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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gewand.»
    Fidelma betrachtete ihn nachdenklich und fragte sich, ob es einer der dunkelhäutigen Männer gewesen sein konnte, die sie in Aurelia Restutus’ Grabkammer beobachtet hatte.
    «Wie viele Fremde sind denn hier gewesen, Antonio, seitdem ich die Treppe hinuntergestiegen bin?»
    Der Junge zuckte die Achseln. «Keine Ahnung. Mehrere. Nur Fremde kommen hierher, um die Toten zu sehen. Außerdem gibt es noch drei andere Eingänge zu den Katakomben.»
    Fidelma lächelte. Wie dumm von ihr, zu glauben, daß der Junge zwischen ihr und den beiden dunkelhäutigen Männern, die sie in den Katakomben gesehen hatte, unterscheiden könnte.
    «Und wie viele Männer aus …»
    Cornelius unterbrach sie mit mahnender Stimme. «Ich glaube, Ihr solltet Euch später darüber Gedanken machen, wie Ihr Eurem Retter danken könnt. Meine lecticula wird Euch zum Lateranpalast zurückbringen, wo ich Eure Wunde richtig versorgen kann. Den Rest des Tages solltet Ihr Euch unbedingt ausruhen.»
    Am liebsten hätte Fidelma seinen Vorschlag abgelehnt, doch als sie ein paar vorsichtige Schritte wagte, wurde ihr sofort wieder schwindelig, und sie mußte sich eingestehen, daß der Chirurgus wahrscheinlich recht hatte. Sie setzte sich auf den nächsten Stein und hielt sich stöhnend den schmerzenden Kopf.
    Cornelius hob die Hand, und sofort kamen kräftige Männer herbeigelaufen. Sie trugen einen seltsam geformten Stuhl auf zwei langen Stangen. Fidelma hatte diese merkwürdigen Sänften schon mehrfach in Rom gesehen und wußte, daß man sie lecticula nannte. In ihrem Heimatland gab es diese absonderlichen Geräte nicht, in denen Menschen von ihren Sklaven oder Dienern durch die Straßen getragen wurden.
    Sie wollte widersprechen, doch ihr war klar, daß sie in ihrem jetzigen Zustand nicht in der Lage gewesen wäre, zu Fuß zum Lateranpalast zu gehen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als Cornelius’ Anweisungen Folge zu leisten. Sie wollte gerade auf den Stuhl steigen, als ihr einfiel, was sie vergessen hatte.
    «Deine Lampe muß noch unten am Fuß der Treppe liegen, Antonio», rief sie dem Jungen zu.
    Aber der Junge schüttelte nur den Kopf und hielt ihr grinsend die Lampe entgegen. «Als wir Euch hochtrugen, habe ich sie gleich mitgebracht», sagte er.
    «Und der Silberkelch, den ich in der anderen Hand hatte?»
    Antonio sah sie ratlos an. «Von einem Silberkelch habe ich nichts bemerkt, Schwester. Und ich glaube auch nicht, daß Ihr einen mit hinuntergenommen habt.»
    Voller Schreck griff Fidelma nach ihrem marsupium . Ihre Zunderbüchse und ihre Münzen waren noch da, aber von dem Papyrusstück, das sie bei Bruder Ronan gefunden hatte, fehlte jede Spur. Nur das durchtrennte Stück Sackleinen war ihr geblieben.
    Sie stellte fest, daß Cornelius sie argwöhnisch beäugte.
    «Einen Augenblick», sagte sie, stieg noch einmal aus der lecticula , und ging unsicheren Schrittes auf den Jungen zu. Dicht vor ihm kniete sie nieder und raunte ihm mit leiser Stimme zu: «Antonio, in der Katakombe der Aurelia Restutus liegt eine Leiche. Nein», erklärte sie, als sie sah, wie er grinste, weil das in einer Grabkammer nichts Besonderes war, «ich meine eine ganz frische Leiche – ein irischer Mönch, der gerade erst ermordet worden ist. Ich habe ihn gefunden. Sobald ich zum Lateranpalast zurückgekehrt bin, werde ich die custodes schicken, um ihn zu holen …»
    Antonio sah sie mit großen Augen an. «Ihr solltet es dem praetor uranis melden», riet er ihr.
    Fidelma nickte. «Mach dir keine Sorgen. Die zuständigen Behörden sollen auf jeden Fall benachrichtigt werden. Ich möchte nur, daß du die Augen offenhältst und ganz genau darauf achtest, wer hier kommt und geht. Du sollst wissen, daß ich bei dem Toten einen Silberkelch und ein Stück Papyrus gefunden habe. Beides wurde mir gestohlen, als ich bewußtlos war. Wenn du also jemanden siehst, der sich verdächtig verhält, vor allem zwei Männer aus dem Morgenland, die eine fremde Sprache sprechen, möchte ich, daß du sie dir ganz genau ansiehst und dir merkst, wohin sie gehen.»
    «Ja, Schwester», versprach der Junge. «Aber die Katakomben haben noch viele andere Ein- und Ausgänge.»
    Fidelma stöhnte. Diese Tatsache machte das Ganze natürlich noch schwieriger. Dennoch griff sie in ihr marsupium und warf einige Münzen in den Korb des Jungen.
    Dann wandte sie sich wieder dem über die Verzögerung sichtlich verärgerten Cornelius zu und stieg in die lecticula . Die beiden Männer hievten die

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