Ein Traum von Glueck und Liebe
hätte er gewagt, es selbst zu tun.
„Also gut“, sagte sie, als er ihre schmale Hand ergriff und sie zum Zeichen der Abmachung drückte. „Ich nehme Ihr Angebot an.“
2. KAPITEL
Wir haben eine Vereinbarung, ermahnte Lucy sich, während sie noch einen weiteren Stapel Seiten mit dem Logo der BryanStiftung in den Drucker legte und dann gedankenversunken zusah, wie eine Seite nach der anderen durch den Apparat glitt. Sie gab Connor die sauber getippten Briefe, er gab ihr den Lohnscheck und eine Unterkunft. Das war alles.
Ihre Abmachung sah nicht vor, dass Connor sich wie ein Familienmitglied benahm. Sie sah nicht einmal vor, dass er ihre simplen Fragen wie „Warum heißt die Stiftung BryanStiftung?“ klar beantwortete.
Jedes Mal, wenn Lucy sich an seine Erwiderung auf genau diese Frage erinnerte, ärgerte sie sich von neuem. „Das ist eine lange Geschichte“, hatte er geantwortet und im gleichen Atemzug hinzugefügt: „Haben Sie die Liste der Spender?“ Wenn Connor ihr nicht einmal mitteilen wollte, warum er einer Stiftung, die Kindern nach der Schule Aufsicht und Betreuung vermittelte, den Namen Bryan gegeben hatte, wie konnte sie von ihm so etwas wie Freundschaft erwarten?
Nicht, dass es ihr etwas ausmachte. Lucy blickte auf Emily, die in ihrer bequemen Babytragtasche lag und aufmerksam dem Konzert zu lauschen schien, das aus dem CDPlayer kam. In diesem Moment hörte Lucy die Eingangstür zuschlagen, was nur bedeuten konnte, dass Connor zurück war.
„Lucy, können wir dieses Angebot noch heute Nachmittag per internationalem Zustelldienst verschicken?“ rief er ihr von der Diele zu.
„Ich fürchte, nein. Die nehmen ab halb sechs nichts mehr an“, antwortete sie, als er in das Esszimmer trat und einen Blick auf seine Uhr warf.
„Oh verdammt.“
Connor sagte es unaufgeregt, wie er eigentlich immer ruhig und gelassen blieb.
Wahrscheinlich war es genau dieser Mangel an Emotion, der ihn so unwahrscheinlich erfolgreich im Geschäftsleben machte. Manchmal dachte Lucy, dass es ihm sicher gut tun würde, sich einmal so richtig locker zu geben. Doch seine sachliche Einstellung zur Arbeit, seine Überzeugung, dass die Dinge sich genau so entwickeln würden, wie er es wollte, fand sie schon recht beeindruckend. Niemand, der mit Connor Tarkington zu tun hatte, würde sich jemals darum sorgen müssen, dass er sich anders besinnen oder ein Versprechen nicht halten würde.
Er griff nach dem Notizzettel mit den hinterlassenen Nachrichten, den Lucy ihm reichte, und blickte irritiert auf, als bei dem Konzert gerade in diesem Moment das Violinsolo fast jubilierend einsetzte. „Was ist das?“
„Ich kann es leiser stellen“, bot sie an. „Ich kann es auch abstellen, wenn Sie keine Musik mögen.“
Er zögerte, und sie bemerkte, wie er den Zettel in seiner Faust zerdrückte. „Es stört mich nicht“, murmelte er. „Es ist nur… Gibt es noch etwas?“
„Nein, was ich Ihnen aufgeschrieben hab, ist alles. Sind Sie sicher, dass die Musik Sie nicht stört?“
Connor zögerte, dann teilte er ihr fast ruppig mit: „Ich bin im Aufsichtsrat des PhiladelphiaOrchesters gewesen. Bis vor sechs Jahren.“
Das beantwortete zwar nicht ihre Frage, doch was immer Connor Tarkington an der Musik stören mochte, er würde es ihr nicht mitteilen.
„Oh wie schön“, sagte Lucy. „Ich werde das Emily später einmal erzählen. Sie wird sicher gern etwas über ihre Familie hören wollen.“
„Über die Tarkingtons?“
„Nun ja, Kinder sollten schon davon erfahren, woher sie abstammen, vor allem, wenn es Gutes zu erzählen gibt.“ Was natürlich bedeutete, dass Emily niemals zu hören bekäme, ihr Vater sei ein Mistkerl gewesen. „Ich habe bereits alle Artikel gesammelt, die von den Eröffnungsspielen in Phoenix und über Kenny als Superstar unter den Golfprofis berichtet haben.“
Connor warf den zerknitterten Notizzettel auf seinen Schreibtisch. „Im Ernst?“
„Ja.“ Emily würde aufwachsen im Glauben, dass ihr Vater ein talentierter Golfspieler sei, der von einem Turnier zum anderen um die Welt reisen müsse und deshalb keine Zeit für ein ruhiges Familienleben habe. Mit solchen vagen Legenden wurde sie selbst abgespeist, als sie alt genug war, um nach ihrem Daddy zu fragen. Ihr Vater sei ein begabter Gitarrist gewesen, hatte man ihr erzählt, der vor 26 Jahren auf einem Festival in Santa Fe gespielt habe. „Emily soll wissen, dass ich…“, Lucy schluckte, ehe sie den Satz beendete, „dass ich mich auf
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