Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
der Schläfe, und es wurde schwarz um sie.
     
    Wie aus weiter Ferne hörte Fidelma, wie jemand ihren Namen rief. Sie blinzelte mühsam. Ihr war übel und schwindelig. Als sie aufstöhnte, hielt ihr jemand ein Gefäß mit kaltem Wasser an die Lippen. Sie nahm einen Schluck, hustete und spuckte. Dann versuchte sie, die Augen aufzuschlagen. Das Licht blendete fürchterlich. Offenbar lag sie auf dem Rücken im Freien, über sich das blaue Himmelszelt und eine strahlend gelbe Sonne, die ihr gnadenlos ins Gesicht brannte. Wieder stöhnte sie und schloß die Augen.
    «Schwester Fidelma, hört Ihr mich?»
    Fidelma kannte diese Stimme und überlegte angestrengt, wem sie gehören könnte.
    Kalte Wassertropfen spritzten in ihr Gesicht.
    Laut ächzend wünschte sie, wer auch immer sie zu wecken versuchte, würde fortgehen und sie in Ruhe lassen.
    «Schwester Fidelma!»
    Die Stimme wurde immer drängender.
    Widerstrebend schlug sie die Augen auf und sah die verschwommenen Umrisse einer dunklen, gebeugten Gestalt. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie Cornelius von Alexandria. Der dunkelhäutige Chirurgus musterte sie mit besorgten Blicken. «Schwester Fidelma, erkennt Ihr mich?»
    Fidelma verzog das Gesicht. «Ja, aber mein Kopf tut höllisch weh.»
    «Ihr habt einen Schlag auf den Schädel bekommen, ein großer Bluterguß über der Schläfe, aber die Haut ist nicht verletzt. Es wird bald ganz verheilen.»
    «Mir ist schlecht.»
    «Das ist nur der Schock. Bleibt eine Weile liegen, und trinkt einen Schluck Wasser.»
    Fidelma lehnte sich zurück und sah sich um. Hinter dem griechischen Chirurgus stand der kleine Antonio und machte ein ängstliches Gesicht. Im Hintergrund hörte sie besorgte Stimmen. Stimmen! War das nicht der scharfe, durchdringende Ton von Äbtissin Wulfrun, die Schwester Eafa anwies, ihr zu folgen? Oder bildete sie sich das nur ein?
    Als Fidelma sich aufrichten wollte, hielt sie der griechische Chirurgus sanft zurück.
    «Wo bin ich?» fragte sie.
    «Am Eingang der Katakomben», antwortete Cornelius. «Ihr wart bewußtlos, und wir haben Euch hinaufgetragen.»
    Langsam kehrte Fidelmas Erinnerung zurück. «Jemand hat mich niedergeschlagen!» sagte sie und versuchte erneut, sich aufzusetzen, aber Cornelius hinderte sie auch diesmal daran.
    «Nicht so hastig», mahnte er. «Ihr dürft jetzt nichts überstürzen.» Er musterte sie neugierig. «Warum hätte Euch jemand niederschlagen sollen?» fragte er zweifelnd. «Seid Ihr sicher, daß Ihr Euch nicht den Kopf an einem Stein gestoßen habt? So etwas soll dort unten schon öfter vorgekommen sein.»
    «Nein, nein!» Fidelma sah ihn eindringlich an. «Was macht Ihr eigentlich hier?»
    Der Chirurgus zuckte die Achseln. «Ich kam zufällig am Friedhofstor vorbei, als ich jemanden nach einem Medikus rufen hörte. In den Katakomben sei jemand verletzt worden, erklärte er mir. Ich folgte ihm und fand Euch am Fuß der Treppe.»
    «Und wer hat Alarm geschlagen?» wollte Fidelma erstaunt wissen.
    Nachdem Cornelius sich davon überzeugt hatte, daß es ihr besser ging, half er ihr vorsichtig auf. «Irgendein Pilger. Keine Ahnung.»
    «Ja, es war ein Pilger, Schwester», mischte sich der kleine Antonio ein. «Er kam aus den Katakomben und sagte, dort unten liege eine Schwerverletzte. Als ich zufällig die lecticula des Medikus am Friedhofstor entdeckte, schickte ich jemanden los, um ihn zu holen.»
    «Und als ich dann kam, fand ich Euch am Fuß der Treppe», wiederholte Cornelius. «Es sah ganz so aus, als hättet Ihr Euch an einem der vorstehenden Steine an der Seite des Ganges den Kopf gestoßen.»
    Antonio, der sehr erleichtert darüber war, daß Fidelma nicht schwer verletzt zu sein schien, grinste schelmisch. «Die Katakomben bringen Euch kein Glück, Schwester.»
    Fidelma lächelte reuevoll. «Das war sehr weise gesprochen, kleiner Antonio.»
    Der Schwindel und die Übelkeit hatten ein wenig nachgelassen, so daß sie vorsichtig aufstehen konnte. «Wer ist dieser Pilger, dem ich meine Rettung verdanke?»
    Es hatten sich mehrere Schaulustige eingefunden, die sich jedoch rasch wieder zerstreuten, als das erhoffte Spektakel ausblieb. Fidelma fragte sich, ob Äbtissin Wulfrun tatsächlich unter ihnen gewesen war.
    Der Junge blickte sie ratlos an. «Er ist schon fortgegangen.»
    «Weißt du, wie er hieß oder wie er aussah? Ich möchte mich wenigstens bei ihm bedanken.»
    Der Junge schüttelte den Kopf. «Er war ein ganz gewöhnlicher Pilger in morgenländischem

Weitere Kostenlose Bücher