Ein unverbindliches Ja
Fenster. Dabei entdecke ich plötzlich tiefbraune Augen. Die Nebelmaschine sorgt dafür, dass ich nur die Umrisse der Person mit den fesselnden Augen erkennen kann. Als sich der Rauch etwas lichtet, sehe ich einen großen, schlanken Typ mit markanten Gesichtszügen. Er wird ungefähr in meinem Alter sein, denke ich, als er mir auf einmal den dichten Qualm der Nebelmaschine entgegenwedelt. Ich spiele mit und fächele ihm den Rauch zurück.
Daraufhin faucht er mich an: »Findest du das vielleicht witzig?«
Innerlich schrecke ich zusammen und sage nur: »Ja, eigentlich schon!«
Eifrig wedelt er den Rauch zurück und fängt laut an zu lachen. Ich bin erleichtert! Wir tanzen ungefähr eine halbe Stunde lang, ohne auch nur ein Wort zu wechseln, bis er mich endlich fragt, ob wir kurz rausgehen wollen.
»Natürlich ohne Hintergedanken!«, fügt er schnell hinzu.
Draußen erkundigt er sich nach meinem Namen.
»Chlothilde.«
Etwas erschrocken antwortet er, schon eine Chlothilde zu kennen.
»Gefällt dir Mathilda besser?«
Er bejaht.
»Gut, dann nenn mich Mareike!«
Daraufhin fragt er etwas genervt, ob ich nicht noch einen weiteren Namen parat hätte. Als wir schließlich auf ihn zu sprechen kommen, sage ich so zum Spaß: »Und du? Heißt du Nick oder Hendrik?«
Verwundert schaut er mich an. »Woher weißt du das?«
Ohne wirklich zu glauben, dass ich mit Hendrik ins Schwarze getroffen habe, kläre ich ihn über meine hellseherische Begabung auf. Völlig verstört zieht er seinen Ausweis aus der Innentasche seines Sakkos und zeigt ihn mir. Mein albernes Gerede erweist sich doch tatsächlich als Wahrheit. Ich lese: ›Hendrik Bödicke‹. Diesen Nachnamen hat auch der Ex von Suse. Seltsam, denke ich.
Etwas später, mitten in der Unterhaltung, entflammt ein Streit. Dauernd weiß Hendrik alles besser, fällt mir ständig ins Wort und zu guter Letzt vergreift er sich auch noch im Ton. Es wird mir zu bunt. Als ich mich abwende, um zu flüchten, nimmt er meine Hand, zieht mich zu sich heran und haucht mir ins Ohr: »Trägst du einen Slip?«
Ein eigenartiger Typ! Doch aus welchem Grund auch immer – ich spiele mit und hauche ihm mit maximal möglichem erotischem Tonfall die passende Antwort in seine Lauscher: »Ja, Schießer Feinripp, hautfarben, weißt du, diese Bauch-weg-drück-Schlüpfer, die bis unter die Achseln reichen.«
Hendrik schüttelt sich. Überzogen theatralisch. So als hätte ihm meine Antwort richtig wehgetan. Das hat er auch verdient, dieser Möchtegern-Womanizer. Bald darauf bietet er seine Begleitung für den Heimweg an, ich lehne mit der Begründung ab, dass ich mich nur von Minibesitzern heimfahren lasse. Dieser Spruch kommt mir in den Sinn, weil mir der gestrige Autounfall immer noch in den Knochen sitzt.
»Dein Wille ist mir Befehl!«, erwidert Hendrik stolz.
Schnell verabschiede ich mich von Suse und gehe voller Erwartung mit ihm vor die Tür.
Ich glaube an dieser Stelle nicht erwähnen zu müssen, vor was für ein Auto ich nun geführt werde. Es kommt mir alles so unwirklich vor, wie in einem Traum.
Auf der Fahrt kann ich mir die Frage nicht verkneifen, ob er ›Bödicke‹ mit Nachnamen heißt. Um uns jedoch einen Autounfall zu ersparen, füge ich schnell hinzu, dass ich die Information aus seinem Ausweis hätte und diesmal kein Hellsehen im Spiel sei. Sein erschrockenes Gesicht wandelt sich. Er lächelt.
Vor meiner Haustür angekommen steige ich aus, nachdem ich mir seine Telefonnummer auf einen Strafzettel notiert habe. Ich winke ihm überschwänglich zu und er braust in seinem Mini davon. Gut so, er soll schnell verschwinden, nicht dass Harry etwas von meiner neuen Bekanntschaft mitbekommt. Denn irgendwie hat mich die Begegnung mit diesem Hendrik beeindruckt. Ganz egal wie eigenartig er war, der Abend wird als Volltreffer verbucht. Beflügelt schließe ich das Gartentor auf und laufe in die Wohnung.
Mit Schmetterlingen im Bauch krabbele ich etwas später in mein Bett. Harry schnarcht lautstark vor sich hin.
KAPITEL 2:
SPIELTRIEB ODER WAS?
Genau nach einer Woche – also wieder Samstag und wieder Partytime, kurz bevor Harry und ich uns aufmachen – hinterlasse ich meine Handy-Nummer auf Hendriks Anrufbeantworter. (Er hatte mir seltsamerweise seine Festnetznummer gegeben. Deshalb gehe ich davon aus, dass er allein lebt.) Harry gelt sich währenddessen die Haare zu. Warum hat er sie sich vorher überhaupt gewaschen, das Shampoo hätte er sich sparen können. Nun, gut – ich habe
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