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Ein Tag, zwei Leben (German Edition)

Ein Tag, zwei Leben (German Edition)

Titel: Ein Tag, zwei Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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zu ergründen versuchten. Ich dachte an den Moment, in dem ich in meinen betäubten Körper zurückgewechselt war. Wie ich, kurz bevor die Medikamente mein Bewusstsein an sich rissen, etwas gespürt hatte, jemanden, der meine Hand drückte. Hatte ich mir das nur eingebildet?
    » Danke«, sagte ich, und meine Stimme brach.
    Er schien bestürzt zu sein. » Wofür?«
    » Dafür, dass du gestern Abend die Fesseln gelöst hast.«
    » Oh, wie ist es gelaufen? Mitternacht, meine ich«, fragte er und rückte mit seinem Sessel immer näher zu mir.
    Unwillkürlich musste ich lachen. Ich hasste es, wenn man mir etwas vorspielte. » Ich weiß, dass sie es dir erzählt haben, Ethan. Ich habe euch heute Morgen gehört, als ihr alle hier drin wart.«
    Er zuckte mit den Achseln. » Ich hatte mich schon gefragt, ob du nicht wach warst.«
    Ich verdrehte die Augen. » Wie auch immer. Hör mal, du magst mich offenbar nicht und ich bin dir auch nicht gerade wohlgesonnen.«
    Darüber grinste er, was mich nur noch mehr irritierte.
    » Lass uns einen Strich darunter ziehen und uns das ganze Drama ersparen. Du kannst nichts tun oder sagen, was mich wieder ›in Ordnung‹ bringen würde«, und um es zu betonen, zeichnete ich mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft, » und ich habe dir nichts zu sagen, was du begreifen könntest. Warum füllst du also nicht einfach deine Patientenkarten aus, sagst, was immer du zu sagen hast, um keine Schwierigkeiten zu bekommen, und gehst zurück in deine Kaffee-Lounge oder wo immer du jetzt lieber wärest.«
    Ethan blickte mich unbeeindruckt an. Er schwieg, als würde er über alles nachdenken, was ich gerade gesagt hatte. Ich machte mich auf die Retourkutsche gefasst.
    Aber er stand einfach auf und sagte » Na, dann«, bevor er schnurstracks zur Tür ging und sie hinter sich zumachte.
    Was?
    Das hatte ich nicht erwartet.
    Plötzlich war ich wieder allein. Ich begriff nicht, weshalb ich mich so schrecklich fühlte. Es war mir gleichgültig, was Ethan von mir hielt oder ob ich Zeit mit ihm verbrachte oder nicht. Es war absolut nicht notwendig, dass er die Wahrheit über mein Leben, meine beiden Leben oder was auch immer kannte. Und doch … Ich konnte die Tür nicht aus den Augen lassen, weil ich wissen wollte, ob er zurückkam.
    Ab und zu hörte ich ihn auf dem Flur auf und ab gehen und Türen öffnen oder schließen. Zimmerüberprüfung. Nachdem es eine Weile ruhig gewesen war, gab ich es auf, einen erneuten Besuch zu erwarten.
    Als ich glaubte, dass es gegen elf war, beschloss ich, die erste Hälfte meines Gebräus zu trinken.
    Den ersten Schluck hätte ich fast wieder ausgespuckt. Es war widerwärtig bitter – der Geschmack legte sich um meine Geschmacksknospen und brachte mich zum Würgen. Irgendwie schaffte ich es, das und noch mehr bei mir zu behalten, wobei ich mir die ganze Zeit wünschte, ich hätte etwas, womit ich den bitteren Geschmack hinunterspülen konnte.
    Nachdem ich die Hälfte der Mischung getrunken hatte, wartete ich eine Weile, um mich zu vergewissern, dass es unten blieb, dann trank ich den Rest und schob die leere Flasche unter mein Kissen. Als ich mich gerade wieder im Bett aufrichtete, erschien Ethan wieder.
    » Noch nicht müde?«, fragte er, als er auf mich zukam.
    » Ich warte«, sagte ich, ohne nachzudenken.
    » Worauf?«
    Ich zuckte mit den Achseln. » Auf ein besseres Leben.«
    Er warf mir einen seltsamen Blick zu.
    » Wie ist das eigentlich mit dir? Ich habe dich nie in einem Kittel gesehen. Bist du wirklich ein Pfleger oder bist du Student?«
    Das musste er wohl als Einladung aufgefasst haben, denn er setzte sich wieder in den Sessel. » Ich bin ausgebildeter Pfleger und Med… und war Medizinstudent. Jetzt arbeite ich nachts hier.«
    » Um die Rechnungen zu bezahlen«, sagte ich und wiederholte damit, was er zu Mitch gesagt hatte. Das entging ihm nicht und er lächelte. Ich verkniff es mir, das Lächeln zu erwidern, obwohl es mir schon fast auf den Lippen lag.
    Er musste ein paar mächtige Rechnungen zu bezahlen haben, wenn er dafür aufgehört hatte zu studieren.
    » So was in der Art.« Er zuckte mit den Achseln. » Jedenfalls gefällt es mir hier. Ich bin ein Nachtmensch. Und wie ist das bei dir?«
    Ich verdrehte die Augen. » Netter Versuch.«
    Er lachte und das Geräusch erfüllte den ganzen Raum. Ein leichter, flüssiger Ton, der mir durch und durch ging. Als er fertig war, sah er mich aufmerksam an und legte den Kopf schief.
    » Du sagtest gestern Abend, dass

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