Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
Sie und Oliver sind seit drei Wochen geschieden. Wir überlegen allerdings, sie zur Taufpatin unseres Babys zu machen.
Stephan schäumte einige Tage vor Wut, als er erfuhr, dass Evelyn ihm den Job vor der Nase weggeschnappt hatte. Auch jetzt noch zuckt er jedes Mal schmerzlich zusammen, wenn jemand Evelyns Namen erwähnt, aber es wird besser.
Es war ein bisschen kompliziert, all unsere Besitztümer auseinander zu dividieren, aber schließlich haben wir es doch geschafft. Ich habe Stephan seinen Anteil an der Gärtnerei abgekauft, und Evelyn hat Oliver seinen Anteil am Penthouse abgekauft. (Den Z4 hat er ihr geschenkt.) Allerdings braucht Evelyn die Wohnung ja zurzeit nicht, da sie in Chicago ein traumhaftes Apartment gemietet hat, ganz minimalistisch eingerichtet. Also hat sie das Penthouse untervermietet, zu einem wirklich fairen Preis, da konnte Stephan trotz aller Aversionen nicht widerstehen. Schließlich brauchte er eine neue Bleibe, und das Penthouse macht ja nun auch wirklich etwas her. Ab und zu fahre ich ihn besuchen, um auf der Dachterrasse nach dem Rechten zu sehen. Stephan hat nun einmal einfach keinen grünen Daumen. Und seine neue Freundin auch nicht. Er hat sie in der Firma kennen gelernt, eine nett aussehende Sekretärin, die keinerlei Ambitionen zeigt, die Karriereleiter emporzusteigen. Ich hoffe, das garantiert ihr ein gutes Auskommen mit Stephan, denn Stephanerträgt es nicht, wenn seine Frau mehr Geld verdient als er.
Oliver und ich kommen jedenfalls bestens miteinander aus. Wir wohnen in der Ruine, die mittlerweile diesen Namen wirklich nicht mehr verdient hat. Wir haben da weitergemacht, wo Evelyn aufgehört hatte: Mit Herr Kabulkes tatkräftiger Hilfe haben wir uns Zimmer für Zimmer vorgeknöpft, Etage für Etage. Jetzt ist die Ruine ein richtiges Schmuckstück geworden, überwiegend im schwedischen Landhausstil eingerichtet. Na ja, jedenfalls denke ich, dass es schwedisch sein könnte. Seit Evelyn nicht mehr da ist, entwickle ich allmählich meinen eigenen Stil. Elisabeth, mit der ich seit dem Riesenkürbisstadium nur noch walke (seit kurzem nur noch watschele), sagt aber, es sei trotzdem alles ausgesprochen hübsch geworden. Eigentlich sagen das alle. Oliver hat darauf bestanden, dass wir getrennte Badezimmer einrichten, wegen meines Ling-Ling-Problems, und zu Anfang hielt ich das auch für eine sehr rücksichtsvolle Idee. Aber mittlerweile bin ich gar nicht mehr so prüde und gehemmt, wie ich einmal war. Im Gegenteil, seit kurzem will ich nicht mal allein aufs Klo gehen, aus Angst, den Heißluftballon nicht mehr hochzuwuchten. So eine Schwangerschaft wirft alle Erziehungsgrundsätze über den Haufen. Ich will sogar, dass Oliver bei der Geburt dabei ist, ganz egal, was meine Pflegemutter auch darüber denkt. So etwas will ich auf keinen Fall allein durchstehen müssen.
Sie sehen also, alles ist bestens. Na gut, Stephan und ich, wir verstehen uns noch nicht gerade wirklich gut, aber das wäre wohl auch etwas viel verlangt, unter den Umständen. Es ist tatsächlich so, wie Evelyn es sehr passendformulierte: »Stephan erträgt die Niederlage wie ein Mann. Er macht seine Frau dafür verantwortlich.« Seine Ex-Frau, um genau zu sein. Seit knapp zwei Wochen sind wir ebenfalls offiziell geschieden. Leider ist er sehr nachtragend und verdreht die Ereignisse nun im Nachhinein gerne schon mal. Vor allem, dass ich jetzt mit Oliver zusammen bin und dass ich Olivers Baby erwarte, empfindet er als Angriff auf sein Ego. Neulich erst sagte er, er habe überhaupt nur deshalb etwas mit Petra angefangen, weil ich ihn mit seinem eigenen Bruder betrogen hätte. Nun ja, wir wissen ja Gott sei Dank alle, wie es in Wirklichkeit war.
Was aus Petra geworden ist, weiß ich nicht genau. Elisabeths Freundin Hanna schwört aber, sie habe sie in der neu eröffneten Gartenabteilung des Baumarktes gesehen, in dem Kittel, den die Angestellten dort tragen, grün mit einem orangefarbenen Nagetier darauf. Hanna sagt, der Kittel sei ausgesprochen günstig geschnitten gewesen, man hätte fast nichts von Petras O-Beinen erkennen können. Aber Petra hätte ein miesepetriges Gesicht gemacht. Wenn die Geschichte wahr ist, können die die Gartenabteilung gleich wieder schließen: Petra wird die weiblichen Kunden im Nu vergraulen, und die männlichen Kunden wird sie in diesem Kittel wohl auch nicht wirklich becircen können. Mir ist es egal. Diese Gartenabteilung ist, wie ich es vorausgesehen hatte, keine wirkliche Konkurrenz für
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