren schlecht, bis auf wenige Ausnahmen, wie seine Lehrerin eben.
    Gern hätte er eine Uhr besessen, aber daran war nicht zu denken. Auch die

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