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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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„wenn Sir Alistair uns eine Kutsche holen lässt, können wir doch einfach wieder nach Hause fahren und brauchen die Küche nicht zu putzen."
    Mit einem Mal verspürte Helen eine große Müdigkeit. Sie war keine Haushälterin, und sie würde nie eine sein. Sie hatte keine Ahnung, wie man einen Großputz bewerkstelligte, ja, sie schaffte es nicht mal, ein Feuer am Brennen zu halten. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, hierherzukommen und sich auf diese unüberwindbare Aufgabe einzulassen? Vielleicht hatte Sir Alistair ja recht.
    Vielleicht sollte sie sich einfach geschlagen geben und den Weg gehen, den sie gekommen war.

3. Kapitel
Die Burg war finster und unergründlich. Wahrsprecher folgte dem schönen jungen Mann durch ein Labyrinth dunkler, verwinkelter Gänge, die in immer weitere dunkle, verwinkelte Gänge mündeten, und obwohl sie lange so liefen, begegneten sie auf ihrem Weg doch keiner Menschenseele. Schließlich führte der junge Mann ihn in einen großen Bankettsaal und tischte ihm Braten, Brot und Früchte auf, und der Soldat aß alles mit Dank, denn es war Jahre her, dass er ein so köstliches Mahl genossen hatte. Während Wahrsprecher es sich schmecken ließ, saß der junge Mann stumm dabei und sah ihm lächelnd zu ...
    Aus „Der Wahrsprecher"
    H elen ließ den Kopf aufs Polster sinken, als sie die Burg hinter einer Wegbiegung nicht mehr sehen konnte.
    „Das war vielleicht eine dreckige Burg", bemerkte Abigail vom Sitz gegenüber.
    Helen seufzte. „Ja, mein Schatz, das war sie."
    Eine heruntergekommene Burg und ein ausgesprochen mürrischer Burgherr — und sie hatte kapituliert. Als sie mit ihrem Gepäck hinaus zur Kutsche gegangen waren, hatte sie eine Bewegung hinter einem der hohen Turmfenster wahrgenommen. Wahrscheinlich Graf Grimmig, der über ihre Niederlage triumphierte.
    „Unser Haus in London ist viel schöner", sagte Abigail. „Und vielleicht freut der Duke sich ja, dass wir zurückkommen."
    Helen schloss die Augen. Nein. Nein, das würde er nicht. Abigail schien zu glauben, dass sie zurück nach London fuhren, aber das kam überhaupt nicht infrage. Lister würde sie gewiss nicht mit offenen Armen willkommen heißen. Die Kinder würde er ihr wegnehmen und sie selbst hinauswerfen.
    Wenn sie Glück hatte.
    Sie sah Abigail an und versuchte zu lächeln. „Wir gehen nicht zurück nach London."
    Abigails Miene trübte sich. „Aber ..."
    „Wir werden schon einen anderen Ort finden, an dem wir bleiben können." Und uns verstecken können.
    „Ich will nach Hause", sagte Jamie.
    Kopfschmerzen begannen hinter ihren Schläfen zu pochen. „Wir können aber nicht nach Hause, Schätzchen."
    Jamie schob die Unterlippe vor. „Ich will ..."
    „Es geht aber einfach nicht!" Helen holte tief Luft und meinte dann etwas sanfter: „Es tut mir leid. Mama tut der Kopf weh. Lasst uns später darüber reden. Jetzt müssen wir erst mal eine neue Unterkunft finden."
    Aber wohin konnten sie gehen? Castle Greaves mochte ein Dreckstall und der Burgherr unausstehlich gewesen sein, aber als Versteck war es nahezu ideal. Sie strich über ihre Röcke, tastete nach dem kleinen Lederbeutel, den sie darunter trug und in dem etwas Geld und ein wenig Schmuck waren — ihre eiserne Notreserve, aus Listers Geschenken angespart. Damit würden sie eine Weile auskommen, aber einen Ort zu finden, an dem eine alleinstehende Frau mit zwei Kindern keine Aufmerksamkeit erregte, würde nicht einfach sein.
    „Soll ich aus dem Märchenbuch vorlesen?", fragte Abigail leise.
    Helen sah sie an und musste trotz allem lächeln. Manchmal konnte ihre Tochter ein richtiger Schatz sein. „Ja, bitte, das wäre schön."
    Abigail schien erleichtert und begann in der Tasche zu ihren Füßen nach dem Buch zu suchen.
    Neben ihr hüpfte Jamie auf seinem Sitz auf und ab. „Lies das vor von dem Mann mit dem eisernen Herzen!"
    Abigail holte einen Stapel Papiere hervor und blätterte behutsam die Seiten um, bis sie die gewünschte Stelle fand. Sie räusperte sich und begann langsam zu lesen. „Es war einmal vor langer, langer Zeit, da kamen vier Soldaten nach vielen Jahren des Krieges nach Hause ..."
    Helen schloss die Augen und ließ sich ganz ein auf die hohe, klare Stimme ihrer Tochter. Das „Märchenbuch", aus dem Abigail vorlas, bestand nur aus losen Blättern. Das ursprüngliche Buch war auf Deutsch verfasst, und Lady Vale hatte die Geschichten für ihre Freundin Lady Emeline Hartley ins Englische übersetzt. Ehe Helen und die Kinder in

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