Ein Toter fuehrt Regie
überführt…»
«Überführt?» Mannhardt machte eine hilflose Geste. «Einer von uns beiden hier muß verrückt geworden sein.»
«Immer sachte! Die Kollegen in Baden-Württemberg haben bombensichere Beweise, daß Schloo Mitglied der sogenannten Tränengas-Bande war und zumindest beim Raubüberfall in Karlsruhe mitgemacht hat. Aber, was das Wichtigste ist: Er war es, der in Ulm den Juwelier erschossen hat. Diesen Puhvogel – Ulrich Puhvogel.»
«Ja, ja, ich erinnere mich», murmelte Mannhardt.
«Als du weg warst, hat Schloo alles zugegeben. Dr. Weber war dabei, Olscha und ich.»
«Und die zerrissenen Geldscheine, die ich bei Schloo gefunden habe?»
«Die stammen nicht von Owi, sondern von seinem Chef. Dafür sollte er einen Kumpel umlegen, der nicht mehr so richtig funktioniert hat.»
Mannhardt fluchte. Da hatte er mal wieder was verpaßt. Der Schloo hatte schon richtig kalkuliert. Als Owis erfolgloser Killer hätte er ein Zehntel von dem gekriegt, was er als Puhvogels Mörder bekam, zumal sich ja die Sache mit Brockmüller auf der Avus leicht als Unfall auslegen ließ… Und da war noch etwas: In Owis Aufzeichnungen stand kein einziges Wort von Schloo!
«Wir müssen jetzt davon ausgehen, daß Owis Killer noch immer frei herumläuft», sagte Koch.
«Hm, müssen wir wohl…»
«Und die Lux, Zumpe und Brockmüller leben noch, wenn auch leicht lädiert…»
«Du sagst es!» Mannhardt hätte sich am liebsten in die Ecke gesetzt und geheult, oder sich wenigstens besoffen. Nun ging das ganze Theater noch einmal von vorne los.
Scheiße!
Er hatte kaum die Nachricht verdaut, daß Schloo zwar ein Mörder war, aber nicht das geringste mit Ossianowskis pathologischer Rache zu tun hatte, und angeordnet, Brockmüller, Zumpe und die Lux von nun an wieder unter Polizeischutz zu stellen, da schrillte sein Telefon.
«Nein…!» schrie Mannhardt in die Muschel.
«Sitten sind das!» Am anderen Ende der Leitung lachte Dr. Weber. «Der Geist, der stets verneint?»
«Ich hab nur vier Stunden geschlafen…» murmelte Mannhardt.
«Militia est vita…»
«Bitte – heute nicht! » Jetzt war ihm alles egal. «Der eine arbeitet, und der andere läßt dauernd dumme Sprüche ab – ich hab das satt! Und wenn sich da nicht bald was ändert, dann passiert ein Unglück!» Er knallte den Hörer auf den Apparat.
«Mensch…!» Koch war fassungslos.
Mannhardt saß da, starrte auf seinen Kalender und begriff nur allmählich, was eben geschehen war. War es überhaupt geschehen?
Er zog die unterste Schreibtischschublade heraus, griff sich seine Cognacflasche und nahm einen kräftigen Schluck. Dann nahm er noch einen.
Plötzlich erfaßte ihn ein rauschhaftes Glücksgefühl. Endlich war er der, der er schon immer sein wollte! Wie hieß der Spruch, der bei Dr. Weber an der Wand hing, der Spruch von Beaumarchais: Mittelmäßig und kriechend, so gelangt man zu allem. Eine Verhöhnung aller Mitarbeiter. Aber was ihn, Mannhardt, betraf, die Wahrheit. Doch jetzt war Schluß damit. Wenn ihn die Bürokratie nicht anders hochkommen ließ, dann wollte er lieber unten bleiben. Es war ja so piepwurschtegal, ob er nun Hauptkommissar wurde oder nicht…
Aber der Rausch verflog schnell. Niedergeschlagenheit trat an seine Stelle. Würde Weber ein Verfahren gegen ihn einleiten? Würde er ihm das Leben zur Hölle machen? Würde man ihn versetzen, degradieren, entlassen? Er hatte eine Frau und zwei Kinder zu ernähren… Hätte er bloß den Mund gehalten!
Olscha kam ins Zimmer.
Brachte er die Aufforderung von Dr. Weber, mal ein paar Tage Urlaub zu nehmen?
«Der Alte ist ja vollkommen am Boden zerstört», sagte Olscha. «Mensch, ich dachte schon, der stürzt sich aus dem Fenster. Ich hab das alles mitgekriegt – gratuliere! Dem ist das vielleicht unter die Haut gegangen.»
Mannhardt atmete auf. Vielleicht ließ sich das Ganze mit der Formel Wir müssen alle Lernprozesse durchmachen wieder aus der Welt schaffen, ohne daß einer von ihnen das Gesicht verlor.
«Was gibt’s denn?» fragte er automatisch.
«Eine ganze Menge», sagte Olscha. «Zumpe ist in einem Hausflur in der Fidicinstraße niedergestochen worden.»
Mannhardt fuhr hoch. «Tot…?» Dr. Weber war vergessen.
«Nein. Er liegt im Urban-Krankenhaus. Eine zehn Zentimeter tiefe Stichwunde, einen Zentimeter von der Wirbelsäule entfernt, aber keine Lebensgefahr mehr.»
Mannhardt wußte nicht, was er sagen sollte.
«Wie kommt der denn in die Fidicinstraße?» fragte Koch. «Der hat
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