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Ein Tag, zwei Leben (German Edition)

Ein Tag, zwei Leben (German Edition)

Titel: Ein Tag, zwei Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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hatte, ging ich davon aus, dass ich genug Zeit haben würde, die Medikamente versteckt zu halten bis …
    Capri fuhr mich wieder nach Hause. Ich schlich mich allein hinein, brachte die Schlüssel zurück und schrieb rasch einen Zettel, den ich unter meine Matratze schob. Eines Tages würden sie ihn finden. Als wir auf den Parkplatz der Klinik fuhren, konnte sich Capri nicht mehr zurückhalten und verlangte einige Antworten.
    » Es ist kompliziert«, sagte ich, was nicht zu helfen schien. Aber ich hatte darüber nachgedacht, seit wir telefoniert hatten, und beschlossen, dass es nichts bringen würde, wenn sie alles wüsste – sie würde sich am Ende nur noch schlechter fühlen oder versuchen, mich aufzuhalten. Das Beste, was ich für Capri tun konnte, war, sie in Unwissenheit zu lassen.
    » Hör mal.« Ich seufzte, weil ich wusste, dass ich ihr irgendetwas erzählen musste. » Mom und Dad haben herausgefunden, dass ich mich mit diesem Typen treffe, und haben gedacht, er hätte einen schlechten Einfluss auf mich. Dad ist einfach ausgerastet.« Ich lehnte den Kopf an die Kopfstütze und webte ein überzeugendes Lügennetz. » Er nutzte seine Kontakte zu Ärzten und erzählte ihnen diese ganze Geschichte von wegen geistesgestört, damit sie mich hier einsperrten, nur um mich von ihm fernzuhalten.« Capris Mund stand offen, und ich wusste, dass sie mir das abkaufte. » Das Schlimmste ist …«, ich schluckte, meine Gefühle wurden unangenehm real, » … dass sie in Bezug auf ihn recht hatten, aber da ich mich weigere, mit dem Arzt zu reden, zwingen sie mich dazubleiben. Die ganze Sache ist total verkorkst. Ich … ich überlege mir, Boston zu verlassen, weißt du, irgendwoanders noch mal ganz neu anzufangen.« Ich biss mir auf die Lippen. So viele Lügen.
    » Wohin würdest du gehen?«, fragte mich Capri schockiert. » Du kannst mich doch nicht einfach verlassen!«
    Ich starrte auf meine Hände hinunter. » Wenn es bedeutete, dass ich von diesem ganzen Wahnsinn wegkomme und noch mal neu anfangen kann, dann würdest du mir verzeihen, oder?« Es war schrecklich. Es war etwas furchtbar Schreckliches, was ich ihr da antat – aber ich musste auf meine Art etwas tun, das ihr helfen konnte, mich zu verstehen.
    » Ich glaube schon«, räumte sie ein, auch wenn sie noch immer unglücklich aussah.
    Ich beugte mich zu ihr hinüber und umarmte sie fest. » Ich verspreche, dass ich erst etwas unternehmen werde, wenn ich sicher bin, dass ich keine andere Wahl habe. Wenn ich tatsächlich gehe, dann denk daran, dass ich es nur getan habe, weil ich absolut sicher war, dass es das Richtige für mich ist, okay?«
    Sie nickte. » Ich werde dich vermissen. Ich habe keine anderen Freundinnen.«
    Ich wischte mir eine Träne ab. » Ich dich auch. Du bist eine großartige Freundin, Capri. Was immer passiert – du weißt, dass ich dich lieb habe.«
    Na bitte. Mein bestmöglicher Abschied.
    Auch sie war den Tränen nahe, auch wenn sie meine Worte mit einem Schulterzucken abtat und mich aus dem Lieferwagen schob. » Was immer du da aus dem Laden deiner Eltern geklaut hast, ich bin mir sicher, es wird dir da drin eine Menge Geld einbringen.«
    Ich lächelte und wusste, dass sie sich an dieses Gespräch erinnern würde, wenn alles gesagt und getan wäre; ich hoffte, ihr wäre dann bewusst, dass ich gesagt hatte, dass alles zu meinem Besten wäre. Ich hoffte, sie würde es gut wegstecken.
    » Sei glücklich, versprich mir das.« Das sagten wir immer zueinander, wenn wir in der Schule von den coolen Kids gemobbt wurden.
    » Versprochen«, sagte Capri.
    Am Sonntagmorgen hatte ich in Wellesley die Gelegenheit, mit Mom am Pool zu faulenzen. Gegen Mittag rief Dex an, er sei auf dem Weg zu mir, um mit mir abzuhängen. Auch noch so viel falsches Lächeln konnte den Knoten in meinem Magen nicht lösen. Ich versuchte, Miriam und Lucy mit einzubinden, indem ich ihnen vorschlug, eine spontane Poolparty zu veranstalten, aber sie waren keine Hilfe. Miriam und Brett schienen zurzeit an den Hüften zusammengewachsen zu sein, und Lucy steckte in einer Vor-dem-Abschluss-Spirale fest.
    Ich war so verzweifelt, dass ich sogar Ryan anrief, weil ich mich fragte, ob es eines der Wochenenden war, an denen er Mom besuchte. Er lachte nur und verneinte; dann zog er mich damit auf, dass ich jetzt, wo ich die Schule beendet hatte, wohl einer Existenz ohne Freunde ins Auge blicken müsste. Sein nächster Besuch würde erst in drei Wochen stattfinden, vorher würde er nicht nach

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