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Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Titel: Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence M.Krauss
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geschlossen, wäre wohl kein Theoretiker so kühn gewesen, heute ihr Vorhandensein vorzuschlagen. Zwar ist es auch möglich, sich vorläufige Hinweise vorzustellen, die nahelegen, dass an dem Bild von einer einzigen Galaxie in einem Universum ohne Big Bang etwas falsch ist – vielleicht beobachtete Elementhäufigkeiten, die nicht normal erscheinen. Dennoch habe ich den Verdacht, dass Ockhams Rasiermesser bewirken dürfte, das einfachste Modell für das richtige zu halten, weshalb man die abnormen Beobachtungen wohl mit irgendwelchen lokalen Effekten erklären würde.
    Bob Scherrer und ich haben auf das Problem verwiesen, dass künftige Wissenschaftler falsifizierbare Daten und Modelle verwenden werden – was als vorbildlich für gute Wissenschaft anzusehen ist –, dabei aber ein falsches Bild des Universums erhalten. Seitdem haben viele unserer Kollegen sich bemüht, Möglichkeiten vorzuschlagen, wie zu erkunden wäre, ob das Universum in ferner Zukunft tatsächlich weiter expandieren wird. Auch ich kann mir mögliche Experimente vorstellen. Ich kann aber nicht erkennen, dass sie gut begründet wären.
    Beispielsweise müsste man helle Sterne aus unserer Galaxie ausstoßen und sie ins All hinausschicken, ungefähr eine Milliarde Jahre warten, bis sie explodieren, und in Abhängigkeit der vor ihrer Explosion erreichten Entfernung versuchen, ihre Fluchtgeschwindigkeiten zu beobachten. Daraus wäre dann vielleicht zu erkennen, ob sie durch eine mögliche Expansion des Raums einen zusätzlichen Kick erfahren haben. Das ist keine einfache Übung, doch selbst wenn man sich vorstellen könnte, das irgendwie auf die Reihe zu bekommen, sehe ich nicht, wie eine National Science Foundation der Zukunft das Experiment finanziert, ohne zumindest noch ein weiteres Argument im Sinne eines expandierenden Universums vorgelegt zu bekommen. Und falls Sterne unserer Milchstraße irgendwie auf natürliche Weise daraus herausgeschleudert würden und auf ihrem Weg zum Horizont aufzuspüren wären, erscheint es mir nicht klar zu sein, dass eine beobachtete abnorme Beschleunigung eines dieser Objekte durch einen so kühnen und seltsamen Vorschlag gedeutet werden könnte, den ein expandierendes, von Dunkler Energie dominiertes Universum darstellt.
    Wir können uns glücklich schätzen, in dieser Zeit zu leben. Bob Scherrer und ich haben es in einem unserer Aufsätze so ausgedrückt: »Wir leben in einer ganz besonderen Zeit – es ist die einzige Zeit, in der wir durch Beobachtung feststellen können, dass wir in einer ganz besonderen Zeit leben!«
    Das war ein wenig scherzhaft gemeint, doch es ist ernüchternd, darauf hinzuweisen, dass jemand die besten verfügbaren Beobachtungsinstrumente und theoretischen Werkzeuge verwenden kann und trotzdem ein völlig falsches Bild des Universums im großen Maßstab erhält.
    Dessen ungeachtet sollte ich festhalten, dass falsche Daten zwar zu einem falschen Bild führen können. Das aber unterscheidet sich sehr von dem (falschen) Bild, das jene erhalten, die es vorziehen, empirische Daten zu ignorieren und stattdessen ein Bild der Schöpfung zu erfinden, das der offenkundigen Realität ansonsten widerspräche, wie etwa die Jünger des Junge-Erde-Kreationismus. Das gilt auch für diejenigen, die stattdessen etwas benötigen, für das es keinerlei beobachtbare Belege gibt (wie eine göttliche Intelligenz), um damit ihre Sicht der Schöpfung mit ihren Vorurteilen zu versöhnen. Was noch schlimmer ist – es gilt auch für diejenigen, welche sich an Märchen über die Natur klammern, in denen die Antworten vorgegeben sind, ehe auch nur eine Frage gestellt werden kann. Wenigstens die Wissenschaftler der Zukunft werden ihre Einschätzungen auf die besten verfügbaren Beweise gründen und wie wir alle (oder zumindest wie wir Wissenschaftler) anerkennen, dass neue Beweise uns vielleicht dazu bringen können, unser zugrunde liegendes Bild der Wirklichkeit zu verändern.
    In dieser Hinsicht lohnt es sich anzumerken, dass wir möglicherweise auch heute etwas verpassen, was beobachtbar gewesen wäre, wenn wir nur vor zehn Milliarden Jahren gelebt hätten oder vielleicht 100 Milliarden Jahre in der Zukunft leben würden. Trotzdem sollte ich noch einmal betonen: Das allgemeine Bild des Big Bang ist durch Daten aus allen Bereichen zu gut begründet, als dass

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