Ein Tropfen Blut
Trennung ändern, aber es kam immer etwas dazwischen.«
»Ist Ihnen auch nur ansatzweise klar, was Sie den anderen Opfern angetan haben?«, mischte sich Schäfer angeekelt ein. »Besonders der zweiten Frau, die Sie fast abgeschlachtet haben?«
Lacour sah zur Seite. »Wenn die erste Frau doch gleich zur Polizei gegangen wäre… Ich musste sicher sein, dass Sie von den Vergewaltigungen erfahren, sonst hätte mein Plan nicht funktioniert. Und deshalb musste die andere in einem Zustand sein, in dem sie auf jeden Fall ins Krankenhaus musste.«
»Und was war mit unserem Kollegen?«, fragte Wielert.
Der Mann, auf den sich beinahe hypnotisch fünf Augenpaare richteten, seufzte erneut. »Ein Unfall«, beteuerte er dann. »Nach… nach dem Mord an Achmed stand der Kerl plötzlich hinter mir. Ich hatte gerade den Bulli geparkt. An einer extra ruhigen Stelle, um den Wagen los zu werden – ich brauchte den ja nicht mehr. Der Mann war richtig überdreht. Als er nach seinem Handy griff, wollte ich ihm nur die Pistole aus der Hand schlagen, aber das klappte nicht. Wir haben um die Waffe gekämpft und dabei hat sich ein Schuss gelöst. Ehrlich, das wollte ich nicht. Ich bring doch keinen Polizisten um…«
Wielert lehnte sich zurück und atmete durch. Endlich, endlich hatten sie das Puzzle gelöst. Wenn auch nur mit Glück. »Kleine Mittagspause«, entschied er nach einem Blick auf seine Uhr. »Lasst den Kerl abführen.«
»Bekomme ich denn nun eine Zigarette?«, bettelte Lacour.
Katharina zog die Nase kraus. »Von mir im Leben nicht.«
»Himmel, da haben wir aber Schwein gehabt, was?«, seufzte Hofmann, als die Beamten allein waren. »Wenn der sich nicht Gisberts Blut gegriffen hätte, sondern das von irgendeinem Otto Normalverbraucher, wären wir ganz schön im Arsch gewesen.«
»Und wenn meine Oma ein Bus wäre, könnte sie hupen«, bemerkte Katharina treffend. »Am wichtigsten ist im Moment, dass Gisbert voll rehabilitiert ist.«
»Anscheinend wollte er mit Lacours Festnahme seine vorher begangenen Sünden wieder gutmachen«, überlegte Wielert laut. »Als das Fax aus der Gerichtsmedizin kam, muss ihm eine ganze Kaskade von Lichtern aufgegangen sein.«
»Genau«, erklärte Gassel. »Gleich am nächsten Morgen war er im Krankenhaus und hat sich Lacours Namen besorgt. Wahrscheinlich hat Gisbert Lacour genau in dem Moment abgepasst, als er von zu Hause aus losgefahren ist, um den Bulli zu holen und damit zur Bar zu fahren.«
»Warum war Lacours Name nicht auf der Liste, die wir aus dem Krankenhaus bekommen haben?«, fragte Hofmann.
»Tücken der Bürokratie. In den Unterlagen, die uns zur Verfügung standen, wurden nur die regelmäßigen Spender berücksichtigt. Neue Spender werden erst in die Kartei aufgenommen, wenn sie eine Probe ihres Blutes zur Untersuchung dagelassen haben. Und da Lacour zu der letzten Gruppe gehörte, schlummerte sein Anmeldungsbeleg getrennt von den übrigen Listen.«
»Und als Gisbert aus der Bar rannte, um Lacour zu verfolgen, rasselte er mit diesem Lehrer zusammen«, kam Schäfer auf den vorhergehenden Gedankengang zurück.
»So ein Idiot!«, meinte Gassel. »Warum hat er nicht einfach Verstärkung gerufen?«
»Tja, das werden wir wohl nie erfahren«, seufzte Hofmann. »War das mit der Mittagspause gerade ernst gemeint?«
43
Uwe Baltrusch verschränkte die mächtigen Arme hinter dem Kopf, presste seinen Rücken gegen die protestierende Stuhllehne und grinste. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
»Unser voller Ernst«, entgegnete Wielert ungerührt. »Und je länger ich über die Aussage von Herrn Lacour nachdenke, umso schlüssiger wird sie für mich.«
»Ihr Problem«, zuckte Balu mit den Schultern. »Beweisen Sie es.«
»Daran arbeiten wir«, erklärte der Leiter des KK 11 zuversichtlich. Hofmann und Schäfer hatten nach Lacours Geständnis dessen Wohnung durchsucht und den Briefumschlag sowie den letzten Tausender aus Balus Zahlung gefunden. Ein einziger Fingerabdruck würde reichen. »Ihr Freund ist zwar ein ausgeschlafenes Bürschchen, aber allein konnte er den Mord an Ihrem Boss nicht durchziehen.«
»Ach nein?«, fragte Balu zurück.
»Nein«, beharrte Katharina, die den bulligen Zuhälter schon seit gut zwei Stunden zusammen mit Wielert ohne großen Erfolg bearbeitete.
Gassel und Schäfer kümmerten sich derweil unter den strengen Augen der neuen Staatsanwältin im Nebenzimmer um Maria Claas.
»Allein die Geschichte, dass Lacour rein zufällig
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