Ein unmoralisches Angebot
Anscheinend zog
sie alle Register, um in ihrer Rolle als jungfräuliche Unschuld
glaubhaft zu wirken. Ob ihre Kunst ihr auch noch half, wenn sie
ausgestreckt unter ihm lag?
"Das
… das kann doch nicht Ihr Ernst sein!" Die Entrüstung
stand ihr wirklich gut. "Ich … Sie können doch nicht
annehmen … Ich meine …"
"Ich
kann mit Ihnen tun und lassen, was ich will, Miss Kingston, denn Sie
befinden sich in meinem Land und damit in meiner Macht. Solange Ihr
Bruder seine Schulden nicht beglichen hat, stelle ich die
Bedingungen."
Sie
schüttelte den Kopf, und einige ihrer herrlichen blonden Locken
fielen ihr in die Stirn.
"Das
darf doch nicht wahr sein! Sie müssen mich gehen lassen!"
Zakour
war immun gegen weibliche Tränen, und so konnte er Amy Kingstons
bühnenreife Vorstellung durchaus genießen. Statt ihren
Tränen freien Lauf zu lassen, kämpfte Amy dagegen an und
bewahrte Haltung. So wirkte sie nicht schwach und weinerlich, sondern
mutig und außerordentlich begehrenswert.
"Wenn
Sie das glauben, machen Sie sich etwas vor, Miss Kingston. Sie hätten
sich die Sache besser überlegen sollen, anstatt Ihrem Bruder
voreilige Versprechungen zu geben. Ich lasse Sie erst gehen, wenn ich
ihn an Ihrer Stelle habe."
Zakour
wandte ihr den Rücken zu und blickte aus dem Fenster, weil es
ihm gegen seinen Willen zu Herzen ging, als ihr nun doch eine Träne
über die Wange lief.
Frauen!
dachte er und atmete tief durch, um diese unerwartete Reaktion auf
ihr durchsichtiges Spiel im Keim zu ersticken.
"Aber
was sind schon zwei Monate?" beharrte sie. "Warum bauschen
Sie die Sache so auf?"
Abrupt
drehte er sich wieder zu ihr um. Dass sie jetzt versuchte, ihm, dem
Geschädigten, die Schuld zuzuweisen, war unerhört! Mühsam
seine Wut beherrschend, ging er langsam auf sie zu.
Er
kam ihr so nah, dass er erkennen konnte, wie seidig und lang ihre
dichten Wimpern waren, und er sah die kleine Ader, die sich bläulich
unter der zarten Haut ihres Halses abzeichnete und aufgeregt pochte.
Er
verachtete sich selbst, weil er erneut nach dieser Frau verlangte.
Was hatte sie schon zu bieten außer einem schönen Körper?
"Ihr
Bruder hat nach dem in Kazban geltenden Recht eine Straftat
begangen!" herrschte er sie an.
"Eine
… Straftat? Was kann Peter dafür, wenn die Kurse sinken?
Davon sind doch nicht nur Sie betroffen! Es handelt sich um das ganz
normale Risiko, das jeder eingeht, der sein Geld in Aktien anlegt.
Von einem Verbrechen kann überhaupt keine Rede sein."
Zakour
musterte sie angewidert. Warum gab sie nicht endlich zu, dass ihr
Bruder ein Vermögen verspekuliert hatte – mit dem Auf und
Ab der Börsenkurse hatte das nicht das Geringste zu tun. Peter
Kingston besaß keinen Penny mehr, sogar sein Eigenheim hatte er
bis an die Grenze mit Hypotheken belastet. Warum verschwieg sie diese
Tatsachen? Bildete sie sich wirklich ein, ihn mit ihrem unschuldigen
Getue hinters Licht führen zu können?
"Mein
Bruder wird seinen Verpflichtungen in zwei Monaten in vollem Umfang
nachkommen." Trotzig hob sie das Kinn. "Sie haben keinen
Grund, mich hier festzuhalten."
Amy
atmete stoßweise, und unter dem dünnen Stoff ihres Kleides
zeichneten sich ihre Brüste deutlich ab. Als sie ihn dann auch
noch mit leicht geöffneten Lippen ansah, lächelte Zakour
zufrieden. Diese Frau war mit ihren Gedanken bei den Freuden der
Liebe und nicht bei Börsenkursen und Zahlungsfristen.
Amy
Kingston mochte bestechlich sein, doch sie war die Versuchung in
Person. Sie besaß eine erotische Ausstrahlung, der er sich
nicht entziehen konnte. Er biss die Zähne zusammen und kämpfte
gegen sein Verlangen.
"Ich
werde Sie hier behalten, solange ich es für nötig erachte",
antwortete er, äußerlich völlig ruhig.
"Das
geht nicht! Peter erwartet mich zu Hause."
"Er
weiß, wo Sie sind, und kann Sie jederzeit abholen – wenn
er den Mut besitzt, sich in die Höhle des Löwen zu wagen."
"Peter
ist kein Feigling!"
Zakour
verstand nicht, weshalb sie ihren Bruder derart leidenschaftlich
verteidigte. "Sagen Sie, Miss Kingston", fragte er höflich
interessiert, "warum haben Sie diese Mission eigentlich
übernommen?"
"Um
Peter zu helfen, weil er momentan keine Zeit hat", erwiderte sie
spontan, errötete dann jedoch leicht und zögerte etwas.
"Ehrlich gesagt habe ich mich auch auf ein kleines Abenteuer
gefreut. Dass es als Katastrophe enden würde, wäre Peter
und mir nicht im Traum eingefallen. Was bringt es Ihnen eigentlich,
mich gefangen zu nehmen?"
Es
war
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