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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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dem Weg zu einem Treffen mit mir von einem Unbekannten erdrosselt worden. Er hatte mir einen Brief geschickt, in dem er seine Unschuld beteuerte und um die Möglichkeit bat, seine Sicht der Dinge darzulegen. Er ist auf genau die gleiche Weise ermordet worden wie Wighard von Canterbury. Wer auch immer Wighard getötet hat, hat auch Ronan Ragallachs Leben auf dem Gewissen. Wie Ihr seht, ist der Fall in Wirklichkeit alles andere als gelöst.»
    Der superista blinzelte heftig. «Mir hat man gesagt, daß er tot sei», erwiderte er in fast kläglichem Ton. «Ich habe vermutet, daß er auf der Flucht getötet wurde oder sich selbst das Leben genommen hat, weil ihm klar wurde, daß er uns auf Dauer nicht entkommen konnte.»
    «Schwester Fidelma hatte recht, und wir waren im Irrtum», mischte sich Eadulf ein. Fidelma sah ihn überrascht an. Sie freute sich über den unerwarteten Respekt in seiner Stimme. Fast klang es so, als bereite es ihm Vergnügen, daß sie ihn widerlegt hatte. «Sie hat die ganze Zeit über daran gezweifelt, daß Ronan Ragallach Wighards Mörder war.»
    Superista Marinus reckte das Kinn. «Dann müssen wir alles tun, um die Wahrheit so rasch wie möglich aufzudecken. Erst heute morgen ist der scriba aedilicius des Heiligen Vaters zu mir gekommen. Seine Heiligkeit ist über die langwierigen Ermittlungen alles andere als erfreut.»
    «Wir sind ebenso an einer raschen Lösung interessiert wie er», erwiderte Fidelma, verärgert über den unterschwelligen Vorwurf. «Aber es läßt sich nun einmal nicht erzwingen.» Sie erhob sich von ihrem Platz. «Und jetzt haben wir einiges zu tun. Könntet Ihr einen Eurer Männer zu Bruder Osimo Lando schicken? Wir brauchen seinen Rat.»
    Superista Marinus war es nicht gewohnt, von anderen Anweisungen zu bekommen. Er wollte Widerspruch anmelden, besann sich aber eines Besseren, nickte grimmig und ging hinaus.
    Eadulf sah Fidelma grinsend an. «Am Ende werdet Ihr den Heiligen Vater noch genauso herablassend behandeln.»
    «Herablassend?» Fidelma schüttelte den Kopf. «Was ich für Marinus empfinde, hat nichts mit Herablassung zu tun. Aber von uns allen wird erwartet, daß wir uns in unserer Kunst und in unserem Amt als fachkundig erweisen, und wir sollten uns Mühe geben, unsere Aufgabe mit der Sorgfalt auszuführen, die wir auch bei anderen voraussetzen. Es genügt nicht, auf das eigene Amt stolz zu sein. Man braucht auch die entsprechenden Fähigkeiten und das nötige Selbstvertrauen.»
    Eadulfs Miene wurde ernst.
    «Jetzt, nach Ronan Ragallachs Tod, weiß ich nicht, wie wir den Fall weiter angehen sollen.»
    Fidelma neigte den Kopf zur Seite. «Ronan Ragallach hat in seinem Brief abgestritten, Wighard getötet zu haben, und ich glaube ihm. Trotzdem hatte er bei seiner Ermordung einen Teil von Wighards Schatz bei sich.» Sie erzählte ihm von dem Stück Sackleinen in seiner Hand und von dem Silberkelch auf dem Boden der Grabkammer. «Auch wenn ich das jetzt nicht mehr beweisen kann.»
    «Habt Ihr denn irgendeinen Verdacht, wer Euch niedergeschlagen und Kelch und Papyrus gestohlen haben könnte?»
    «Nein.» Fidelma seufzte tief. «Ich habe in der Dunkelheit nur ganz kurz seinen Umriß gesehen und gedacht, daß er mir bekannt vorkam.»
    «Es war also auf jeden Fall ein Mann?» fragte Eadulf.
    Fidelma runzelte die Stirn. Ganz unwillkürlich hatte sie die männliche Form benutzt. Doch wenn sie genauer darüber nachdachte, gab es eigentlich keinen Grund dafür.
    «Nicht einmal das kann ich mit Gewißheit sagen.»
    Eadulf kratzte sich nachdenklich an der Nase.
    «Ich habe wirklich keine Ahnung, welchen Schritt wir als nächstes unternehmen sollten. Unser Hauptverdächtiger ist tot und wurde auf die gleiche Weise ermordet wie unser erstes Opfer …»
    «Wer waren die beiden Fremden, die ich in der Grabkammer gesehen habe?» warf Fidelma ein. «Das herauszufinden wäre sicherlich der nächste Schritt. Ronan Ragallach trug die andere Hälfte des mit arabischen Schriftzeichen beschriebenen Papyrus bei sich. Außerdem habe ich mir ein paar Worte der beiden Fremden eingeprägt. Vielleicht kann Osimo Lando sie uns übersetzen. Ich glaube nämlich, daß sie aus Arabien stammten.»
    «Aber warum sollte Bruder Ronan Ragallach sich mit Arabern treffen?»
    «Wenn ich das wüßte, wäre ich der Lösung sehr viel näher», seufzte Fidelma.
    Es klopfte an die Tür, und ein Soldat der custodes trat ein. In steifer Haltung, die Augen starr geradeaus gerichtet, blieb er salutierend vor ihnen

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