Ein Traum von Glueck und Liebe
nun endlich wieder Lucy übergeben könnte, tat er es deutlich erleichtert. „Hör mal, die Sache ist die, also meine Mom war ganz aus dem Häuschen, als sie hörte, dass sie eine Enkelin hat.“
Darüber konnte Lucy sich nur wundern. „Du könntest deiner Mutter Fotos von ihr schicken.“ Sie legte die schlummernde Emily sanft in die Tragtasche zurück.
Kenny hatte es sich mittlerweile im Wohnraum bequem gemacht und kam sofort wieder auf sein Thema zurück. „Mom ist nicht an Fotos, sondern am Kind selbst interessiert. Sie will es sehen.“
Lucy beobachtete Kenny mit Interesse, wie er seinen ganzen Charme einsetzte.
Es war die gleiche Show – das verwegene Lächeln, die Art, wie er sich zu ihr vorbeugte, die einstudierten Bewegungen. War sie wirklich erst im vergangenen Winter darauf reingefallen?
„Du siehst wirklich fantastisch aus“, rief er gewollt begeistert. „Erst vorgestern habe ich mit Mom über eine finanzielle Unterstützung meiner, äh, Tochter gesprochen, und da ist sie auf eine großartige Idee gekommen.“ Er lehnte sich weit vor und sah Lucy ins Gesicht. „Wenn du mich heiratest, könnte sie Emily öfter sehen.“
„Heiraten?“ Das sollte doch wohl kein Antrag sein. Auch wenn es sich nicht anhörte, als ob Kenny einen Witz machte. „Warum sollten wir so etwas Absurdes tun?“
„Wir standen kurz davor zu heiraten, schon vergessen?“ fragte er herausfordernd. „Damals war ich einfach noch nicht bereit.“
Aha, und jetzt war er es?
„Du bist noch immer nicht bereit“, teilte Lucy ihm kurz angebunden mit. „Schick deiner Mutter ein Foto.“
„Damit gibt sie sich nicht zufrieden.“ Er hörte sich fast verzweifelt an. Etwas stimmte hier nicht. „Sie freut sich so auf ihre Enkelin“, fuhr er hastig fort. „Du weißt ja, sie hatte nur Jungs, und nun hat sie endlich Gelegenheit, ein Mädchen zu verwöhnen.“
Nur weil seine Mutter so sehr ein Mädchen in der Familie haben wollte, war es noch lange kein Grund, Kenny zu heiraten. „Sie kann ja hierher kommen und ihre Enkelin verwöhnen.“
Doch Kenny ließ sich nicht abbringen. Er schien Lucy nicht einmal gehört zu haben. „Und wenn wir heiraten“, sagte er, unterbrach sich aber gleich wieder mit einem kläglichen Seufzer. „Na ja, vielleicht würden wir nicht gerade das großartigste Paar abgeben.“ Er sah sie mit dem gleichen gespielt schüchternen Grinsen an, das ihr während ihrer gemeinsamen Monate immer mehr zuwider geworden war. „Ich meine, wir haben uns weiterentwickelt.“
„Stimmt. Und deshalb gibt es für uns auch kein Zurück“, entgegnete Lucy ruhig.
„Nun ja… ich meine, nein. Das muss auch nicht sein. Wir brauchen nicht vorzugeben, dass wir ineinander verliebt sind oder so was in der Richtung.“
Kenny erwärmte sich geradezu für diesen Plan. „Wenn du dir das durch den Kopf gehen lässt, wirst du sehen, dass diese Ehe rundum eine wirklich tolle Sache ist, bei der wir nur gewinnen können. Wir alle können davon profitieren. Meine Mutter bekommt ihre Enkelin, du kannst überall hinreisen, bekommst neue Kleider, ein Auto mit Chauffeur, was immer du dir wünschst.“
Als ob das die Dinge leichter machen würde!
„Wir könnten immer noch unser eigenes Leben führen.“ Kenny war jetzt in seinem Fahrwasser, setzte sich aufs Sofa und gestikulierte mit beiden Händen.
„Du weißt schon, wegen der Turniere würde ich kaum zu Hause sein, und du könntest tun, was immer du möchtest. Auf diese Weise könnte Mom davon abgehalten werden, das Sorgerecht zu beantragen.“
Sie musste das missverstanden haben. „Sorgerecht?“ wiederholte Lucy mit leiser Stimme, und Kenny zuckte die Schultern.
„Ach, weißt du, sie will ihrer Enkelin eben jeden erdenklichen Vorteil verschaffen.
Es wäre viel leichter, einfach zu heiraten, so wie wir es anfangs auch vorgehabt haben.“ Kenny streckte sich, als ob er die Halsmuskeln entspannen müsste. Dann begegnete er Lucys Blick mit einem beschämten Ausdruck. „Es war meine Schuld, dass es nicht dazu kam, okay! Ich gebe es zu.“
Lucy war, als ob sie nicht mehr atmen könnte. Sie konnte ihn nur anstarren, während ihr das Wort ,Sorgerecht’ immer noch in den Ohren klang.
„Hör mal“, sagte er dann, als ob er sich verteidigen müsste. „Meine Mutter kann wirklich eine Menge für Emily tun.“ Dem würde jede Sozialarbeiterin nur zustimmen, falls es zu einer gerichtlichen Verhandlung um das Sorgerecht kommen sollte. „Und wenn es dir darum
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