Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
er in seinem Bett und wartete auf die Dinge, die da kommen würden. Ob man ihn gleich ins Polizeigefängnis brachte? Oder ob möglicherweise eine geschickte Aussage Annelies die Überführung um einige Zeit verzögerte? Diese Fragen beschäftigten ihn, ohne ihn indes zu quälen, denn…
    Wieder das Telefon neben seinem Bett.
    «Brockmüller, bitte…?»
    «Hier ist Olscha; könnte ich mal Herrn Mannhardt sprechen?»
    «Der ist gerade nicht hier.»
    «Okay, ich melde mich in fünf Minuten wieder.»
    Komisch.
    Brockmüller versank in einen wohligen Dämmerzustand und ließ froh getönte Bilder aus seiner Kindheit, aus seiner Jugendzeit an sich vorüberziehen.
    Er sieht, wie die erste Eisenbahn, noch mit einem Uhrwerk aufzuziehen, unter dem Weihnachtsbaum fährt und die drei kleinen Loren, mit Dominosteinen beladen, hinter sich herzieht. Er sieht, wie er in seinem ersten Fußballspiel, in rotweißer Kluft, auf das gegnerische Tor zusteuert und den Ball zwischen die Pfosten setzt. Er sieht, wie er unter der Bettdecke, im langsam verglimmenden Licht seiner Taschenlampe, den ersten Liebesbrief liest, von Marianne. Er sieht …
    Da stand plötzlich, wie in einem Trickfilm herbeigezaubert, Mannhardt an seinem Bett. Annelie hinter ihm. Sie kommt näher, sie küßt ihn.
    «Tut mir leid», sagte Mannhardt. «Aus dem Mutterpaß Ihrer Frau kann man mit ziemlicher Sicherheit den Termin der… der Empfängnis…»
    «… und da waren wir doch zur Hochzeit in Hamburg», fällt Annelie ein. «Deine Cousine… Fünf Tage davor und fünf Tage danach.»
    Brockmüllers Augen leuchteten. Komm, wenn die ihre Hochzeitsnacht haben, können wir unsere mal wiederholen … Richtig!
    «… und Herr Ossianowski wußte nichts von unserer Reise, weil er da gerade zur Kur war», fügte Annelie hinzu.
    Mannhardt war verblüfft. «Aber wie kommt er denn dann auf die Idee, daß…?»
    Brockmüller erinnerte sich plötzlich, lachte auf. «Das war doch ein Scherz von Kuhring und mir. Weil Owi solche Sachen immer so tragisch nahm und langatmige philosophische Vorträge hielt, haben wir ihm beide – getrennt natürlich – erzählt, daß Annelie – na und so weiter… Der war ganz weg. Wenn er schon selber nichts erlebte, dann…»
    «Hör auf», sagte Annelie.
    «Der hat doch alles geglaubt, was man ihm erzählt hat – wie ein Dreijähriger.»
    «Das wäre also vom Tisch», sagte Mannhardt. «Von mir aus – ich glaube Ihnen. Ob der Staatsanwalt einen Vaterschaftsnachweis beantragt, weiß ich natürlich nicht. Ist aber unwahrscheinlich.»
    Du bist aus dem Schneider, alles in Butter!
    Brockmüller zog Annelie zu sich herab. Jetzt hatten sie ihren Frieden. Alexander war sein Sohn, Anna-Lena war seine Tochter. Zwanzig Jahre hinter Gittern gespart.
    Wieder das Telefon.
    «Das wird Ihr Kollege Olscha sein», sagte Brockmüller.
    «Der?» Mannhardt war erstaunt.
    «Der war eben schon mal dran.»
    Mannhardt nahm den Hörer ab. «Herr Olscha…? Ja, ich hab schon gehört… Was gibt’s denn?»
    Brockmüller hörte deutlich mit, was Olscha sagte.
    «… Nachtrag zum Labor-Bericht gekommen – da war einer krank geworden: In zwei Reagenzgläsern aus Owis Keller war mit absoluter Sicherheit Zyannatrium; genau das gleiche Zeug, mit dem Kuhring vergiftet worden ist. Damit ist ganz klar, daß Ossianowski selber Kuhring umgebracht hat.»
    «Sehr schön… Das heißt, scheußlich.» Mannhardt legte auf.
    Gott sei Dank!
    Brockmüller umarmte Annelie.
    Mannhardt hatte sich inzwischen auf das leerstehende Bett gesetzt und knipste die Leselampe an und aus. «Sagen Sie mal, Herr Brockmüller, wie kommen eigentlich Ihre Fingerabdrücke auf Kuhrings Wecker?»
    Was will er denn jetzt schon wieder? Ist doch alles erledigt.
    Brockmüller war verwirrt, brauchte Sekunden, um sich zu erinnern. «Kuhrings Wecker…?» fragte er, um Zeit zu gewinnen.
    «Ja, der auf der Kommode im Schlafzimmer. Auf diesem Sideboard… Haben Sie den angefaßt – ja oder nein?»
    «Wenn Sie sagen, meine Fingerabdrücke… Ach ja! Das war, als wir bei ihm gefeiert haben. Ich sollte den Whisky… eh, den Whisky, ja den sollte ich aus dem Schlafzimmer holen und…» Brockmüller stockte endgültig.
    Das ist eine Falle!
    Er sah den Haltegriff im Badezimmer, sah die Bolzen, die durch die Wand ins Schlafzimmer gingen, sah die blanken Kupferlitzen der Verlängerungsschnur.
    Mannhardt weiß alles.
    Mannhardt steckte sich ein Pfefferminzplättchen in den Mund. «Und Ende Juni waren Sie bei Ossianowski

Weitere Kostenlose Bücher