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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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sich auf mich verlassen, Wendall.« Der Assistent nickte mehrmals, um dahinter die pure Angst zu verbergen, die in ihm aufgestiegen war.
    »Und wenn Sie die Herrschaften dann zurückrufen, aristokratisieren Sie die Blödmänner!«
    »Selbstverständlich.« Der junge Mitarbeiter nickte noch heftiger, eilte aus dem Büro und grübelte darüber nach, was genau von ihm verlangt wurde.
    »Die Blödmänner aristokratisieren«, das schrieb Clayton manchmal an den Rand eines Memos, das jemand aus seiner Truppe aufgesetzt hatte. Wenn der oder die Betreffende das Papier dann wieder in Händen hielt, konnte man zusehen, wie die Lippen angestrengt versuchten, das Wort auszusprechen – aris-to-krati-sie-ren. Clayton hatte das Wort selbst erfunden, und es hatte vornehmlich mit Benehmen, Haltung und Auftreten zu tun, natürlich auch mit überlegenen Rechtskenntnissen, aber noch mehr mit dem Drumherum. Übersetzt hieß es so viel wie »Mach sie zur Ratte«. Clayton praktizierte diese Kunst meisterhaft.
    Die Sonne schien an diesem Dienstagmorgen in sein Büro, das Eckbüro, auf das er in zweifacher Hinsicht stolz war. Zum einen genoss er die Atmosphäre, welche dieser Raum ausstrahlte, für die seine Frau, eine Amateurinnenarchitektin, verantwortlich war. Zum anderen gefielen ihm die Lage und die Größe seines Büros. Es befand sich auf der Vorstandsetage, dem siebzehnten Stockwerk, und maß neun mal sieben Meter. Ein Büro von solchen Dimensionen gebührte von Rechts wegen eher einem Partner, der in der Firmenhierarchie deutlich über Clayton stand. Doch als dieser Raum frei geworden war, hatte man ihn ihm zugewiesen. Niemand wusste so recht den Grund dafür.
    Die Sonne. Er mochte es, wie ihr Licht tief und golden auf die Teppiche, die Chippendale-Stühle, den Sheraton-Schrank, die beiden Apothekergläser aus Padua, die Delfter Kachel, das schwedische Astrolabium aus dem 19. Jahrhundert, die massiven Messingurnen und den Steuben-Aschenbecher fiel.
    Clayton sah ausgesprochen gut aus. Er war nicht besonders groß, unter einsachtzig, besaß aber einen sportlichen, durchtrainierten Körper, den er mit Laufen (er joggte nicht, er praktizierte Langstreckenlauf), Tennis und der Sechsunddreißig-Fuß-Yacht
Ginnie May
in Form hielt, die er von April bis September an jedem zweiten Wochenende um Newport herumsteuerte. Er hatte den dichten Haarschopf eines Harvard-Professors und trug europäische Anzüge (ohne Schlitz am Rücken und manchmal sogar Zweireiher), weil ihm die dunklen und konservativen Nadelstreifenanzüge nicht zusagten, die den meisten Männern in der Kanzlei wie Säcke von den Schultern ihrer birnenförmigen Körper hingen. Die weiblichen Angestellten tuschelten einander zu, dass sie bei einem wie ihm durchaus schwach werden könnten. Ein paar Zentimeter mehr, und jede Modelagentur hätte Clayton mit Kusshand genommen. Er arbeitete hart an seinem Image. Ein Duke musste gut aussehen. Ein Duke mochte es, wenn man für seine Anzüge Bürsten aus Naturborsten benutzte und seine teuren dunkelroten Schuhe von Bally auf Hochglanz poliert waren. Clayton genoss die kleinen Rituale anspruchsvoller Persönlichkeiten mit Wonne.
    Er warf einen Blick auf die Schiffsuhr, die auf seinem Schreibtisch stand, und lehnte sich in seinem Sessel zurück – seinem Thron, einem mächtigen Gebilde aus Eiche und rotem Leder, das er für zweitausend Pfund in England erstanden hatte.
    Aristokratisieren.
    Wendall Clayton schaute zum Fenster hinaus. Die Sonne stand tief über Brooklyn und ließ all den Dreck in der Luft feurig und dramatisch erscheinen. Das rote Licht fiel auf sein Gesicht. Er glaubte Wärme zu spüren, obwohl das bei dieser Novembersonne kaum möglich war. Clayton rieb sich die Haut unter den Augen. Er war ziemlich erschöpft. Am vergangenen Freitagabend hatte er um achtzehn Uhr mit einigen jungen Assistenten im Murphy’s gesessen, ihnen ein paar Drinks ausgegeben, über ihre eher harmlosen schmutzigen Witze gelacht, selbst einige seiner weniger harmlosen erzählt und gerade über Football gefachsimpelt, als sein Piepser sich gemeldet hatte. Einer seiner Klienten stand kurz vor einer Panik. Seiner Firma war eine einstweilige Verfügung zugestellt worden. Clayton war Wirtschaftsanwalt, genauer Anwalt für Körperschaftsrecht, aber nicht bei Gericht zugelassen, und hatte daher nur vage Vorstellungen, wie man eine solche Verfügung außer Kraft setzen konnte. Doch der Mann gehörte zu seinem Klientenstamm, und binnen drei Stunden hatte er

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