Ein Tag, zwei Leben (German Edition)
gummiartige Lasagne hinuntergewürgt hatte, schnappte ich mir eine Banane und eine Packung Milch. Eigentlich wollte ich eine Cola, aber hier gab es nur drei Getränke: Wasser, Milch oder Orangensaft.
Auf dem Weg aus der Cafeteria hinaus nahm ich mir eine Flasche Wasser und hielt sie Macie hin. » Kann ich die mit auf mein Zimmer nehmen?«
Sie nickte. » Das sollte in Ordnung gehen.«
» Sind Sie sicher? Ich meine, immerhin könnte ich versuchen, mich in der Flasche zu ertränken. Sie wissen schon, wie bei Alice im Wunderland – ich werde ganz winzig und springe hinein«, stichelte ich.
Macie zog eine Augenbraue hoch. » Sollte ich es mir lieber noch mal überlegen?«
» Nein, ich helfe Ihnen nur dabei, die Sache aus allen Blickwinkeln zu betrachten.« Ich lächelte. Wahrscheinlich war das dumm, vor allem weil ich die Flasche Wasser wirklich wollte, aber ich konnte nicht anders. Zum Glück war mir Macie überlegen und ignorierte mich einfach.
Als wir wieder in mein Zimmer kamen, stöberten dort zwei Typen herum. Einer schaute unter das Bett. Der andere stand auf einer Leiter und suchte die Decke nach Löchern ab. Den auf der Leiter erkannte ich, es war Mitch, der Kerl, dem ich die Nase eingetreten hatte. Als er mich sah, wurden seine Augen schmal.
» Du wirst dich auf den Stuhl setzen müssen, bis wir fertig sind.«
Mir klappte der Mund auf, als der andere Kerl meine Tasche auskippte und anfing, meine Unterwäsche auszubreiten.
» Was? Warum? Sie können doch nicht …« Ich warf Macie einen finsteren Blick zu. » Sie waren im Grunde den ganzen Tag bei mir! Was erwarten Sie zu finden?«
Macies Gesicht war ausdruckslos. » Setz dich auf den Stuhl, Sabine. So lautet eben das Protokoll.«
Meine Hand flog in die Luft. » Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen. Er braucht eine Leiter, um da raufzukommen – wie zum Teufel hätte ich es Ihrer Meinung nach schaffen sollen, dort oben etwas zu verstecken?«
» Setz dich«, befahl sie.
Ich warf ihr einen tödlichen Blick zu. Macie erwiderte ihn einfach, als würde sie mich davor warnen, noch etwas zu sagen.
Ich stapfte hinüber zum Stuhl, meine Hände kneteten die Wasserflasche, während ich zusah, wie sie in meinen armseligen Besitztümern herumwühlten. Sie suchten in jeder Ecke, zogen mein Bett ab, drehten die Matratze herum und untersuchten, ob irgendwie daran herumgepfuscht wurde. Dann legten sie alles wieder ordentlich an seinen Platz zurück. Alle Blicke waren jetzt auf mich gerichtet.
» Sabine, du musst jetzt bitte aufstehen«, sagte Mitch. Ich musterte seine schwarz-blaue Nase. Ich hatte ihn gut erwischt und dadurch fühlte ich mich ein wenig besser. Er sah Macie an. » Du musst sie jetzt abtasten, Mace.« Ich merkte, dass sich sein Tonfall erheblich änderte, als er mit ihr sprach.
Macie nickte und schenkte ihm ein Lächeln, ehe sie sich wieder an mich wandte. » Es dauert nur einen Moment. Stell dich breitbeinig hin und streck die Arme aus.«
Ich stand auf und verschränkte die Arme. » Und wenn ich das nicht mache?«
Sie warf Mitch einen Blick zu. Sie schien an seiner geschwollenen Nase vorbei noch etwas anderes in ihm zu sehen. Keine Ahnung, was; ich fand ihn gruselig. » Dann müssen wir dich wieder betäuben. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit.«
Mitch sah selbstgefällig aus. Sein Ego war angekratzt und er spekulierte auf eine zweite Runde mit mir. Das und die Angst, wieder betäubt zu werden, brachte mich schließlich dazu, widerwillig die Beine breit zu machen und meine Arme auszustrecken, damit Macie mich abtasten konnte.
Nichts. Den silbernen Schmetterling an meinem Hals hatte sie ignoriert.
Jetzt war ich diejenige, die ein selbstgefälliges Lächeln unterdrückte. Es war nicht meine Schuld, wenn sie schlampig arbeiteten.
Macie trat zurück. » Okay, alles klar, Sabine. Wir sehen uns morgen.«
» Kann ich mal telefonieren?«
» Das Privileg zu telefonieren muss Dr. Levi gewähren. Du kannst ihn morgen fragen.«
Das war ja klar. Selbst Kriminellen ist ein Anruf erlaubt.
Die Pfleger gingen nacheinander hinaus.
» Schließen Sie mich ein?«
Macies mitleidiges Lächeln täuschte mich nicht. » Nein, aber bald gehen die Lichter aus und du darfst dein Zimmer nicht ohne Begleitung verlassen. Glaub mir, es lohnt sich nicht, die Regeln zu brechen.«
» Hatten Sie nicht gesagt, alles würde einfacher.« Ich warf ihr ebenfalls ein falsches Lächeln zu.
» Wird es auch. Du musst nur mit uns arbeiten, anstatt gegen uns. Ob du es glaubst
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