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Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Titel: Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence M.Krauss
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lässt sich vielleicht auf die Entstehung unseres Universums anwenden. Alle Beispiele, die ich bislang geliefert habe, schließen tatsächlich ein, dass etwas hervorgegangen ist aus dem, was man als Nichts zu bezeichnen versucht ist, wohingegen die Regeln , also die Gesetze der Physik, vorgegeben sind. Woher kommen diese Regeln?
    Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder sie werden von Gott oder einem göttlichen, nicht an die Regeln gebundenen und außerhalb von ihnen existieren Wesen festgelegt (entweder aufgrund einer Laune oder in bestimmter Absicht), oder sie gehen aus einem weniger übernatürlichen Ablauf hervor.
    Wenn man annimmt, Gott bestimme die Regeln, so ergibt sich das Problem, dass man zumindest fragen kann, was oder wer die Regeln für Gott festgelegt hat. Darauf erhält man gewöhnlich die Antwort, Gott sei – neben seinen vielen anderen spektakulären Merkmalen – die Ursache aller Ursachen , wie es die römisch-katholische Kirche formuliert, oder die Erste Ursache (so Thomas von Aquin) oder in der Sprache des Aristoteles der Erste Beweger .
    Interessant ist, dass Aristoteles das mit einer Ersten Ursache verknüpfte Problem erkannte und deshalb zu dem Schluss kam, das Universum müsse ewig sein. Zudem musste Gott, den er als reines, in sich selbst aufgehendes Denken ansah, dessen Liebe den Ersten Beweger veranlasste, die Bewegung anzustoßen, auch selbst ewig sein; er verursachte die Bewegung nicht dadurch, dass er sie erschuf, sondern legte vielmehr den finalen Zweck der Bewegung fest, der seinerseits, wie Aristoteles meinte, ewig zu sein hatte.
    Aristoteles hatte den Eindruck, eine Gleichsetzung der Ersten Ursache mit Gott sei alles andere als zufriedenstellend. Tatsächlich meinte er, die Vorstellung Platons von einer Ersten Ursache sei falsch, besonders weil Aristoteles der Meinung war, jede Ursache müsse einen Vorläufer haben – daher die Forderung, das Universum müsse ewig sein. Übernimmt man dagegen die Ansicht, Gott sei die Ursache aller Ursachen und deshalb ewig, selbst wenn das für unser Universum nicht gilt, so gelangt die Aneinanderreihung von Warum-Fragen als reductio ad absurdum in der Tat an ein Ende. Das geschieht allerdings, wie ich betont habe, nur um den Preis, dass man eine bemerkenswerte, allmächtige Wesenheit einführen muss, für die es einfach keinen weiteren Beleg gibt.
    Was das angeht, ist hier noch ein weiterer wichtiger Punkt hervorzuheben. Die augenscheinlich logische Notwendigkeit einer Ersten Ursache ist für jedes Universum, das einen Anfang hat, ein reales Thema. Folglich lässt sich eine solche deistische Sicht der Natur nicht allein auf logischer Basis ausschließen. Doch selbst in diesem Fall ist es entscheidend, sich klarzumachen, dass bei dieser Gottheit keine logische Verbindung zu den personalen Gottheiten der großen Weltreligionen existiert – trotz der Tatsache, dass sie oft zu ihrer Rechtfertigung herangezogen wird. Ein Deist, der sich veranlasst sieht, nach irgendeiner übergeordneten Intelligenz zu suchen, die in der Natur Ordnung hervorbringt, wird durch die gleiche Logik im Allgemeinen noch nicht zum personalen Gott der Schriften hingezogen werden.
    Diese Fragen sind über Jahrtausende hinweg erörtert und debattiert worden – von brillanten und nicht ganz so brillanten Köpfen, wobei viele der Letzteren mit diesen Erörterungen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Mittlerweile können wir uns diesen Fragen wieder zuwenden, weil wir aufgrund unseres Wissens über die Natur der physischen Realität einfach besser informiert sind. Weder Aristoteles noch Thomas von Aquin wussten etwas von der Existenz unserer Galaxie und erst recht nichts vom Big Bang oder der Quantenmechanik. Daher müssen die Fragen, mit denen sie und spätere Philosophen des Mittelalters sich auseinandersetzten, im Licht neuer Erkenntnisse gedeutet und verstanden werden.
    Sehen wir uns beispielsweise – im Licht unseres neuen kosmologischen Modells – Aristoteles’ These an, dass es keine Ersten Ursachen gibt, oder vielmehr, dass Ursachen tatsächlich in alle Richtungen unendlich weit nach rückwärts (und vorwärts) reichen. Es gibt keinen Anfang, keine Schöpfung, kein Ende.
    Soweit ich bislang dargestellt habe, wie etwas fast immer aus einem »Nichts« hervorgehen kann, habe ich mich entweder darauf konzentriert, dass etwas aus einem bereits vorhandenen leeren

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